„Xavier“ fegte mit voller Kraft über Berlin hinweg. Der Nah- und Fernverkehr kommt nur langsam in Schwung. Kritik an der BVG wird laut.
Sturmtief „Xavier“ hat am Donnerstag massive Verwüstung in Berlin angerichtet, mehrere Menschen wurden teils schwer verletzt. In Brandenburg starben vier Menschen. In Tegel starb die Autorin und Politikexpertin Sylke Tempel als ein Baum nahe dem Tegeler See auf sie stürzte.
Die 54-Jährige war Donnerstagnachmittag mit zwei anderen Frauen auf der Rückfahrt von einer Veranstaltung in der Villa Borsig, bei der auch Außenminister Sigmar Gabriel (SPD) zugegen war. An einer Kreuzung auf dem Schwarzen Weg in Tegel blockierte ein vom Sturm umgeknickter Baum die Fahrbahn. Tempel stieg mit einer Begleiterin aus, um Äste beiseite zu schieben, als ein weiterer Baum umstürzte und die Frauen traf. Dabei wurde Tempel tödlich verletzt. Außenminister Gabriel zeigte sich bestürzt über das tragische Unglück. „Wir trauern um eine gute Freundin und leidenschaftliche Außenpolitikerin.“ Ihr Tod sei ein schwerer Verlust für Deutschland. Tempel war zuletzt Chefredakteurin der Zeitschrift „Internationale Politik“ gewesen.
Sturm „Xavier“ fegt über Berlin
Für eine endgültige Bilanz der Schäden war es auch am Freitagabend noch zu früh. Die Berliner Feuerwehr hielt den „Ausnahmezustand Wetter“ nach wie vor aufrecht. „Von Donnerstagnachmittag 16.04 Uhr bis Freitag 14 Uhr hatten wir 2300 wetterbedingte Einsätze“, sagte ein Feuerwehrsprecher. Unterstützung bekam die Berufsfeuerwehr von den Freiwilligen Feuerwehren und dem Technischen Hilfswerk. Auch am Freitag gingen noch bis zu 60 Anrufe pro Stunde über die Notrufnummer 112 ein.
Im Stadtgebiet waren nach ersten Schätzungen mindestes 150 Straßenbäume umgestürzt. „Die geschlossenen Hausfassaden wirken wie Trichter und verstärkten die ohnehin schon sehr heftigen Orkanböen“, erklärte Derk Ehlert, Sprecher der Senatsverwaltung für Umwelt. „Zusätzlich war der Boden durch den Regen aufgeweicht, und die Wurzeln konnten den Bäumen keinen Halt mehr bieten.“ Deswegen seien so viele Bäume gefallen.
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Der Nah- und Fernverkehr kommt auch deswegen nur langsam in Schwung. Zwar verkehrten bei der S-Bahn auf fast allen Strecken Züge, einige Linien mussten aber noch durch Busse ersetzt werden. Mindestens 40 Bäume seien in die Gleise gestürzt, sagte ein Sprecher. Auch Fernbahnstrecken von und nach Berlin waren am Freitagnachmittag noch immer unterbrochen. Am Hauptbahnhof kam es am Freitagmorgen zu langen Wartezeiten an den Infoschaltern. Erst kurz vor elf Uhr fuhren die ersten Züge nach München und Frankfurt. Nach Auskunft der Deutschen Bahn AG wird die Strecke Berlin-Hannover am heutigen Sonnabend wieder aufgenommen, die Strecke Berlin-Hamburg erst am Montag.
„Die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter von BVG und S- und Regionalbahn tun alles, damit die Züge wieder planmäßig fahren können“, sagte Verkehrssenatorin Regine Günther (parteilos, für Grüne). „Ihnen und den vielen Feuerwehrleuten sowie allen weiteren Einsatzkräften gilt mein Dank.“ Auch Innensenator Andreas Geisel (SPD) und der Regierende Bürgermeister Michael Müller (SPD) dankten Polizei, Feuerwehr und den vielen ehrenamtlichen Helfern.
Die Entscheidung der BVG hingegen, den Busverkehr am Donnerstag berlinweit einzustellen, wurde von Fahrgästen zum Teil scharf kritisiert. Viele seien mitten im Sturm auf die Straße gesetzt worden. Dazu sagte BVG-Sprecher Markus Falkner: „Am Donnerstag war ein sicherer Betrieb nicht mehr zu gewährleisten, nachdem Bäume auf Busse gefallen waren.“ Es sei um die Sicherheit der Fahrgäste und der Mitarbeiter gegangen, betonte er. Die Busfahrer hätten die Anweisung gehabt, sichere Haltestellen anzusteuern. Er ergänzte: „Es ist das erste Mal, dass aufgrund eines Unwetters der Busverkehr im gesamten Stadtgebiet eingestellt werden musste.“
Der Berliner Zoo meldete indes, am Donnerstag seien auch 18 Flamingos von herabfallenden Ästen getötet worden.
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