Berlin

Easyjet verdoppelt Zahl der Ziele ab Tegel

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Dominik Bath

Britische Airline geht von Berlins City-Airport aus in die Offensive. Eurowings fällt das Wachstum dort hingegen schwerer. Kann die Langstrecke helfen?

Easyjet-Europachef Thomas Haagensen hätte sich wohl keinen besseren Start wünschen können. Nur einen Monat nach dem Erstflug verkündete der Manager am Dienstag die neuen Pläne seiner Airline in Tegel: Im Sommerflugplan, der ab dem 25. März gilt, steuert der britische Billigflieger 23 neue Ziele von dem Flughafen an. Mit Köln-Bonn (ab Juni) gebe es eine fünfte innerdeutsche Strecke sowie 22 internationale Destinationen – etwa nach Alicante, Biarritz, Göteborg oder Oslo, teilte das Unternehmen mit. „Wir haben jetzt auch mehr Ferienziele im Angebot“, sagte Haagensen der Berliner Morgenpost. Für Geschäftsreisende werde das Angebot ergänzt. Neben der neuen Strecke in das Rheinland plane Easyjet mehr Flüge auf den bestehenden Routen nach München und Stuttgart, kündigte Haagensen an.

Anfang Januar hob Easyjet erstmals von Tegel ab und macht seitdem vor allem Deutschlands größter Fluggesellschaft Lufthansa Konkurrenz auf innerdeutschen Strecken. Die britische Airline transportiert Passagiere zwischen Berlin und Frankfurt, Stuttgart, Düsseldorf sowie München und künftig auch von und nach Köln-Bonn. „Wir haben jetzt die größten innerdeutschen Strecken im Angebot“, erklärte Haagensen.

Der deutsch-dänische Manager sagte, die neuen Angebote seiner Airline seien auch eine Reaktion auf die ersten Wochen in Tegel: Abschließende Zahlen zur Auslastung der Maschinen auf den innerdeutschen Flügen liegen zwar noch nicht vor. Haagensen ließ aber durchblicken, dass er zufrieden sei. Alles laufe nach Plan, sagte er.

„Easyjet macht einen weiteren wichtigen Schritt beim Ausbau der Berliner Basis zum wichtigsten Standort außerhalb Großbritannien“, erklärte Berlins Flughafen-Chef Engelbert Lütke Daldrup. Ab März fliege die Airline von Tegel und Schönefeld zu 95 Destinationen. Easyjet festige die Position als führende Airline am Standort, so Lütke Daldrup weiter. „Nach verhaltenem Wachstum im vergangenen Jahr wird das wachsende Angebot der Airlines auf den Berliner Flughäfen zu weiter steigenden Passagierzahlen führen“, erklärte er.

Rund 40 Millionen Euro hatten die Briten auf den Tisch gelegt, um Teile der insolventen Fluggesellschaft Air Berlin in Tegel übernehmen zu dürfen. Langfristig will Easyjet 25 Maschinen an dem Airport betreiben. Zwölf Flieger sind bereits seit einigen Jahren in Schönefeld stationiert. Dem Billigflieger soll es so gelingen, die Lücke zu füllen, die Air Berlin am Standort hinterlassen hat. Neue Zahlen machen jetzt Hoffnung: Nach ersten Berechnungen der Flughafengesellschaft hatte Easyjet bereits im Januar einen Anteil von 23 Prozent am Flugverkehr in Berlin. Vor der Insolvenz war Air Berlin für gut ein Drittel der Flugbewegungen in Tegel und Schönefeld verantwortlich.

Eurowings denkt über Langstrecke ab Tegel nach

Der neue Flugplan für den Sommer sei eine Kampfansage an den Lufthansa-Konzern. „Das ist ein Feuerwerk“, sagte der Luftfahrt-Experte Cord Schellenberg. Mit der Vielzahl an neuen Zielen untermauere Easyjet den Anspruch, in der deutschen Hauptstadt die Nummer eins sein zu wollen. Eurowings hingegen falle das Wachstum nach dem geplatzten Niki-Deal schwer. Ursprünglich hatte der Lufthansa-Konzern geplant, die österreichische Air-Berlin-Tochter zu übernehmen. Flieger, Mitarbeiter sowie Start- und Landerechte (Slots) sollten an Eurowings fallen und der Konzerntochter im Kampf um Marktanteile einen Schub versetzen. Doch daraus wurde nichts: Niki Lauda bekam den Zuschlag. „Eurowings muss jetzt aus eigener Kraft wachsen“, sagte Schellenberg. Neben neuen Mitarbeitern benötige die Airline vor allem Slots. Weitere Strecken sowie Frequenzerhöhungen auf bereits existierenden Strecken würden demnächst bekannt gegeben, teilte Eurowings auf Anfrage mit. „Derzeit befindet sich unser Sommerflugplan im Feinschliff“, so das Unternehmen. Andere Airlines sind da weiter. Die Berliner Fluggesellschaft Germania etwa kündigte bereits in der vergangenen Woche neue Sommer-Ziele an: Vor allem in Urlaubsregionen nach Griechenland, Spanien und in die Türkei heben die grün-weißen Maschinen von Tegel aus ab.

Die Lufthansa-Tochter Eurowings denkt jetzt auch über ein Langstreckenangebot ab Tegel nach. „Wir evaluieren die Möglichkeiten“, hieß es. Berlin sei für Eurowings ein Fokusmarkt mit hoher Bedeutung. Tegel hatte nach der Air-Berlin-Pleite eine ganze Reihe an Langstreckenflügen verloren, darunter Los Angeles, Miami, New York und San Francisco. Allerdings flogen die Strecken schon zu Air-Berlin-Zeiten Verluste ein: viele Touristen, aber nur wenig zahlungskräftige Geschäftsleute.

Easyjet schloss einen Angriff auf die Langstrecke aus. „Das ist nicht unser Business-Modell“, sagte Thomas Haagensen. In Tegel liege der Fokus weiter auf dem Aufbau der Basis. Neben 90 Piloten seien derzeit rund 170 Kabinen-Beschäftigte zu Schulungen in Großbritannien. Bis Herbst will die Airline zudem vollständig auf eigene Maschinen zurückgreifen. Zuletzt wurden auf Leasingbasis Flieger von Condor, der Kölner WDL Aviation und der lettischen Smartlynx eingesetzt.