Der Lehrermangel macht Bildungssenatorin Sandra Scheeres erfinderisch: Künftig könnten Lehrer mit nur einem Fachgebiet unterrichten.

Um dem Lehrkräftemangel an Schulen zu begegnen, haben die Stadtstaaten Berlin, Hamburg und Bremen eine neue Idee ins Spiel gebracht: Auf einem Treffen der Bildungssenatorin Sandra Scheeres (SPD) mit ihren Amtskollegen Ties Rabe (SPD) und Claudia Bogedan (SPD) in Bremen wurde am Mittwoch die Einführung des sogenannten Ein-Fach-Lehrers diskutiert.

Bisher müssen Lehrer eine Ausbildung in zwei Fächern nachweisen, für Grundschulen nach den Lehrkräftebildungsgesetz sogar drei Fächer. Neben einem Wahlfach sind Deutsch und Mathematik für alle Pflicht. Durch die Zulassung der Ein-Fach-Lehrer könnte zum einen in bestimmten Fällen die Ausbildungszeit verkürzt werden. Interessant wäre diese Änderung auch für potenzielle Quereinsteiger, denn bisher kommen viele interessierte Bewerber nicht infrage, weil sie nur eine akademische Ausbildung für ein Fach nachweisen können.

Die Gewerkschaft hält wenig von der Idee

In den Schulen werden viele Lehrer ohnehin nur in einem Fach eingesetzt, gerade wenn es sich um ein Mangelfach handelt. Die Öffnung etwa für Musik- oder Kunstlehrer mit nur einem Fach wäre aus dieser Sicht konsequent. Für Kunstlehrer galt früher schon einmal diese Regelung. „Die Vor- und Nachteile müssen genau geprüft werden“, sagte Bildungssenatorin Sandra Scheeres (SPD). Die Gewerkschaft Erziehung und Wissenschaft (GEW) in Berlin hält wenig von der neuen Idee.

„Die Anforderungen zu senken, um den Lehrkräftebedarf zu decken, ist nicht der richtige Weg“, sagte Tom Erdmann, Vorsitzender der GEW Berlin. Zudem gerade erst die Anforderungen für die Grundschullehrer in Berlin erhöht worden seien. Die Einführung von Ein-Fach-Lehrern hätte Auswirkungen auf die Ausbildungszeit und somit auf die Bezahlung. Berlin sei gerade dabei, die Ungerechtigkeit bei der Bezahlung an den Schulen abzuschaffen. Mit diesem Schritt würde es eine erneute Spaltung geben, sagte Erdmann.

Ähnliche Probleme bei den Stadtstaaten

Neben möglichen Maßnahmen gegen den Lehrernotstand wurde auf dem Treffen auch über die Ergebnisse des IQB-Ländervergleichs gesprochen. Bei einem Leistungsvergleich der Viertklässler belegte Bremen den letzten Platz im Ranking der Bundesländer. Berlin landete auf dem vorletzten Platz, während die Hamburger Schüler vor allem im Lesen ins Mittelfeld aufrücken konnten.

Die Stadtstaaten hätten ähnliche Herausforderungen, was die Mischung der Schülerschaft angeht, sagte Scheeres. Deshalb sei es wichtig, sich über Erfahrungen auszutauschen und miteinander und voneinander zu lernen.

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