Berlin. Auf den Straßen Berlins und Brandenburgs werden immer mehr Wildtiere getötet. Dem Deutschen Jagdverband (DJV) zufolge kamen in Berlin im Jagdjahr 2016/17 insgesamt 300 Wildtiere bei Verkehrsunfällen ums Leben, in Brandenburg waren es 5030. Im Vorjahreszeitraum waren es in Berlin 240 Tiere, in Brandenburg 4260.
Ein Jagdjahr dauert vom 1. April bis zum 31. März. 60 Prozent der Unfälle in beiden Ländern wurden dabei von Wildschweinen verursacht. Bundesweit lag ihr Anteil an den insgesamt getöteten 228.000 Wildtieren im Jagdjahr 2016/2017 bei gerade einmal zwölf Prozent. Häufigster Unfallverursacher war mit mehr als 80 Prozent das Reh. In Brandenburg stieg die Zahl der getöteten Wildschweine im Vergleich zum Jagdjahr 2015/16 um 600 Tiere auf 3200, in Berlin von 150 auf 200.
Das liegt auch an der hohen Wildschweinpopulation in den beiden Ländern. „Brandenburg ist ein Wildschweinland“, sagte die Sprecherin des Landesjagdverbandes Brandenburg, Helge von Giese. Dort gebe es deutlich mehr Wildschweine als anderswo, sogar tagsüber seien oft Tiere zu sehen.
Auch in den Berliner Wäldern leben viele Wildschweine. „Die Tiere profitieren von den milden Temperaturen und haben genug Futter“, sagte der Präsident des Berliner Jagdverbandes, Detlef Zacharias. Hinzu komme, dass die Berliner Forste von vielen Straßen durchzogen seien. Das erhöhe das Unfallrisiko.
DJV-Sprecher Torsten Reinwald kann sich aber noch einen weiteren Grund für die steigenden Unfallzahlen vorstellen. Im Jagdjahr 2016/17 waren Wildschweine besonders oft auf Nahrungssuche unterwegs. „Es gab nicht so viele Eicheln und Bucheckern wie in anderen Jahren. Die Tiere mussten ihren Radius erweitern und dabei auch vermehrt Straßen queren.“
Doch Autos oder Lastwagen sind nicht die einzige Gefahr. Auch bei Zusammenstößen mit Zügen starben in den vergangenen Wochen Wildtiere. So stieß etwa Anfang Januar ein ICE auf dem Weg von Hamburg nach Berlin mit zwei Hirschen zusammen, wenige Tage später kollidierte ein Zug auf der S-Bahnlinie 1 bei Oranienburg ebenfalls mit einem Hirsch. Mitte November war ein ICE in Rathenow in eine Wildschwein-Rotte gerast und konnte seine Fahrt nicht fortsetzen.
Ein Anstieg der Wildunfall-Zahlen ist bei der Bahn allerdings nicht zu verzeichnen. Sie bewegen sich nach Angaben von Sprecherin Maja Weihgold seit 2013 deutschlandweit konstant bei etwa 200 bis 250 pro Jahr. Dass es momentan mehr Meldungen über Wildunfälle auf Bahntrassen gebe, sei der Witterung geschuldet: „Tendenziell ereignen sich Wildunfälle häufiger in der dunklen Jahreszeit.“