Pflegekräfte der Charité werden am Dienstag in einen eintägigen „Aktionsstreik“ treten. Die Gewerkschaft Verdi hatte dazu aufgerufen. Betroffen sind der OP-Bereich in Mitte sowie die Neurologie an den Charité-Standorten Wedding und Steglitz. In Mitte seien alle planbaren Operationen für diesen Tag abgesagt und verschoben worden, sagte der ärztliche Direktor des Universitätsklinikums, Ulrich Frei, der Berliner Morgenpost. Es handele sich um eine zweistellige Zahl von Eingriffen. Alle Notfälle würden aber versorgt, was auch die Gewerkschaft zusagte. Laut Verdi ziele der Streik weniger auf die Beeinträchtigung der Betriebsabläufe, er solle vielmehr ein symbolisches Zeichen setzen. Es könnten sich aber auch nur wenige Mitarbeiter beteiligen, denn anders als bei früheren Streiks sei es nicht gelungen, mit der Unternehmensführung eine Notdienstvereinbarung abzuschließen. Die Patientenversorgung solle nicht gefährdet werden.
Der Konflikt dreht sich um die Arbeitsbelastung von Pflegekräften. Im vergangenen Jahr wurde ein „Tarifvertrag Gesundheitsschutz“ abgeschlossen, in dem es nicht um bessere Bezahlung, sondern um personelle Mindestbesetzungen auf den Stationen ging. Verdi will den inzwischen ausgelaufenen Tarifvertrag weiterentwickeln, damit er auch konkret wirksam werde. Die Gewerkschaft wirft der Charité vor, die Vereinbarungen zu unterlaufen. Sie fordert klarere Regelungen bei unterbesetzten Schichten. Daher solle die personelle Besetzung nicht nur quartalsweise überprüft und bei Bedarf erhöht werden, sondern täglich. Dafür müsse Personal bereitgestellt werden. Sei das nicht möglich, müsse die Leistung reduziert werden, erläuterte Verdi-Sekretär Kalle Kunkel. Die Charité-Führung lehnt das als nicht praktikabel ab. Er könne kein Personal auf Reserve vorhalten, sagte Ulrich Frei. Das sei nicht finanzierbar, zudem seien qualifizierte Mitarbeiter derzeit Mangelware.
Ein weiteres Thema des Streiks sind die Arbeitsbedingungen für Pflegekräfte im neuen OP-Trakt in Mitte. In einem mit 160 Unterschriften versehenen Brandbrief hatten Mitarbeiter zahlreiche Mängel beklagt, unter anderem viele Dienste am Nachmittag und Abend, zu kleine OPs, zu weite Wege ins zentrale Materiallager und eine unzureichende Abschirmung von Patienten vor sowie nach der Operation. Damit seien auch hygienische Probleme verbunden. Der ärztliche Direktor räumte ein, weil im Neubau weniger OP-Säle als früher zur Verfügung stünden, müssten diese länger am Tag genutzt werden. Wegen des Personalmangels müsse auf Leasingkräfte zurückgegriffen werden, das meist keine Spätdienste übernehme. Bauliche Mängel seien durch zusätzlichen Lärm- und Sichtschutz beseitigt. Vermeintliche Hygienemängel wies Frei strikt zurück. Bei Begehungen durch Hygiene-Experten der Charité und der Aufsichtsbehörde seien keine Mängel festgestellt worden.