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Insolvenzverwalter Flöther will Niki-Verkauf retten

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Dominik Bath
Der Verkauf von Niki an die spanische IAG-Tochter Vueling ist durch das neue Bieterverfahren in Österreich gefährdet

Der Verkauf von Niki an die spanische IAG-Tochter Vueling ist durch das neue Bieterverfahren in Österreich gefährdet

Foto: Rainer Jensen / dpa

Um den Deal mit Vueling abzuschließen, geht der deutsche Verwalter auf seine österreichische Kollegin zu.

Berlin.  Der vorläufige Insolvenzverwalter der Fluggesellschaft Niki will Macht abgeben, um den bereits vereinbarten Verkauf der Air-Berlin-Tochter an den britisch-spanischen IAG-Konzern zu retten. „Ich stehe im Rahmen einer vernünftigen Lösung der Eröffnung eines deutschen Sekundärinsolvenzverfahrens nicht im Wege“, sagte Lucas Flöther am Montag. Der Jurist sieht zwar mit der Eröffnung eines zweiten Verfahrens in Österreich die europäische Insolvenzordnung verletzt, will aber mit der neu bestellten Masseverwalterin an einem Kompromiss arbeiten. „Wenn die Masseverwalterin sich bereit erklärt, den Kaufvertrag mit Vueling kurzfristig zum Abschluss zu bringen, werde ich alle erforderlichen Schritte unternehmen, die Übertragung zu vollziehen “, erklärte er.

Der vom Landesgericht Korneuburg angeordnete erneute Investorenprozess in Österreich habe eine verfahrene Situation erzeugt, welche die Existenz von Niki gefährde. Womöglich fehlten Zeit und Geld, um einen neuen Erwerber zu finden. „IAG und Vueling zeigen zwar erhebliche Geduld und guten Willen, doch muss jeder verstehen, wenn dieser Investor irgendwann von seinem vertraglichen Recht Gebrauch macht, vom Kaufvertrag zurück zu treten“, erklärte Flöther weiter. IAG hatte zuletzt durchblicken lassen, die Lage nach dem Gerichtsentscheid in Österreich zu beobachten.

Ursprünglich wollte IAG den österreichischen Ferienflieger übernehmen und Niki an die Konzerntochter Vueling andocken. Rund 20 Millionen Euro sollte Vueling für die Niki bezahlen. Zudem stellte der spanische Billigflieger 16,5 Millionen Euro für den weiteren Betrieb zur Verfügung. Das Massedarlehen würde die IAG-Tochter zurückerhalten, sollte in dem neuen Investorenprozess ein anderer Bieter den Zuschlag erhalten.

Die neu eingesetzte Masseverwalterin Ulla Reisch hatte Ende vergangener Woche betont, ein neues Bieter-Verfahren starten zu wollen. Angebote sollten bis zum 19. Januar abgegeben werden, teilte Reisch mit. Während der Reisekonzern Thomas Cook nach Informationen der Berliner Morgenpost kein neues Angebot plant, kündigte der frühere Rennfahrer und Niki-Gründer Niki Lauda an, nachlegen zu wollen. „Ich werde selbstverständlich ein Angebot bis zum 19. Januar für Niki abgeben“, sagte er dem „Handelsblatt“. „Ob ich mein Angebot erhöhen werde, kann ich noch nicht sagen, da ich erst einmal sämtliche Unterlagen überprüfen muss“, so Lauda weiter. Der Ex-Rennfahrer begrüßte zudem die Verlagerung des Insolvenzverfahrens von Deutschland nach Österreich. „Das Insolvenzverfahren ist endlich dort, wo es von Anfang an hingehören sollte, nämlich nach Österreich. Ich bedauere, dass so viel Zeit mit dem Umweg über Deutschland verschwendet wurde“.

Zweifel an der Lauda-Offerte

Mit dem Vorgang vertraute Personen haben aber Zweifel, dass Lauda das nötige Geld auch auftreiben könnte, um Niki zu kaufen und Arbeitsplätze zu retten. „Das Angebot von IAG und Vueling ist die Messlatte“, sagte auch der Hamburger Flug-Experte Cord Schellenberg. Im Verbund mit dem IAG-Konzern habe Niki bessere Karten, so Schellenberg. Vueling könnte kurzfristig Crews beschaffen, habe einen funktionierenden Ticket-Vertrieb sowie Kontakte zu Reiseveranstaltern, um die Flugzeuge auch mit Passagieren zu füllen. „Nur so könnte Niki bereits zum Sommerflugplan wieder den Betrieb aufnehmen“, prophezeite der Flugmarkt-Kenner.

Der vorläufige Gläubigerausschuss von Niki dürfte das ähnlich beurteilen: Lucas Flöther wies am Montag darauf hin, dass alle Angebote bereits auf Herz und Nieren überprüft worden seien. Vueling habe mit Abstand die beste finanzielle Offerte abgegeben und auch die größten Zugeständnisse beim Personal gemacht: Von 1000 Niki-Mitarbeitern sollen immerhin 740 auch unter dem Dach der IAG-Tochter weiterbeschäftigt werden. „Der Entscheidung des deutschen vorläufigen Gläubigerausschusses, der mehr als 75 Prozent der Gesamtschulden von Niki vertritt, muss die Massverwalterin nur zustimmen – dann wäre Niki gerettet. Wenn das Paket hingegen wieder aufgeschnürt wird, sehe ich für die Zukunft von Niki schwarz“, so Flöther. Die österreichische Masseverwalterin Reisch ließ am Montag eine Anfrage der Berliner Morgenpost unbeantwortet.

Angestoßen hatte den Streit der österreichische Fluggast-Dienstleister Fairplane. Das Portal rechnet sich bei einem Konkursverfahren in Österreich bessere Chancen aus, Kundenforderungen von mehr als 1,2 Millionen Euro durchzusetzen. Zuletzt hatte das Landgericht Berlin der Beschwerde stattgegeben. In Deutschland muss nun der Bundesgerichtshof in Karlsruhe entscheiden. Gleichzeitig hatte das Landesgericht Korneuburg das neue Verfahren in Österreich eröffnet. Niki sei ein österreichisches Unternehmen. Flöther hatte hingegen stets argumentiert, alle wichtigen Entscheidungen für Niki seien in der Konzernzentrale von Air Berlin getroffen worden.

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