Berlin

Neue Regeln für den Müggelsee

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Lorenz Vossen

Verordnung für Naturschutzzonen an Ufern des Gewässers soll die Wassersportler nicht beeinträchtigen

Am Müggelsee in Treptow-Köpenick soll künftig beides Hand in Hand gehen: Naturschutz und Wassersport. Am Montag unterzeichnete Umweltsenatorin Regine Günther (parteilos, für Grüne) eine Verordnung, die das gesamte Gewässer als Landschaftsschutzgebiet und in kleinen Teilen als Naturschutzgebiet ausweist, wo strengere Regeln gelten als bisher. Günther bezeichnete die neue Regelung, um die lange gerungen wurde, als „guten Ausgleich zwischen den Belangen der Natur und des Sports“.

Segeln, Rudern und Kanufahren soll weiter möglich sein, ob individuell oder im Verein, ebenso die Nutzung von Motorbooten. Wettkämpfe müssen im Zeitraum von November bis März genehmigt werden, da der See dann für viele Zugvögel Ruhezone auf dem Weg Richtung Süden ist. Lediglich die sensiblen schmalen Streifen in Ufernähe werden zum Naturschutzgebiet und dürfen nicht befahren werden. Dadurch sollen Lebensräume seltener Tier- und Pflanzenarten geschützt werden. „Auch unsere Kinder und Enkel sollen einen intakten Müggelsee zur Erholung und Entspannung vorfinden“, so Günther. In einer ersten Fassung der Verordnung waren die Schutzzonen noch deutlich umfassender ausgewiesen gewesen. Der Bezirkssportbund Treptow-Köpenick, der rund 70 örtliche Wassersportvereine vertritt, hatte massive Einschränkungen befürchtet. Werde der Müggelsee zum Landschaftsschutzgebiet, sei die bisherige Nutzung „nur noch ausnahmsweise bei Einhaltung bestimmter Bedingungen“ gestattet, schrieb der Sportbund in einem offenen Brief an Günther. Dabei sei der See „das herausragende Wassersportrevier im Südosten Berlins und daher für den Segelsport unverzichtbar“. Zuletzt hatten sogar die Segler vom Bündnis „Bootsdemo Berlin“ zu einer Demonstration aufgerufen. Der Streit schien zu eskalieren, trotz des Dialogs, den Günther mit Sportlern und Anrainern über Monate gesucht hatte.

Senat will mit Sportvereinen Vereinbarung unterzeichnen

Andrea Gerbode vom Bund für Umwelt- und Naturschutz Berlin (BUND) sagte dazu: „Die Diskussion um die Schutzgebietsverordnungen hat in den letzten Wochen aufgrund einiger Fake News hohe Wellen geschlagen.“ Tatsächlich sei Schwimmen, Segeln, Angeln künftig nicht nur erlaubt, sondern rechtlich abgesichert. Auch Bezirksbürgermeister Oliver Igel zeigte sich zuversichtlich. „Ich sehe keine Probleme für den Wassersport“, so der SPD-Politiker gegenüber der Berliner Morgenpost. Wichtig sei, dass die Verordnung jetzt praktisch umgesetzt werde. Günther kündigte an, mit den Sportvereinen freiwillige Vereinbarungen zu treffen, damit die geschützten Uferstreifen nicht mehr befahren werden. Im Herbst sollen diese dann unterzeichnet werden. Ob sich die Wogen dann glätten, ist unklar. Kritisiert wird, dass bislang nur mit den Sportvereinen und -verbänden, nicht aber mit privaten Nutzern gesprochen worden sei.

Die neue Verordnung war nötig, da das Land Berlin gemäß einer EU-Richtlinie verpflichtet ist, jedes sogenannte Fauna-Flora-Habitat-Gebiet sowie sämtliche Vogelschutzgebiete rechtlich zu sichern. Falls nicht, drohen Strafzahlungen. Dem Naturschutzbund Berlin (Nabu) reicht die Verordnung noch nicht. So müsse auch eine Lösung für Fischotter gefunden werden, die sich oft in Fischreusen verfangen und dann ertrinken würden.

( BM )