Erziehung

Berliner Kitas bekommen Prämien für mehr Plätze

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Eine Erzieherin beschäftigt sich mit Kleinkindern

Eine Erzieherin beschäftigt sich mit Kleinkindern

Foto: Uwe Anspach / dpa

Mit einer neuen Rahmenvereinbarung bekommen Kindertagesstätte in Berlin künftig mehr Geld. Damit sollen aufgenommen werden können.

Berlin. Mit einer Platzprämie will der Senat die Kita-Träger dazu bringen, in den kommenden sechs Monaten mehr Kinder in ihren Einrichtungen aufzunehmen als bisher. Die Prämie gegen den erwarteten Engpass bei Kitaplätzen ist Teil der Rahmenvereinbarung, in der die staatlichen Zuschüsse an die Kita-Träger geregelt werden.

Ein Jahr lang haben Trägerverbände gemeinsam mit der Senatsverwaltung für Finanzen und der Senatsverwaltung für Bildung darüber verhandelt, wie die Landeszuschüsse mit den steigenden Kosten für Miete und Personal Schritt halten. Das Ergebnis wurde am Mittwoch gemeinsam von Bildungssenatorin Sandra Scheeres und Finanzsenator Matthias Kollatz-Ahnen (beide SPD) und den Vertretern der Träger vorgestellt.

Insgesamt steigt demnach die Höhe der Zuschüsse an die Träger in den kommenden vier Jahren um 610 Millionen Euro. Der Posten für die Sachkosten, in dem auch Mietkosten enthalten sind, wird schrittweise um 10,4 Prozent angehoben. Gleichzeitig wird der Eigenanteil, den die Träger zum Beispiel durch Spenden oder ehrenamtliche Tätigkeit erbringen müssen, von derzeit sieben Prozent stufenweise auf fünf Prozent abgesenkt. Auch künftige Tariferhöhungen für Erzieher sollen vollständig vom Land erstattet werden.

Allein für die neuen Platzprämien sind 7,5 Millionen Euro pro Jahr vorgesehen. Um den schnell wachsenden Bedarf an Kitaplätzen zu bewältigen, sollen die Träger einen Bonus von monatlich 250 Euro für jeden Platz bekommen, den sie in der Zeit von Januar bis Juni mehr anbieten als im Vorjahreszeitraum. Damit sollen alle Reserven mobilisiert werden, die bisher nicht ausgeschöpft wurden. „Wir erwarten ab Januar eine enge Phase in den Kitas“, sagte Bildungssenatorin Scheeres. Die meisten Plätze würden erst in den Sommerferien frei, wenn die Vorschulkinder in die Schule wechselten.

Nach Berechnungen der Senatsverwaltung werden derzeit von den Kitas insgesamt 9000 Plätze weniger belegt, als laut Betriebserlaubnis eigentlich möglich wären. Die Gründe dafür sind unterschiedlich: Teilweise fehlt es nach Angaben der Kitas an Erziehern. Einige Einrichtungen ziehen es aber auch vor, etwa einen Sportraum einzurichten, statt die Maximalzahl an Plätzen anzubieten. Mit der Prämie soll nun ein Anreiz geschaffen werden, diese Potenziale auszuschöpfen. Der Bonus könne von den Kitas zum Beispiel auch in die Ausbildung gesteckt werden, sagte Scheeres.

Der Druck ist groß. Bereits in den vergangenen zehn Jahren wurden in den Kitas 50.000 zusätzliche Kinder aufgenommen. Bis zum Jahr 2021 müssen weitere 25.000 Plätze geschaffen werden, um dem Rechtsanspruch auf einen Kitaplatz gerecht zu werden.

Dem Erziehermangel soll durch stärkeren Einsatz von Quereinsteigern entgegengewirkt werden. Da sich viele Einrichtungen mit den Formalitäten und der Ausbildung überfordert fühlen, soll es künftig eine Servicestelle beim Berliner Institut für Frühpädagogik geben, die die passende Einrichtung für interessierte Quereinsteiger findet und die Träger bei der Ausbildung berät.

Die Vertreter der Kita-Träger zeigten sich zufrieden: „Das verhandelte Finanzvolumen war noch nie so gut“, lobte Roland Kern, Vorsitzender des Dachverbandes der Kinder- und Schülerläden. Kritik kam von der Gewerkschaft Erziehung und Wissenschaft: „Kitas anzuregen, immer mehr Kinder aufzunehmen, kann eine Überbelegung provozieren. Wer prüft und sichert die nötige Personalausstattung mit Fachkräften“, fragte die GEW-Vorsitzende Doreen Siebernik.

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( Florentine Anders )