Berlin. In den Berliner Innenstadtbezirken sind die Mieten deutlich gestiegen. Und die Preise gehen weiter nach oben.

Wer in Berlin eine neue Wohnung sucht, muss sich nunmehr auf zehn Euro kalt je Quadratmeter einstellen. In den begehrten Innenstadtbezirken Charlottenburg-Wilmersdorf (11,23 Euro), Mitte (11,83 Euro) und Friedrichshain-Kreuzberg (11,91 Euro) müssen sich Wohnungssuchende sogar auf Mietforderungen zwischen elf und zwölf Euro einstellen, wie aus dem Immobilienmarktbericht der Bank Berlin Hyp und des Maklerhauses CBRE hervorgeht. Und ein Ende des Preisanstiegs ist nicht in Sicht, sind sich Experten aus der Immobilienbranche einig.

Quelle: CBRE/empirica-systeme

„Weiterhin steigende Mieten, weiter wachsende Bevölkerung und weitere Verdrängung angestammter Mieter aus ihren Wohnungen, weil es die Marktmiete nun einmal hergibt“, fasste Wohnungsstaatssekretär Sebastian Scheel (Linke) die desolate Lage am Wohnungsmarkt in einem kurzen Satz zusammen. „Für Berlins Mieter sind das keine tollen Neuigkeiten“, sagte der Staatssekretär am Donnerstag in einer Podiumsdiskussion mit Mietervertretern und Bauträgern.

Allerdings seien die Möglichkeiten auf Ebene der Landespolitik zur Begrenzung der Mieten weitgehend ausgeschöpft. „Jetzt ist die neue Regierung auf Bundesebene gefordert, die Schlupflöcher bei der Mietpreisbremse zu schließen“, sagte Scheel.

Berliner Mieterverein fordert Reaktion der Politik

Ähnlich sieht das Reiner Wild, Chef des Berliner Mietervereins. „Da die Marktentspannung durch preisgünstigen Neubau im Hinblick auf den Bevölkerungszuwachs nicht zu erwarten ist, braucht es zunächst ein mieterschützendes Sofortpaket der neuen Bundesregierung für Berlin und alle anderen angespannten Wohnungsmärkte“, forderte Wild. Zudem müsse der soziale Wohnungsbau wiederbelebt werden und der Bau günstiger Mietwohnungen vom Finanzamt begünstigt werden.

Christoph Gröner, Vorstandsvorsitzender der CG-Gruppe, die unter anderem das ehemalige Postscheckamt in Kreuzberg und das Bürohochhaus Steglitzer Kreisel in Wohngebäude umwandeln will, mahnte auch von dem Berliner Senat mehr Engagement an: „Preisgünstige Mieten setzen preisgünstiges Bauen voraus, und dazu brauchen wir vor allem preiswertes Bauland, da muss das Land Berlin schnell mehr tun“, sagte er. Seiner Erfahrung nach herrscht in vielen Bezirken zudem ein baufeindliches Klima. „Es dauert einfach viel zu lange, bis aus einer Brachfläche Bauland wird“, ergänzte Helmut Kunze, Regionsleiter Berlin-Brandenburg des Bauträgers Bonava.

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    Als prägnantes Beispiel nannte Kunze die Erfahrungen, die sein Unternehmen mit einem Grundstück an der Kopenhagener Straße am S-Bahnhof Wilhelmsruh in Pankow gemacht hat. Bonava hatte das Grundstück 2012 erworben, der damalige Stadtentwicklungssenator Andreas Geisel (SPD) hatte die Aufstellung eines Bebauungsplans mit rund 300 Wohnungen unterstützt. „Seit zweienhalb Jahren sind wir in enger Abstimmung mit dem Bezirk“, sagte Kunze. Zu seinem Entsetzen sei die neueste Nachricht aus dem Stadtplanungsamt nun, dass leider das Geruchsgutachten fehle, weil nebenan in Reinickendorf eine Schokoladenfabrik stehe. „Das soll nun ein weiteres Jahr dauern.“

    Den interaktiven Mietenatlas der Berliner Morgenpost finden Sie HIER

    Wo man in Berlin noch günstig wohnen kann, erzählt Schauspieler Max Urlacher als Gast im Berlin-Podcast "Molle und Korn":

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