Berlin. Tausende Fans waren enttäuscht, als sie von der Absage der ersten Berlin Konzerte von Helene Fischer hörten. Aus gesundheitlichen Gründen konnte die Sängerin ihre geplanten Shows am Dienstag und Mittwoch nicht geben, am heutigen Freitag findet das Konzert nun statt. Mit ihrer Musik erreicht Helene Fischer die Massen, Junge ebenso wie Ältere . Was ist eigentlich „Schlager“, und warum ist er so populär wie nie?
Mit diesen Fragen beschäftigen sich die Wissenschaftler Vinzenz Hoppe und Mirco Limpinsel von den Universitäten Potsdam und Stuttgart. Die Germanisten suchen nach wiederkehrenden Mustern, nach der Struktur von Schlagerliedtexten. Gemeinsam mit den Teilnehmern ihres Seminars „Topik des deutschen Schlagers“ analysieren sie die Texte und sprechen mit Liedtextern wie Tobias Reitz, aus dessen Feder unter anderem Fischers Hit „Fehlerfrei“ stammt.
„Schlagertexte handeln immer von den gleichen Themenmustern, die zeitgeschichtlich modifiziert werden“, sagen Hoppe und Limpinsel. Typische Aussagen, die in Schlagern mitschwingen seien beispielsweise „Liebe und Leid gehen vorüber“ oder „Frauen wissen, was sie wollen“. Die beiden Wissenschaftler ordnen die deutschen Schlagertexte diesen Aussagen zu, in dem sie die Handlung der Lieder analysieren. Dabei sei ihnen schnell aufgefallen, dass Schlagertexte fest im Mainstream verankert sind.
Schlager will gefallen, nicht originell sein
Thematisch zeichne sich das Genre nicht durch Originalität aus, widme sich genauso wenig dem aktuellem Zeitgeist wie der Tagespolitik und nehme Themen nur dann auf, wenn sie bereits zum Mainstream geworden sind. Die primäre Funktion des Schlagers sei es, zu gefallen, und zwar einer möglichst breiten Hörerschaft. „Der Musikwissenschaftler Peter Wicke hat das stilbildende Prinzip von Schlagertexten als Akzeptanzgewinnung durch Distanzvermeidung charakterisiert“, so Hoppe und Limpinsel. In den Augen der beiden Wissenschaftler treffe es das ziemlich gut. Denn in erster Linie wolle Schlager sich gut verkaufen, gefallen, eben nicht aufstoßen oder sich mit kontroversen Themen befassen. „Das besondere am Schlager ist, dass er nicht den Anspruch erhebt, Kunstwerk zu sein, anders etwa als klassische Musik“, sagen die Schlagerforscher.
Die Jungen schockieren auch schon mal ihre Eltern
Anstatt die breiten Massen zu erreichen, hatte es das Genre lange nicht leicht in Deutschland. „Anders als in anderen Ländern, in denen Popmusik in der Landessprache nichts besonderes war, gab es bei uns nach dem Zweiten Weltkrieg eine gewisse Distanz zu deutschsprachigen Liedern“, erklären Hoppe und Limpinsel. Deutscher Schlager habe sich so als isoliertes und eigenständiges Genre entwickelt. Dass Schlagerstars wie Helene Fischer nun wieder die Herzen von Tausenden, auch jungen Fans erobern, könnte verschiedene Gründe haben. Zum einen orientiere sich die neue Generation Schlagersänger in ihren Bühnenshows eher an US-Größen wie Lady Gaga und ist moderner. Außerdem könne man die heutige Elterngeneration, die mit englischsprachigem Rock aufgewachsen ist, besser mit Helene Fischer schocken als mit den US-Charts.
Nach Absage: Das sind die Ersatztermine von Helene Fischer
Helene Fischer sagt erste Berlin-Konzerte ab