Berlin. Im neuen Forschungsbau der Humboldt-Universität in Adlershof werden goldfarbene Eingänge gebaut, die ins Nirgendwo führen.
Kunst soll Fragen aufwerfen. Wissenschaft soll Fragen beantworten. Zumindest ersteres ist im neuen Forschungsbau der Humboldt-Universität in Adlershof gelungen. Dort entstehen bis Ende des Jahres Büros und Labore für Chemiker, Materialwissenschaftler und Physiker des Integrativen Forschungsinstituts IRIS (Integrative Research Institute for the Sciences). Der Bau wird von Bund und Land bezuschusst. Und wie es das Gesetz vorsieht, gibt es dabei auch Geld für Kunst am Bau. Gesucht wurde solche Kunst, die zur Auseinandersetzung mit dem Gebäude „als lebendiger Ort der Forschung“ einlädt. Der Gewinner der zugehörigen Ausschreibung wirft, wie es sich gehört, Fragen auf. Diese hier zum Beispiel: „Hä?“

Gewonnen hat ein Ensemble an goldfarbenen Eingängen – sie führen nirgendwo hin, kosten voraussichtlich 150.000 Euro, tragen Namen wie „Luke“, „Leiter“, „Schleuse“ oder „Treppe“ und sehen genau so aus, wie sie heißen. Nur sind sie völlig ohne Funktion. Wie geht das mit der Ausschreibung zusammen? Aus der Senatsverwaltung für Kultur heißt es, man habe die Arbeiten als Analogien für mühsames wissenschaftliches Arbeiten verstanden, mit Sackgassen und Fehlversuchen.
Ansonsten verweist man auf das Konzept der Künstlergruppe. Diese heißt Borgman Lenk und meint ihre „Zugänge“ durchaus so absurd, wie sie aussehen. Man wolle gedanklich Wege in ein „ideell divergentes Wegesystem“ bieten. Und warum Gold? Weil das noch absurder ist, meint Candy Lenk, einer der Künstler. Immerhin: Im IRIS ist man zufrieden mit der Auswahl. Geschäftsführer Nikolai Puhlmann sagt: „In der Spitzenforschung kommt man nicht voran, wenn man nur Wege geht, die schon bekannt sind.“
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