Der Schweizer Dichter Eugen Gomringer gibt im Streit um sein Gedicht an einer Wand der Berliner Alice Salomon Hochschule nicht nach. Er könne die Sexismus-Vorwürfe gegen das Gedicht nicht nachvollziehen, sagte Gomringer (92) im Deutschlandfunk Kultur am Mittwoch. In einem Interview sprach er von einem „Vorgang einer Säuberung“ und einer „Dummheit“ im Umgang mit einem Schlüsseltext der Konkreten Poesie. Angehörige der Hochschule hatten, wie berichtet, moniert, das auf Spanisch verfasste Gedicht „avenidas“ könne Frauen gegenüber als diskriminierend aufgefasst werden. Sie beziehen sich dabei auf den Satz: „Alleen und Blumen und Frauen und ein Bewunderer“. Er erlebe die Forderung nach einer Entfernung der Inschrift so, als wolle man eine ganze Lyrikreihe und Kunst „wegsäubern“, aber auch ein Stück Freiheit wegnehmen. „Diese Gendersprache und politische Korrektheit, das hat eigentlich mit diesem Gedicht, meine ich, gar nichts zu tun“, sagte der Autor.