Schadstoffe

Messgerät schlägt im Schießstand an: Polizisten verunsichert

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Alexander Dinger
Polizeischüler müssen regelmäßig ihr Training auf einem der Schießstände der Landespolizeischule in Berlin absolvieren

Polizeischüler müssen regelmäßig ihr Training auf einem der Schießstände der Landespolizeischule in Berlin absolvieren

Foto: dpa Picture-Alliance / Rainer Jensen / picture alliance / dpa

Ein abgebrochenes Schießtraining in Wannsee sorgt für Verwirrung. Und der Bund baut für seine Kräfte eine neue Halle in Spandau.

Kaum hat sich die Schießstand-Situation bei der Berliner Polizei mit der Wiederaufnahme des Trainings in Wannsee etwas entspannt, gibt es bei den Beamten neue Verunsicherungen. Auf der Anlage wurde ein Schießtraining mit Pistolen und Maschinenpistolen von einem Ausbilder wieder abgebrochen, weil ein portables Kohlenmonoxid-Messgerät Alarm geschlagen hatte. Laut einem internen Bericht klagten einige Polizisten über Kratzen im Hals. Die Beamten sind nun verunsichert.

Dabei hätte es gar nicht so weit kommen müssen, sagen die Betreiber der Anlage. „Bei dem Vorfall handelt es sich um einen ganz normalen Vorgang, zu dem es bei Inversionswetterlagen kommen kann“, sagt Rechtsanwalt Markus Hennig der Berliner Morgenpost auf Nachfrage. Der Anwalt vertritt den DEVA Schießstand Berlin-Wannsee. „Kohlenmonoxidwarnmessgeräte, die extra zum Schutz der Polizeibeamten eingesetzt werden, messen die Kohlenmonoxid-Belastung (CO) und geben Signal, wenn die Werte ansteigen. Diese befanden sich aber noch in einem absolut normalen und unbedenklichen Rahmen“, sagt Hennig. „Das hat der Arbeitsschutz auch vor Ort vorsorglich geprüft und bestätigt“, so Hennig weiter. „Jeder Polizeibeamter, der in der Mitte Berlins beim Ausfall einer Ampel den Verkehr regeln muss, ist einer wesentlich höheren CO-Belastung ausgesetzt. Das Training hätte nicht abgebrochen werden müssen, zumal es versäumt worden ist noch eine zweite und dritte Messung durchzuführen.“

Bei der Berliner Polizei sagt man, dass der Schießtrainer dennoch richtig gehandelt habe. „Es kam auf einem Schießstand zu einem sogenannten Voralarm der dort verwendeten Messgeräte. In folgerichtiger Konsequenz hat der verantwortliche Leiter des Schießens das Training eingestellt“, sagt Polizeisprecher Thomas Neuendorf. Kohlenmonoxid (CO) ist ein Gas, das beim Schießen entsteht und mit Hilfe von Warnmessgeräten leicht nachzumessen ist. Es dient als Indikator für das Vorhandensein von Treibladungspulverresten in der Raumluft. „Die angeschafften Instrumente reagieren hochsensibel auf den Anstieg der Konzentration von CO in der Luft und alarmieren bereits noch vor Erreichen relevanter Grenzwerte“, so Neuendorf weiter.

Neue Schießhalle soll in Spandau entstehen

Bei der Gewerkschaft der Polizei (GdP) ist man skeptisch: „Der aktuelle Umgang mit Wannsee wirkt wie ein Schnellschuss. Natürlich brauchen wir diese Kapazitäten zur Aufrechterhaltung des Schießtrainings. Wenn bereits am ersten Trainingstag Probleme auftreten, muss man sich fragen, was dort in den vergangenen Monaten wirklich überprüft worden ist“, sagte Benjamin Jendro, Sprecher der Gewerkschaft der Polizei. Von insgesamt 73 Bahnen in Berlin waren die meisten geschlossen worden. Grund waren zu hohe Schadstoffbelastungen. In Wannsee trainiert die Berliner Polizei seit Mitte Juni nun wieder. Davor war das nur in der Polizeiakademie in Ruhleben und an der Kruppstraße in Moabit möglich.

Unterdessen hat der Bund angekündigt, in Spandau eine neue Schießhalle bauen zu wollen. In der früheren Schmidt-Knobelsdorf-Kaserne in Spandau, die Bundesinnenminister Thomas de Maizière (CDU) als Standort für die neue Anti-Terror-Einheit „Direktion 11“ der Bundespolizei gerade prüfen lässt, betreiben die Hauptzollämter Berlin und Potsdam ihr Einsatztrainingszentrum. Es soll um eine Schießhalle erweitert werden. Etwa 530 Bedienstete können dort trainieren.

Nach jetzigem Stand ist der Baubeginn für Mai 2018 geplant, das Ende der Bauphase für Mitte 2019 avisiert. Der Komplex des Zolls soll im Rahmen dieser Erweiterungen auch eine eigene Zuwegung von der Wilhelmstraße erhalten. Bislang führt nur ein Eingang an der Schmidt-Knobelsdorf-Straße auf das ehemalige Kasernengelände, wo momentan noch fast 1200 Flüchtlinge untergebracht sind und kleine Gewerbebetriebe arbeiten.

Wie berichtet, soll die neue Dienststelle der Bundespolizei auf dem Areal im Spandauer Ortsteil Wilhelmstadt die Spezialkräfte bündeln. Eine Machbarkeitsstudie soll ergründen, wie die Pläne umgesetzt werden können. Mit den Ergebnissen wird Anfang 2018 gerechnet.

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