Berlin. Die Berliner Verkehrsbetriebe (BVG) wollen Busse, deren Dieselmotoren nur die Abgasnorm Euro 3 erfüllen, schnellstmöglich durch schadstoffärmere Euro-6-Fahrzeuge ersetzen. Etwa 70 Busse, die mindestens 15 Jahre alt sind, sollen ausgetauscht werden. Die neuen Busse sollen aber nicht gekauft, sondern für drei bis vier Jahre gemietet werden. Damit will sich das Unternehmen die Option offenhalten, dann auf Elektrobusse umzusteigen.
Der Austausch der Busse geht auf eine Initiative von Berlins Wirtschaftssenatorin Ramona Pop (Grüne) zurück. Pop ist auch Aufsichtsratsvorsitzende der landeseigenen Verkehrsbetriebe. „Ich habe im Zusammenhang mit dem Berliner Dieselgipfel die BVG aufgefordert, die Busse mit der Norm Euro 3 zügig aus dem Stadtverkehr zu ziehen“, sagte die Senatorin der Morgenpost.
Die Forderung sei mit der BVG abgestimmt. „Wir müssen alle Anstrengungen unternehmen, um die Stickoxidbelastung und Luftverschmutzung in Berlin deutlich zu verringern. Ich freue mich, dass sich die BVG zu den Klimaschutzzielen bekennt und einen maßgeblichen Beitrag hierzu leistet“, so Pop. Die Dieselbusse der BVG seien nach Angaben der Umweltverwaltung für rund 20 Prozent des Stickoxidausstoßes in der Stadt verantwortlich. Das Mieten der umweltfreundlichen Busse muss noch vom Vorstand der Verkehrsbetriebe beschlossen und vom Aufsichtsrat abgesegnet werden.
Austausch der alten BVG-Stinker: Nur ein erster Schritt
900 der 1400 Busse entsprechen der Euro-6-Norm
Rund 1400 Busse gehören zum Fuhrpark der Verkehrsbetriebe. 900 entsprächen bereits der Euro-6-Norm, sagte BVG-Sprecherin Petra Reetz. Dazu gehörten auch die gut 400 Doppeldeckerbusse, die vorwiegend in der Innenstadt unterwegs sind. Bei den Bussen, die angemietet werden sollen, handele es sich um kleinere Eindecker. Rund 90 weitere Fahrzeuge mit Euro-6-Norm, vorwiegend Gelenkbusse, habe die BVG im Rahmen eines bereits bestehenden Auftrags gekauft. Alle Busse, die nicht durch neue Modelle ersetzt werden, sollen bis Ende dieses Jahres mit Rußpartikelfiltern nachgerüstet werden und dann ebenfalls der aktuellen Abgasnorm entsprechen, so die Unternehmenssprecherin. Von den 500 Fahrzeugen, die das nicht tun, erfüllten derzeit noch rund 200 lediglich die Euro-3-Norm.

Die BVG geht davon aus, dass der Bus der Zukunft mit einem Elektroantrieb unterwegs ist. Sie darf laut einem Senatsbeschluss ab 2020 auch nur noch schadstofffreie Busse kaufen. Das Problem: Elektrisch angetriebene Busse, die ohne Oberleitung auskommen, haben bislang keine Serienreife erreicht. Um die Hersteller zu größeren Investitionen zu bewegen, haben Berlin und Hamburg 2016 eine gemeinsame Beschaffungsinitiative vereinbart. Die Hamburger Hochbahn hat bereits eine erste Ausschreibung für den Kauf von 60 E-Bussen veröffentlicht, die BVG will noch in diesem Jahr nachziehen. Eine Umstellung auf Elektrobusse erfordert aber auch noch den Aufbau einer neuen Infrastruktur, etwa bei Werkstätten und Betriebshöfen.
Für einen hohen Stickoxidausstoß sorgen indes auch Reise- und Stadtrundfahrtbusse. Die Wirtschaftssenatorin appelliert an die Unternehmen, alte Fahrzeuge auszutauschen.

Fernbus gegen Linienbus: Streit unter Busfahrern eskaliert
Berliner Verkehrsbetriebe verulken U-Bahn-Fahrer Steinmeier
Auf diesen Hauptstraßen soll in Berlin bald Tempo 30 gelten
Diesen E-Schlenki setzt die BVG auf der Linie 200 ein
Das sind die 10 größten U-Bahn-Baustellen im Jahr 2017
