Ein schwerer Raserunfall in Kreuzberg beschäftigt die Berliner Polizei. Die Bilanz des Unfalls, den ein Raser mit seinem Pkw verursachte: mindestens vier Verletzte und acht teils erheblich beschädigte Wagen.
Der Unfall geschah am Mittwochabend gegen 22 Uhr. Ein Opel-Vectra und ein VW rasten die Gitschiner Straße entlang Richtung U-Bahnhof Hallesches Tor, lieferten sich laut eines Zeugen ein Rennen. An der Kreuzung zur Böcklerstraße kam es zum Unglück. Ein 35 Jahre alter Mann wendete gerade seinen roten Renault. Der Fahrer des schwarzen Opels konnte nicht mehr ausweichen. Er erfasste den Renault. Durch den Zusammenstoß wurde das Auto auf den Gehweg geschleudert. Auch der Opel-Fahrer verlor die Kontrolle über seinen Wagen und prallte gegen ein Schutzgitter und einen Mercedes. Dieser schleuderte durch die Wucht des Aufpralls gegen zwei weitere Fahrzeuge.
Der 55-Jährige, der in dem Mercedes saß, wurde verletzt. Die durch die Luft fliegenden Trümmerteile beschädigten weitere geparkte Autos. Auch der Renault-Fahrer musste behandelt werden. Als die Polizei eintraf, fehlte von den Rasern jede Spur. Der Fahrer und Beifahrer des Opels mit tschechischem Kennzeichen waren geflüchtet, auf dem Rücksitz des Unfallwagens blieben zwei Frauen verletzt zurück. Der Opel verlor bei dem Unfall beide Vorderräder, ein Totalschaden. Der VW-Fahrer fuhr davon. Von ihm fehlt bislang jede Spur.
Wie die Polizei am Donnerstag mitteilte, ist bislang unklar, ob dem Unfall tatsächlich ein illegales Autorennen vorangegangen sei. Weil man sich auf lediglich eine Zeugenaussage stütze, prüfe man, ob es sich nicht vielmehr um einen Unfall mit Fahrerflucht handelt. Weitere Zeugen teilten den Beamten allerdings mit, dass aus dem Opel zwei Männer ausgestiegen und weggerannt seien.
Unfallfahrer womöglich im Krankenhaus
Erste Ermittlungen zu den Insassen des Opel-Vectra führten auf die Spur von zwei Männern im Alter von 20 und 28 Jahren, die wegen Beinverletzungen in einem Krankenhaus ambulant behandelt wurden. „Die Ermittlungen, ob es sich bei den beiden tatsächlich um die Unfallfahrer handelt, laufen“, sagte eine Polizeisprecherin der Berliner Morgenpost. Der Opel-Vectra wurde deshalb zur weiteren Spurenauswertung sichergestellt. Die Polizei ermittelt.
Das Tempo aber, mit dem die Autos durch Kreuzberg rasten, muss enorm gewesen sein. „Die Trümmerteile lagen knapp über 100 Meter verteilt auf der Fahrbahn“, sagte die Polizeisprecherin der Berliner Morgenpost. Der entstandene Sachschaden ist sehr groß. Die Gitschiner Straße war nach dem Unfall in Richtung Hallesches Tor für etwa drei Stunden großräumig abgesperrt. An der Gitschiner Straße/Ecke Böcklerstraße waren die Spuren des Unfalls noch am Donnerstagmorgen zu sehen. Dort stand ein an der Seite aufgerissener Wagen und ein Auto, dem vorn ein Rad fehlte und dessen Motorhaube aufgerissen war.
Derweil geht der bisher aufsehenerregendste Prozess gegen Berliner Raser in Revision. Nach einem tödlichen Autorennen über den Kurfürstendamm und die Tauentzienstraße in der Nacht zum 1. Februar 2016 waren zwei damals 24 und 26 Jahre alte Männer vom Landgericht Berlin zu lebenslangen Freiheitsstrafen verurteilt worden. Damit wurden bundesweit erstmals Raser wegen Mordes bestraft.
Aufsehenerregendes Urteil wird im Februar überprüft
Das Berliner Landgericht urteilte, dass die Sportwagenfahrer bei dem illegalen Rennen „mittäterschaftlich und mit bedingtem Vorsatz“ handelten. Sie hätten zwar niemanden vorsätzlich töten wollen, aber mögliche tödliche Folgen billigend in Kauf genommen, um zu gewinnen. „Es ging um den Kick und das Ansehen in der Raser-Szene“, hieß es im Urteil. Der Bundesgerichtshof prüft das aufsehenerregende Urteil nun am 1. Februar.