Wende bei der Nutzung der Rennbahn als Standort: Gemeindevertreter kritisieren die Sicherheit und fürchten um den Naturschutz.
Jetzt also schon wieder Ärger mit dem Standort: 2016 wurde kritisiert, dass Lollapalooza im „Gartendenkmal Treptower Park“ stattfand. Zu laut, zu schmutzig – und nicht nur Anwohner sorgten sich um den Rasen. Mit dem neuen Standort Hoppegarten schien das Problem gelöst – bis Montagabend, als Gemeindevertreter scharfe Kritik äußerten und einen entsprechenden Antrag für Großveranstaltungen ablehnten.
Das Festival, für das schon zahlreiche Karten verkauft worden sind, soll am 9. und 10. September auf der denkmalgeschützten Rennbahn Hoppegarten stattfinden. Erwartet werden etwa 160.000 Besucher an dem Wochenende. Eine Genehmigung dafür gibt es noch nicht. Bis jetzt verliefen die Verhandlungen zwischen Veranstalter, Rennbahn, Gemeinde und Landkreis aber offenbar positiv. Karsten Knobbe, Bürgermeister der Gemeinde Hoppegarten, sagte noch im Juni, dass sich die Bürger auf die Veranstaltung freuen. „Ich wünsche mir, dass sich die Rennbahn mit dem Festival als Veranstaltungsort etablieren kann. Es hat die schönste Open-Air-Lage in Berlin-Brandenburg.“
Angst vor Schäden an Naturschutzgebieten
Am Montagabend kam dann die überraschende Wende. Kritik wurde vor allem daran laut, dass Großveranstaltungen wie Lollapalooza die Natur- und Landschaftsschutzgebiete Hoppegartens gefährden könnten. Im April hatte der Inhaber der Rennbahn Hoppegarten beim Kreis einen Antrag auf Nutzungserweiterung der Rennbahn gestellt. Traditionell finden dort Pferdesportveranstaltungen statt, zuletzt auch immer wieder Freizeitveranstaltungen. Vonseiten der Rennbahn ist vorgesehen, das Gelände künftig für solche Veranstaltungen in größerem Umfang zu nutzen.
„Grundsätzlich ist hier – im Innenfeld der Rennbahn – keine dauerhafte Bebauung, sondern die regelmäßige Nutzung für verschiedene Veranstaltungen geplant“, heißt es in einer Beschlussvorlage der Gemeinde Hoppegarten aus dem April 2017. Um diese Änderung abzusegnen, muss ein Bebauungsplan und eine Anpassung des Flächennutzungsplanes von der Gemeinde beschlossen werden. Am Montagabend aber stimmte die Mehrheit gegen die Änderung, deutlich mit 16 zu zwei Stimmen und sieben Enthaltungen. Damit entzogen sie der Rennbahn die Grundlage für die Nutzungsänderung. Das Genehmigungsverfahren ist abgebrochen. Das Festival könnte kippen.
Anwohner sorgen sich wegen der lauten Musik
Christian Arndt, Mitglied der Gemeindevertretung, begründete den überraschenden Beschluss mit der Befürchtung, dass sich „die Rennbahn mit der Nutzungsänderung zu einer permanenten Partylocation entwickeln könnte“. Großveranstaltungen wie Lollapalooza könnten dann die Vielzahl von Biotopen und Lebensräumen für Tiere auf und um die Rennbahn herum gefährden. „Man muss zum Beispiel mit einer Zerstörung des Brut- und Lebensraumes vieler Vogelarten und Kleintiere rechnen.“
Zudem machten sich Anwohner Sorgen um Lärmbelästigung. Auf den vier Bühnen soll zum Teil parallel gespielt werden. Die Lautstärke kann zwischen 90 und 100 Dezibel erreichen. Auch seien drei Ausgänge auf dem Gelände nicht ausreichend für die Masse an Besuchern. Es seien erhebliche Verschmutzungen zu erwarten, sowohl auf der Rennbahn als auch an angrenzenden Bereichen.
Peter Hoeck Domig, Geschäftsführer der Rennbahn, betonte, dass Naturschutz und Sicherheit bei der Veranstaltung im Vordergrund stünden. Hoeck sagte außerdem, dass der Antrag auf Änderung der Nutzung nicht auf Veranstaltungen wie Lollapalooza bezogen sei. Er wolle die Rennbahn weiterentwickeln und unter anderem neue Stallungen bauen.
Landkreis prüft jetzt den Sachverhalt
Der Landkreis Märkisch-Oderland prüft derzeit unter anderem baurechtliche und naturschutzrechtliche Gesichtspunkte der Veranstaltung auf der Rennbahn. Der Kreis „wird abwägen, ob Schutzgüter so betroffen sind, dass eine Untersagung des Festivals und weiterer Großveranstaltungen erforderlich ist“, sagte Carla Bork, Beigeordnete des Landrates und Fachbereichsleiterin des Bauordnungsamtes des Landkreises. Dazu würden auch das Immissionsrecht und die Sicherheits- und Verkehrslage geprüft.
Seit Januar „gibt es zudem eine Bestandserfassung mit Wertigkeiten zu den Flächen und zur Population auch geschützter Tierarten“. Auch das solle Gegenstand der Bewertung werden. Die Kommunikation „ist sehr ordnungsgemäß vonstattengegangen“, betonte Bork. „Alle haben kooperativ zusammengearbeitet“ – eine Aussage, die angesichts der jüngsten Entwicklungen zumindest befremdlich anmutet.