Fluggesellschaft

Appell an Air-Berlin-Bieter: Arbeitsplätze erhalten

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Isabell Jürgens
Berlins Regierender Bürgermeister Michael Müller (SPD, links) und der Ministerpräsident von Nordrhein-Westfalen, Armin Laschet (CDU)

Berlins Regierender Bürgermeister Michael Müller (SPD, links) und der Ministerpräsident von Nordrhein-Westfalen, Armin Laschet (CDU)

Foto: Soeren Stache / dpa

Die Länder fordern von Kaufinteressenten ein Engagement für die 8000 Mitarbeiter. Derzeit gilt Lufthansa als aussichtsreichster Bieter.

Nicht nur Tegel, auch die insolvente Fluggesellschaft Air Berlin beschäftigte am Montag die Politik. Die Europäische Union genehmigte die umstrittene Staatshilfe in Höhe von 150 Millionen Euro für das Unternehmen. Das teilte die Europäische Kommission am Montag mit. Deutschland müsse jedoch dafür sorgen, dass der Kredit vollständig zurückgezahlt werde oder einen Abwicklungsplan für die Fluggesellschaft vorlegen. Bundeswirtschaftsministerin Brigitte Zypries (SPD) begrüßte die Entscheidung der Wettbewerbshüter. „Brüssel hat einmal mehr bewiesen, dass Entscheidungen schnell fallen können, wenn es wirklich nötig ist“, sagte Zypries.

Rückendeckung für die rund 8000 Beschäftigten der angeschlagenen Airline sicherten die Regierungschefs von Berlin und Nordrhein-Westfalen zu. Im Bieterverfahren müsse der Erhalt der Arbeitsplätze und die Sicherung der Luftfahrtstandorte Berlin und Düsseldorf eine gewichtige Rolle spielen, forderten NRW-Ministerpräsident Armin Laschet (CDU) und der Regierende Bürgermeister Müller am Montag nach einem Gespräch mit Arbeitnehmervertretern von Air Berlin und der Gewerkschaft Verdi in Berlin.

„Unser Ziel ist es, dass wir nicht nur über Flugzeuge und Slots reden, sondern auch über das Personal“, sagte NRW-Ministerpräsident Laschet. Und Berlins Regierender Bürgermeister Müller ergänzte, ,,Berlin und Düsseldorf müssen als starke Luftverkehrsstandorte erhalten bleiben“.

Das Treffen in der Berliner Landesvertretung Nordrhein-Westfalens war auf Anregung Müllers zustande gekommen, der sich bereits in der vergangenen Woche mit dem Air-Berlin Betriebsrat getroffen hatte. Besonders gefährdet, so Müller weiter, seien die Mitarbeiter in der Verwaltung. Denn die Unternehmen, die sich um die Airline bewerben, hätten bereits ihre eigene Verwaltung.

Im Rennen sind auch Easyjet und Condor

Nach Angaben von Air-Berlin-Betriebsrat Wolfgang Fleischer seien allein 1100 Mitarbeiter in der Berliner Verwaltung beschäftigt, weitere 250 in der Technik. Diese Kollegen würden nun vor allem um ihren Arbeitsplatz bangen. Die meisten Investoren seien vor allem am Flugbetrieb und damit an den Start- und Landerechten interessiert. Insgesamt arbeiten von den rund 8000 Konzernbeschäftigten 1600 in der Verwaltung und 1200 in der Technik. Im Cockpit sind 1500 tätig und in der Kabine 3700. Zu den größten Standorten gehören Berlin und Düsseldorf.

Die Möglichkeiten der beiden Regierungschefs, auf die Käufersuche Einfluss zu nehmen, sind indes begrenzt. „Es handelt sich um ein unabhängiges Bieterverfahren und natürlich bedeutet dies, dass nicht jeder Einfluss auf das Insolvenzverfahren nehmen kann und darf“, räumte Müller ein. Aber schließlich schaffe die Politik Rahmenbedingungen, die auch für die Unternehmen eine wichtige Unterstützung seien. „Und auch die Bieter wissen: Man trifft sich immer zweimal …“, sagte Müller.

Derzeit gilt Lufthansa als aussichtsreichster Bieter, im Rennen sind auch Easyjet und Condor. Zudem bekundeten der ehemalige EnBW-Chef Utz Claassen und der Berliner Unternehmer Alexander Skora Interesse. Derzeit prüfe er mit internationalen Investoren die Wirtschaftsdaten der Hauptstadt-Airline, teilte Skora mit.

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