Berlin. Die Polizei sucht drei Täter, die den Angriff auf die Reinickendorfer Moschee verübt haben sollen. Der Hintergrund der Tat sind unklar.

Nach einem Brandanschlag auf die Koca-Sinan-Moschee in Reinickendorf sucht die Polizei nach drei Männern. Die betroffene Einrichtung an der Pankower Allee wird von der Ditib, dem Dachverband der türkisch-islamischen Gemeinden in Deutschland genutzt. Anwohner hatten in der Nacht zu Sonntag gegen 2 Uhr ein Klirren gehört und die drei unbekannten Männer bemerkt, die vom Tatort wegrannten. Der Hauptraum der Moschee wurde durch das Feuer komplett zerstört, Menschen kamen nicht zu Schaden. Da die Polizei von einem politischen Hintergrund ausgeht, hat der Staatsschutz im Landeskriminalamt (LKA) die Ermittlungen übernommen.

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Am Sonntag versammelten sich nach und nach etwa 300 Angehörige der Moscheegemeinde am Tatort, darunter auch Anwohner und Berliner Politiker, etwa Innensenator Andreas Geisel (SPD), Reinickendorfs Bürgermeister Frank Balzer (CDU) und dessen Parteifreund Burkhard Dregger, innenpolitischer Sprecher der CDU-Fraktion im Abgeordnetenhaus. Er sei gekommen, um seine Solidarität mit den Betroffenen zu zeigen, sagte Geisel, der den Anschlag ebenso wie die beiden CDU-Politiker verurteilte. In gleicher Weise äußerte sich auch der Regierende Bürgermeister Michael Müller (SPD), der von einem Anschlag auf religiöse Freiheit sprach. „Berlin steht für ein friedliches und freies Miteinander, das werden wir mit allen notwendigen Mitteln verteidigen“, sagte Müller.

Bezirksbürgermeister Frank Balzer bot den Betroffenen schnelle Hilfe an. „Wir werden Möglichkeiten suchen, um im Kiez mit Räumlichkeiten zu helfen. Ich werde morgen mit Schulstadtrat Dollase sprechen, inwiefern wir die Reginhard-Grundschule anbieten können“, sagte er der Berliner Morgenpost.

Viele Betroffene verdächtigen kurdische Gruppen

Ungeachtet solcher Hilfsangebote kochte die Stimmung unter vielen der zahlreich versammelten Angehörigen des Moschee-Vereins immer wieder hoch. Schnell wurde der Verdacht geäußert, dass kurdische Gruppen hinter dem Anschlag steckten. Darüber hinaus wurden Vorwürfe laut, die Polizei schütze die Moscheen nicht ausreichend. Besonnene Vereinsmitglieder mussten die Gemüter beruhigen.

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Geisel warnte angesichts des vielfach geäußerten Verdachts gegen kurdische Gruppen mehrfach, für Vermutungen sei es zu früh. Allerdings bezieht auch der Staatsschutz diesen Verdacht in seine Ermittlungen ein. Nicht ausschließen wollte die Polizei am Sonntag auch einen rechten Hintergrund. Extremisten und Populisten, die seit Langem eine vermeintlich zunehmende Islamisierung beklagen, machen dafür unter anderem auch die von der türkischen Regierung gesteuerte Ditib verantwortlich. Die Polizei wollte sich zu möglichen Hintergründen am Sonntag nicht äußern.

Denkbar ist im Moment ein Anschlag kurdischer Gruppen, etwa als Protest gegen das militärische Vorgehen der Türkei in syrischen Kurdengebieten. Daher prüfen die Staatsschützer routinemäßig auch einen möglichen Zusammenhang zwischen dem Anschlag und der kurdischen Spontandemonstration am Sonnabendabend in Kreuzberg. Der Verfassungsschutz registriert nach Angaben eines Beamten seit einiger Zeit nicht nur in Berlin „ein sich zunehmend aufheizendes Klima“ zwischen Kurden und nationalistischen Türken. Das zeigte sich auch bei einer Kurdendemonstration in Hamburg, wo es bei massiven Ausschreitungen mehrere Verletzte gab. Und am Sonntag gingen nach Angaben der Bundespolizei am Flughafen Düsseldorf Kurden und türkische Nationalisten aufeinander los. Darüber hinaus hatten Vertreter einer kurdischen Gruppierung in den vergangenen Tagen wiederholt zu Protesten gegen türkische Militäroperationen aufgerufen.

Insgesamt hatte es am Wochenende Brandanschläge auf zwei Moscheen, das Domizil eines Türkisch-Deutschen Freundschaftsvereins und ein Ladengeschäft gegeben. So brannte es am Sonntag nahezu zeitgleich in der Reinickendorfer Moschee und an einem Gebäude des Freundschaftsvereins im nordrhein-westfälischen Meschede. In Itzehoe schlugen Unbekannte am Sonntagmorgen die Fenster einer Moschee ein und legten Feuer in einem türkischen Gemüseladen.

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