Die Gemeinde des getöteten Pfarrers ist geschockt. Zum Trauergottesdienst in Charlottenburg kam auch Erzbischof Koch.

Unter großer Anteilnahme hat am Sonntag der Trauergottesdienst für den ermordeten Pfarrer der französischsprachigen Gemeinde in Charlottenburg stattgefunden. Rund 500 Besucher, viele sichtlich betroffen, rückten in der Kirche zusammen, die direkt neben den Gemeinderäumen liegt. Dort war Pfarrer Alain G. am Donnerstagabend getötet worden. Zeugen hatten einen Streit gehört und die Polizei gerufen. Sie fand den Geistlichen wenig später in den Räumen leblos vor. Der Täter wurde am Freitag festgenommen. Er wurde auf Anordnung eines Haftrichters in einer psychiatrischen Klinik untergebracht.

Pfarrer Alain G. war Deutscher, gebürtig aus Kongo und seit 2009 als Pfarrer der französischsprachigen Gemeinde tätig, die zu den muttersprachlichen Gemeinden Berlins gehört. Anwesend beim Trauergottesdienst waren auch Familienangehörige von Alain G. Nach dem liturgischen Teil der Messe sprach der Berliner Erzbischof Heiner Koch Familie und Gemeinde in persönlichen Worten sein Beileid aus. Er hatte den Pfarrer, der 54 Jahre alt wurde, schon aus dessen Bonner Zeit als Gemeindepfarrer und Promovend der Theologie gekannt. Zuletzt gesehen hätten sie sich anlässlich eines Gottesdienstes für Erwachsene, die sich taufen lassen wollten. „Pfarrer Alain war ein Mensch mit Fröhlichkeit, Intelligenz und einem priesterlichen Herz.“

Etienne François, emeritierter Geschichtsprofessor der FU und Mitglied des Gemeindekirchenrates, wandte sich ebenfalls in sehr persönlichen Worten an die Gemeinde, deren Mitglieder aus französischsprachigen Ländern auf allen Kontinenten stammen, sehr viele jedoch aus Afrika. „Wir sind schockiert und tief betroffen“, so François. Pfarrer Alain G. sei überaus engagiert gewesen. In seiner Zeit in Berlin habe er zahlreiche Gruppen innerhalb der Gemeinde aufgebaut – vom katholischen Religionsunterricht für alle Altersgruppen über die Vorbereitung der Neu-Katholiken bis zu den zwei Chören, die auch beim Gottesdienst sangen, einer im europäischen, einer im afrikanischen Stil. Besonders wichtig sei es G. gewesen, die Menschen in die Gemeindearbeit einzubinden, so François. Er bezeichnete den Pfarrer wegen seines tiefen Glaubens, seines priesterlichen Ehrgeizes als „militanten Christen“. „Er arbeitete Tag und Nacht. Manchmal bekam ich nach Mitternacht noch E-Mails von ihm.“

Pfarrer G. hatte nicht nur sein Büro, sondern auch seine Wohnräume im Nebengebäude der Kirche. Der mutmaßliche Täter, ein 26-jähriger Mann aus Kamerun, war in der Gemeinde bekannt. „Man hat ihn ab und zu hier gesehen, zuletzt vergangene Woche“, sagt ein Mann aus Burkina Faso, der seit zehn Jahren in Berlin lebt und in der Gemeinde regelmäßig beim Gottesdienst aushilft. Ob der Pfarrer und der Täter sich zuvor kannten, wisse er nicht. „Der Pfarrer wurde oft um Beratung und geistlichen Beistand gebeten, manchmal auch mitten in der Nacht.“ Er meint: So schockierend und unverständlich die Tat sei, „wir werden auch für die Seele des Täters beten“.

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