Auch bei der dritten Landung einer Boeing 747-400 der Lufthansa (LH) auf dem Flughafen Tegel am Donnerstagvormittag waren Neugier und Interesse an dem Riesenflieger ungebrochen. Auf der Besucherterrasse hatten sich mehrere Dutzend Flugzeugfans, sogenannte Planespotter eingefunden. Die Flughafenfeuerwehr fuhr mit ihren Löschfahrzeugen vor, um sich ein Bild zu machen, und selbst ein Mitarbeiter der Luftsicherheit kam mit Fotoapparat auf das Vorfeld. Die Faszination, die vom zweitgrößten Passagierflugzeug der Welt ausgeht, ist offenbar ungebrochen.
Pünktlich um 10.53 Uhr landete der Jumbojet namens Wolfsburg in Berlin. An Bord etwa 350 Passagiere aus Frankfurt/Main. Mit etwa 280 Stundenkilometern und ungefähr 260 Tonnen Gewicht setzte die Maschine auf und rollte Richtung Parkposition zwischen Terminal B und C. Von da an begann der Wettlauf mit der Zeit.
„Es ist eine Herausforderung, diese Maschine innerhalb von 50 Minuten zu den Qualitätsstandards der Lufthansa abzufertigen“, sagte der verantwortliche Operations Manager Alisan Elis. „In weniger als einer Stunde müssen die Passagiere die Maschine verlassen, sie muss ent- und beladen sowie gereinigt werden, die Passagiere nach Frankfurt müssen einsteigen.“ Elis nannte das „eine sportliche Herausforderung“.
Kaum war der Riesenflieger zum Stehen gekommen, setzten sich zahlreiche Mitarbeiter rund um das Flugzeug in Bewegung. Ähnlich wie in „Gullivers Reisen“, als die Liliputaner den Riesen Gulliver zu Fall brachten und fesselten, fuhren und liefen die Flughafenmitarbeiter um den Jumbo herum und „enterten“ ihn. Zwei fahrbare Fahrgasttreppen wurden am Vorder- und Hintereingang platziert, die Fahrer der Gepäckwagen brachten ihre Anhänger längst der Maschine zum Stehen. Mehrere Busse rollten an, um die Fluggäste zu Gate E zu fahren. Keine zehn Minuten nach der Landung öffneten sich die Türen des Flugzeuges und die ersten Passagiere traten ins Freie.
Am Terminal würde der Platz von zwei Maschinen benötigt
„Aus zeitlichen Gründen bleibt das Obergeschoss in den Jumbojets leider geschlossen“, sagte LH-Sprecher Wolfgang Weber. „Wir würden sonst beim Ein- und Ausstieg der Fluggäste zu viel Zeit verlieren.“ Elis erklärte, dass der Jumbo auch an einem der Terminals parken könnte, aber dann würde er den Platz von zwei anderen Flugzeugen einnehmen. Elis ist speziell geschult und darf diese Maschine abfertigen. Er überwacht und koordiniert alle Dienstleistungen, die an der 747 während der Bodenzeit geleistet werden.
Für den 40-Jährigen ist der Einsatz der 747-400 in Berlin ein Glücksfall. „Ich bin ein typisch Berliner Junge und freue mich riesig, dass ich mal wieder für längere Zeit in Berlin sein darf“, sagte der Frankfurter. „Ich bin am Kutschi in Reinickendorf groß geworden, werde dort für die nächsten Wochen auch bei meinen Eltern wohnen.“ Drei Jahre hat er in Tempelhof Servicekaufmann für den Luftverkehr gelernt, bevor er 2003 für den Beruf nach Frankfurt/Main gezogen ist.
Mit den Piloten der Maschine steht Elis auf der Fahrgasttreppe, bespricht Details über Passagierzahlen und Gepäckstücke. Wenig später kontrolliert er den Ladevorgang. „Die Maschine wird in Frankfurt für den Hin- und Rückflug betankt“, sagte er. So spare man Zeit. Gegen 11.30 Uhr kommen die Fluggäste aus Terminal C, dem ehemaligen Air-Berlin-Terminal, zu Fuß zum Jumbo. Kaum ein Passagier, der nicht sein Handy für ein Selfie zückt. „Wenn das so weitergeht, dann starten wir erst in zwei Stunden“, unkte ein Flughafenmitarbeiter.
Aber wenig später schlossen sich die Türen der Maschine. Schließlich setzte sich auch das Pushback-Fahrzeug in Bewegung und schob die 747 rückwärts zur Rollposition. Kurz darauf hob sie mit etwas mehr als 200 Passagieren und wenige Minuten später als geplant ab in Richtung Frankfurt. Von dort sollte sie am Abend in Richtung Rio de Janeiro wieder auf die Langstrecke gehen.
Anwohner fürchten mehr Lärm durch den Jumbojet
Der befristete Einsatz der Boeing 747-400 ist bei Anwohnern nicht unumstritten. Einige befürchten eine deutlich höhere Lärmbelästigung durch die vierstrahlige Maschine. Am Kurt-Schumacher-Platz in Reinickendorf waren die Meinungen geteilt. „Was ich so mitbekommen habe, ist sie ein wenig lauter“, sagte Michaela Stütz. Sie arbeitet in einer Imbissbude. „Ich will mir die Maschine beim Landeanflug auch mal aus der Nähe sehen.“
Ein Anwohner, der seit 45 Jahren dort wohnt, sagte, er würde keinen Unterschied hören. „Im Sommer sitzen alle Menschen hier draußen vor den Cafés, die stört der Fluglärm auch nicht“, sagte Jörg Dröge. „Tegel ist doch der schönste Flughafen der Welt.“ Taxifahrer Gerhard Jonschker, der nur wenige Querstraßen entfernt vom Kurt-Schumacher-Platz wohnt, sagte, dass er den Jumbo noch nicht bewusst gehört hat. „Ich kann mit dem Lärm leben.“
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