Die Bären sind los: Großer Publikums-Ansturm am ersten Zoo-Wochenende der wertvollen chinesischen Pandas.

Die beiden Großen Pandas im Zoologischen Garten sorgen am Sonnabendmorgen für eine Weltgemeinschaft von Menschen in Harmonie. Verschleierte Frauen etwa, dahinter ein Amerikaner mit Zeitungsjungen-Mütze, ein Vater mit Kippa, eine russische Familie in papageienbunter Joggingmontur: Friedlich wartet alles am Pagodentor auf Einlass – als sei man ein paar Momente lang Bürger der „United States of Panda“.

In der Schlange stehen Spanier, die vom Enkel bis zum Großvater Bärenmasken tragen. Drei Darsteller in funkelnden Kostümen aus China-Dynastien vergangener Jahrhunderte posieren vor dem neuen Gehege. Die Kinderwagendichte ist höher als sonnabends auf dem Biomarkt.

Pandas sind Familienangelegenheit. Gina Behrendt (27) aus Treptow-Köpenick ist mit Mutter, Freund und zweijähriger Tochter angerückt. „Wir gehen nur alle drei Jahre in den Zoo. Aber die erste Station sind natürlich die Pandas“, sagt sie. Filmclips am Eingang zeigen Pandas als ausgeflippte kleine Kerle, die pausenlos irgendwo herunterrollen und gern Rutsche fahren. Eine Art Minions aus dem Kino, aber nicht bananengelb, sondern schwarz-weiß.

Vor allem die Kleinsten freuen sich über die Pandas

Live dagegen, beispielsweise Panda-Männchen Jiao Qing, strahlen sie eher die Vitalität von Stammkunden einer Opiumhöhle aus. Doch die Menschen vor seinem zehn Meter breiten Schaufenster sind dankbar. Als er sich sekundenlang aus der liegenden Regungslosigkeit begibt, um kräftig zu gähnen, gehen ein Raunen und ein Handyklicken durch die Reihen, wofür ein Stück weiter die Seehunde mindestens einen Fisch im Flug schnappen müssten.

Die 30-jährige Leqi Wang ist mit ihren Kindern da. „Pandas sind cool“, sagt Henry (5), während seine Schwester ein Zeichenblatt zeigt. Darauf galt es, an einem der bis zum heutigen Sonntag aufgebauten Stände vor dem Gehege chinesische Schrift nachzumalen, die „Panda“ bedeutet. Chinesin Wang, die seit 2010 in Berlin lebt und Verkäuferin ist, hatte im Zoo noch Panda Bao Bao erlebt, der dann 2012 starb.

„Er tat mir immer leid, weil er so ganz allein war.“ Jiao Qing gehe es da besser, weil er Gesellschaft von Weibchen Meng Meng habe. Beide hat Berlin für jährlich eine Million Dollar von China ausgeliehen.

Jiao Qing als Vorbild für zukünftige Ehemänner

Dass die Bärin indes dem Publikum dösend den Rücken zugedreht hat, kann man dem Tier nicht übel nehmen. Über das Gehege plätschert asiatische Musik aus Flöten und Zupfinstrumenten, die bei längerem Aufenthalt nicht nur auf Vierbeiner irrsinnig beruhigend wirkt.

Hingucker ist dann plötzlich Jiao Qing, der auf seiner Bank aus Holzpfählen Platz genommen und sich einen Arm voll Bambus auf den Schoß gelegt hat. Die Tatzen von sich gesteckt und mit gesundem Appetit verzehrt er eine Stange nach der anderen, den Blick auf die Menschen vor seinem Wohnraum gerichtet: Für ihn bestimmt ein ebenso drolliges Spektakel, wie für die Menschen auf der anderen Seite des Glases.

Francesca (33) beginnt mit sechs Begleiterinnen dort ihren Junggesellinnenabschied. Was für Panda-Eigenschaften ihr Zukünftiger vermeiden sollte? „Genauso schlapp und behäbig zu werden.“ Und was er sich abgucken darf? „Die Kuschligkeit“, sagt Francesca.

Mehr zum Thema:

Zehntausend Besucher wollen Meng Meng und Jiao Qing sehen

Tausende stehen Schlange für Selfie mit Panda

Gehege für Pandabären im Zoo Berlin feierlich eröffnet