Berlin. Und schon wieder so ein kritischer Moment: Eine Frau, etwa Anfang 60, fährt an diesem Mittag mit ihrem Fahrrad durch Schöneberg. Am Kaiser-Wilhelm-Platz will sie von der Kolonnenstraße nach links auf die Hauptstraße abbiegen. Als die Ampel Grün zeigt, fährt sie los – auf der seit Kurzem deutlich in Rot markierten Radspur. Doch der Taxifahrer, der ebenfalls aus der Kolonnenstraße kommt und nach rechts abbiegen will, kommt ihr gefährlich nah. Er überfährt die durchzogene, weiße Linie des Radstreifens und stoppt ruckartig erst ganz knapp vor der Radfahrerin. Die Frau erschreckt, fängt an zu schlingern und kann sich nur knapp wieder fangen.
Solche Szenarien spielen sich gerade an dieser Ecke häufig ab. Die Straßenkreuzung Kolonnenstraße/Hauptstraße gilt als eine der gefährlichsten Stellen für Radfahrer in der Innenstadt. Zur Entschärfung hat der Senat den Fahrradstreifen nun für 15 Meter an der Einmündung Kolonnenstraße und direkt nach dem Fußgängerüberweg am Kaiser-Wilhelm-Platz sowie für weitere 27 Meter auf der Linksabbiegerspur an der Kreuzung farbig in Rot markieren und zur besseren Sichtbarkeit ein paar Zentimeter nach innen versetzen lassen.
Beschluss dauert lange, Radfahrerin stirbt
Eine Entschärfung der Verkehrssituation wird an dieser Stelle seit Langem gefordert. Bereits Mitte 2017 hatten die Bezirksverordneten in Tempelhof-Schöneberg vorgeschlagen, mit roter Farbe auf die gefährliche Stelle aufmerksam zu machen. Doch der Beschluss war noch immer nicht umgesetzt, als sich vor einem Monat ein schwerer Unfall ereignete. Als erstes Todesopfer im Berliner Straßenverkehr des aktuellen Jahres ist am 23. Januar eine 52 Jahre alte Radfahrerin auf der Kreuzung gestorben. Auch sie wollte von der Kolonnenstraße nach links auf die Hauptstraße abbiegen, wurde dabei von einem rechts abbiegenden Lkw erfasst und war sofort tot.
Allerdings wird auch die neue rote Radspur noch ziemlich häufig ignoriert. Innerhalb von 15 Minuten überqueren im Mittagsverkehr rund 80 Autos die Kreuzung. Die meisten stoppen. Aber von einigen wird die weiße Linie einfach überfahren. Doch auch nicht alle Fahrradfahrer sind korrekt unterwegs.

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