Was haben Berlins Bürger, Politiker und Fachleute nicht schon über das Stromnetz diskutiert. Seit Jahren läuft das Vergabeverfahren für die Konzession. Ein Volksentscheid scheiterte knapp, obwohl mehr als 600.000 Menschen dafür votierten, das Stromnetz wieder in die Hand des Landes zu bringen.
Für das Fernwärmenetz hat sich bisher nur eine Minderheit interessiert. Dabei sind die für die Heizung von 1,2 Millionen Wohnungen nötigen Leitungen und Kraftwerke für die Metropole wichtiger als das Stromnetz. Die Energiewende gelingt in Berlin auf der Wärmeseite oder sie gelingt nicht. Die Kraftwerke und das Leitungsnetz gehören jedoch dem schwedischen Staatskonzern Vattenfall. Das Verwaltungsgericht hat festgestellt, dass Berlin kein Recht hat, auch hier eine Konzession zu vergeben und so de facto das Fernwärmenetz in seine Hand zu bringen.
Nun wird niemand im Ernst den Vattenfall-Managern vorwerfen können, sie kümmerten sich nicht um die Energiewende. In Ruhleben planen sie einen riesigen Tauchsieder, um dort Wasser mit billigem Ökostrom aufzuheizen. Von der Kohle als klimaschädlichem Brennstoff will sich auch der frühere Kohlekonzern verabschieden. Dennoch befindet sich Berlin in diesem wesentlichen Zukunftsthema in einer Abhängigkeit von einem ausländischen Energiekonzern. Selber schuld, könnte man sagen, hättet ihr halt 1999 die landeseigene Bewag nicht verkaufen sollen.
Das geschah aus Verzweiflung, angesichts tiefroter Haushaltszahlen. Aber mittlerweile hat sich zumindest im Senat die Erkenntnis durchgesetzt, dass es auf Dauer keine gute Ausgangslage ist, wenn über Berlins wichtigste Energie-Infrastruktur allein in Stockholm entschieden wird. Der Streit darüber wird auch nach dem Urteil der Verwaltungsrichter weitergehen, die nächsten Instanzen warten. Sinnvoller wäre es jedoch, das Kriegsbeil zu begraben und sich mit Vattenfall auf ein gemeinsames Vorgehen oder eine Beteiligung an der Fernwärme zu verständigen.
Berlin verliert den Kampf um die Fernwärme