Berlin. In Marzahn und Grunewald entstehen Wohnungen mit vorgefertigten Bauteilen für Studierende und Auszubildende.

Alle wollen nach Berlin und Studenten sowieso. Fast 190.000 waren im letzten Wintersemester an den Hochschulen immatrikuliert – ein Plus von 3,8 Prozent und ein Rekord. Doch so spannend das Studentenleben in der Großstadt auch sein mag, eine Sorge treibt alle um: Wo wohnen? Und das, ohne sich zu ruinieren? Denn eine anständige Wohnung ist auf dem überhitzten Berliner Markt schon für Vollverdiener schwer zu bekommen, und selbst für ein Zimmer in einer Wohngemeinschaft werden in der Regel mindestens 400 Euro fällig.

Wer es günstiger haben will, sollte einen Blick nach Marzahn werfen. Dort baut die städtische Wohnungsbaugesellschaft Degewo 255 Mietwohnungen, davon 56 für Studenten und Auszubildende. Mietpreis: rund 320 Euro warm. Ein Schnäppchen. „Am selben Standort werden in weiteren Gebäuden aber auch Wohnungen für Senioren und Familien entstehen“, sagt Degewo Vorstandsmitglied Sandra Wehrmann. Bis Herbst 2020 soll alles fertig, 60 Prozent der Wohnungen mietpreisgebunden sein. Der Entwurf stammt vom Büro thoma architekten.

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    Gebaut werden sollen die Einheiten auf einem 9500 Quadratmeter großen Grundstück an der Ludwig-Renn-Straße zwischen Bürgerpark und Stadtteilzentrum. Und zwar als sogenannte Variowohnungen. Dabei soll durch vorgefertigte Bauteile wie Tragkonstruktionen, Badezellen und Fassadenelemente die Bauzeit reduziert und die Bauqualität erhöht werden.

    Das Vorhaben wird vom Bund mit 1,8 Millionen Euro unterstützt. Am gestrigen Freitag wurde die Förderurkunde auf der Internationalen Fachmesse für Bauen und Gebäudetechnik in Berlin an die Degewo überreicht. „Variowohnungen bieten intelligente Lösungen für den demografischen Wandel“, sagt Bundesbauministerin Barbara Hendricks (SPD). „Sie sind flexibel nutzbar, heute für Studierende und Azubis und in Zukunft womöglich für Senioren.“ Bundesweit fördert das Ministerium 20 Variowohnungen-Projekte. Darunter auch eines in Grunewald mit 50 Wohnplätzen, das Ende des Jahres fertig sein soll.

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      Die Hälfte der Studentenbuden in Marzahn verfügt über ein, die andere Hälfte über vier Zimmer. Insgesamt 112 Mieter können unterkommen. Die kleinen Wohneinheiten seien modular zusammenschaltbar und könnten als mö­bliertes Einzelappartement mit Bett, Schrank, Schreibtisch und Kücheneinrichtung oder als Wohngemeinschaft genutzt werden, teilt die Degewo mit. Das Grundstück, das durch den Rückbau eines einstöckigen Plattenbauriegels frei wurde, ist gut zehn Gehminuten vom S-Bahnhof Raoul-Wallenberg-Straße entfernt. Kleiner Standortnachteil: Zu der Technischen Universität und zur Humboldt-Universität dauert die Anfahrt mit öffentlichen Verkehrsmitteln fast eine, zur Freien Universität sogar mehr als eine Stunde.

      500o Suchende stehen noch auf den Wartelisten

      Der Handlungsbedarf beim Thema Studentenwohnungen ist enorm. Laut einer Studie des Instituts der deutschen Wirtschaft haben sich die Mietpreise für solche Unterkünfte seit 2010 mehr als verdoppelt. Gerade mal fünf Prozent der Studenten kommen in den 33 Wohnheimen des Studierendenwerks unter. Das ist deutschlandweit die niedrigste Quote, der Bundesdurchschnitt liegt bei knapp zehn Prozent. 5000 Studierende stehen auf der Warteliste für die günstigen Wohnheimplätze, die Wartezeit beträgt mehrere Semester. Weil sie auf Wohnungssuche sind, verpassen viele den Stoff der ersten Wochen im Semester.

      Bis 2020, so die Ankündigung des Senats, sollen die Wohnungsbaugesellschaften 5000 neue Studentenwohnungen bauen. Davon seien einige Hundert bereits fertig und rund 3500 in Bau oder Planung, sagt Wissenschaftsstaatssekretär Steffen Krach (SPD). Am genannten Ziel werde festgehalten. Zudem will Berlins Regierender Bürgermeister Michael Müller (SPD) die Bafög-Wohnpauschale erhöhen. Sie liegt aktuell bei 250 Euro im Monat. Eine entsprechende Bundesratsinitiative will der Senat Mitte März beschließen.