Berlin. Für Obdachlose, die in Berlin einen warmen Platz zum Schlafen suchen, wird es an manchen Notübernachtungen bereits eng.

Für Obdachlose, die in Berlin einen warmen Platz zum Schlafen suchen, wird es an manchen Notübernachtungen bereits eng. Nach einem ruhigeren Start an den ersten drei Öffnungstagen nach dem 1. November seien nun zwar mehrere an der Initiative beteiligte Einrichtungen ausgelastet, sagte Ortrud Wohlwend, Sprecherin der Berliner Stadtmission.

Räumung und Abschiebung - wie Berlin mit Obdachlosen umgeht

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    Einrichtungen der Kältehilfe bieten Obdachlosen Übernachtungsplätze im Warmen an. 1000 Plätze soll es in diesem Winter geben, so viele wie noch nie seit dem Start der Initiative vor fast 30 Jahren. Dazu kommen Kältebusse und erstmals auch nachts ein Kältezelt in der Nähe des Alexanderplatzes. Zum Start am 1. November gab es knapp 689 Plätze, inzwischen sind es im Mittel 722 pro Nacht. Die Auslastung liege momentan zwischen 78 und 80 Prozent, teilte die Diakonie mit. Der Wohlfahrtsverband ist neben der Caritas und dem Roten Kreuz einer der Hauptinitiatoren.

    Üblicherweise sind die Anlaufstellen in den zentralen Bezirken stärker nachgefragt als jene außerhalb. Bei den Notübernachtungsplätzen in der Lehrter Straße am Hauptbahnhof etwa sei die Kapazitätsgrenze seit dem vierten Öffnungstag sogar überschritten, sagte Wohlwend. Die Räumung der illegalen Zeltlager im Tiergarten mache sich aus Sicht der Stadtmission bislang jedoch nicht bei der Kältehilfe bemerkbar. Insgesamt sei die Situation nicht anders als in früheren Jahren.

    Steigende Verwahrlosung und Hilflosigkeit der Menschen

    Die Sprecherin der Stadtmission beobachtet jedoch eine zunehmende Verwahrlosung und auch Hilflosigkeit der Menschen auf der Straße. Zuletzt sei in Berlin zwar viel über aggressive, gewalttätige Obdachlose gesprochen worden – „das ist aber wirklich nur ein verschwindend geringer Teil“, betonte Wohlwend. Um die Kältehilfe zu unterstützen, könnten Berlinerinnen und Berliner am besten Geld spenden, hieß es. Das sei vielseitig einsetzbar: „Ein Bier weniger in der Kneipe kann zwei Menschen abends satt machen“, rechnet Wohlwend vor.

    Auch nach dem Mord an einer 60-Jährigen im Tiergarten gab es zuletzt Debatten über den Umgang mit zeltenden Obdachlosen. Ende Oktober ließ der Bezirk Mitte illegale Lager in dem zentralen Park räumen. Experten vermuteten aber schon im Vorfeld, dass dies nur zu einer Verschiebung des Problems führen würde, Camps ploppten andernorts wieder auf.

    Berliner Kältetelefon und Kältebusse sind erreichbar unter 030/810 560 425. Hinweise werden täglich zwischen 19 und 23 Uhr entgegengenommen.

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