Berlin. In diesem Jahr können die Bezirke insgesamt 46 Sportanlagen sanieren. Für die Instandsetzung von Plätzen, Hallen und Funktionsgebäuden – insgesamt 57 Einzelprojekten – stehen 18 Millionen Euro aus dem Sportstättensanierungsprogramm zur Verfügung. Um jedoch alle öffentlichen Sportanlagen bis 2022 in einen akzeptablen Zustand zu bringen, bräuchten die Bezirke das Zehnfache – insgesamt knapp 190 Millionen Euro. Diese Summe sei notwendig, um den Sanierungsbedarf nicht noch weiter anwachsen zu lassen, erklärte Sportsenator Andreas Geisel (SPD) in einem Bericht an den Hauptausschuss des Abgeordnetenhauses. Noch vor zwei Jahren betrug der Etat des Förderprogramms 13,5 Millionen Euro. Ende 2015 hatte der Hauptausschuss beschlossen, die Mittel um 4,5 Millionen Euro, auf jetzt 18 Millionen Euro, zu erhöhen.
Für 2018 hatten die Bezirke insgesamt 66 einzelne Sanierungsprojekte mit einer Summe von 20 Millionen Euro angemeldet. Weil das Budget damit um zwei Millionen Euro überzogen worden ist, konnten nur 57 Bauvorhaben berücksichtigt werden. Reinickendorf – mit 200 Sportvereinen und insgesamt 44.000 Mitgliedern überaus sportbegeistert – hat mit neun Anlagen die meisten Projekte beantragt und auch genehmigt bekommen. Allerdings ist die Summe von insgesamt 1,1 Millionen Euro verhältnismäßig gering im Vergleich zu anderen Bezirken. So hat Pankow zum Beispiel nur zwei Vorhaben angemeldet mit einem Bedarf von 2,1 Millionen Euro.
Prallwand und Gymnastikhalle können saniert werden
Reinickendorf verfügt nach Auskunft von Sportstadtrat Tobias Dollase (parteilos, für CDU) über eine hervorragende Sport-Infrastruktur. Das liege nicht nur an den Sanierungsmitteln, die der Senat jedes Jahr zur Verfügung stellt. Der Bezirk steuere ebenfalls jedes Jahr eigene Investitionsmittel und Geld für die bauliche Unterhaltung bei, so der Stadtrat. In diesem Jahr können unter anderen die Prallwand in der Sporthalle an der Hatzfelder Allee sowie die Gymnastikhalle in der kleinen Halle an der Aroser Allee saniert werden. Geplant ist auch die energetische Sanierung des Sportfunktionsgebäudes am Göschenplatz und an der Schluchseestraße.
Von acht beantragten Anlagen hat Steglitz-Zehlendorf nur die Sanierung von sechs bewilligt bekommen. Damit können jetzt unter anderem der Kunststoffrasen und die Zaunanlage auf dem Sportplatz an der Lippstädter Straße gemacht werden. Auf dem Ernst-Reuter-Sportfeld an der Onkel-Tom-Straße wird die Laufbahn erneuert und das Dach des Funktionsgebäudes. „Wir haben einen Rückstau von 20 Millionen Euro, wenn wir alles optimal herrichten wollten“, sagt Klaus Sonnenschein, Leiter des Schul- und Sportamtes in Steglitz-Zehlendorf. Jedes Jahr müssten zwei Kunstrasenplätze erneuert werden. Zudem sei die Sanierung von allen Flutlichtanlagen ein wichtiges Thema. Ganz schlimm stehe es um den Sportplatz an der Mühlenstraße im Stadtpark Lankwitz. „Eigentlich müsste dort alles abgerissen und erneuert werden“, sagt Sonnenschein. Die Sanierung ist im Jahr 2021 geplant, der Amtsleiter hofft, bis dahin die Anlage erhalten zu können. Von einem „größeren Sanierungsstau“ spricht auch Heike Schmitt-Schmelz (SPD), Sportstadträtin in Charlottenburg-Wilmersdorf. Platz- oder Sportanlagenschließungen habe sie aber nicht zu befürchten.
„Grenzwertige Zustände“ in einigen Sanitäranlagen
Insgesamt sechs Bauvorhaben hat der Bezirk Mitte angemeldet und auch genehmigt bekommen. Dazu gehört die Instandsetzung des Kassenhäuschens vom Poststadion und der Austausch des Naturrasens gegen einen Kunststoffrasen im Stade Napoleon in der Allee du Stade. Doch die Sanierung der sechs Anlagen ist nach Ansicht von Sportstadtrat Carsten Spallek (CDU) nur „der berühmte Tropfen auf dem heißen Stein“. „Nicht nur Schulen haben unter der mehr als 15 Jahre dauernde Vernachlässigung bei der Instandhaltung gelitten. Auch bei Sportanlagen sind die Folgen der Mittelkürzungen unübersehbar“, sagt Spallek. Er spricht von „grenzwertigen Zuständen“ in Umkleide- und Sanitäranlagen, die leider keine Seltenheit wären. Auch die Qualität der Sportflächen und –beläge lasse häufig zu wünschen übrig. Es werde Jahre dauern, bis auch die letzte Sportanlage auf ein vorzeigbares Niveau gebracht werden könnten, sofern dafür die notwendigen Fachfirmen gefunden werden.
Genau das ist ein weiteres Problem. „Der Senat könnte noch so viel Geld zur Verfügung stellen – wir finden dennoch keine Handwerker, die die Aufträge ausführen können“, sagt der Steglitz-Zehlendorfer Sportamtsleiter Sonnenschein. Das hat dazu geführt, dass die Bezirke im Jahr 2017 die 18 Millionen Euro aus dem Sportstättensanierungsprogramm nicht komplett ausgeben konnten. Mehr als eine halbe Million Euro war Ende 2017 noch übrig. So haben Mitte, Pankow, Spandau, Steglitz-Zehlendorf, Treptow-Köpenick und Marzahn-Hellersdorf ihre Bauvorhaben nicht vollständig umsetzen können und 900.000 Euro zurückgegeben. Damit konnten zum Teil die Mehrkosten für Projekte in Friedrichshain-Kreuzberg, Tempelhof-Schöneberg, Neukölln und Reinickendorf ausgeglichen werden.
Als Grund für die Rückgabe der Mittel nennt Sportsenator Andreas Geisel ebenfalls „die sehr angespannte wirtschaftliche Lage und die vielfach überbuchten Auftragsbücher der Firmen“. Bei den Sportplätzen hätte es hingegen auch Probleme mit der Witterung gegeben. Eine Herausforderung sei zudem die zusätzliche Sanierung der Sporthallen gewesen, in denen Flüchtlinge untergebracht worden sind.

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