Finanzierung

Berlins Sportvereine fordern mehr Geld

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Jens Anker, Joachim Fahrun
Staatssekretär Christian Gaebler

Staatssekretär Christian Gaebler

Foto: KRAUTHOEFER

In den Verhandlungen über eine Finanzierung liegen Senat und Landessportbund noch weit auseinander.

Der Berliner Sport soll mehr Geld erhalten. Senat und Landessportbund (LSB) verhandeln derzeit über eine mittelfristige Finanzierung des Verbandes nach dem Vorbild der Hochschulverträge. Nach Informationen der Berliner Morgenpost sind die Verhandlungen weit gediehen und sollen in den nächsten Wochen abgeschlossen werden. Über die Kriterien habe man sich inzwischen verständigt, sagte Sport-Staatssekretär Christian Gaebler (SPD). Allein bei der Höhe der zugesagten Finanzmittel liegen beide Seiten noch auseinander. Während der Senat zwei Millionen Euro mehr ausgeben will, fordert der LSB zusätzlich vier Millionen Euro im Vergleich zur aktuellen Finanzierung. Entscheiden muss das Abgeordnetenhaus mit dem Haushaltsplan für 2018.

Derzeit erhält der im Landessportbund organisierte Sport rund zwölf Millionen Euro im Jahr. Davon sind 1,7 Millionen Euro für Übungsleiter in den Vereinen, 650.000 Euro für Jugendtrainer sowie zwei Millionen Euro für Coaches von Spitzenathleten vorgesehen.

Allerdings orientiert sich die Finanzierung des LSB noch an den Mitgliederzahlen des Jahres 2008. Damals waren 550.000 Berliner in Sportvereinen organisiert. In diesem Jahr verzeichnet der LSB mit 650.000 Mitgliedern einen Rekordwert. Dazu kommen noch rund eine halbe Million Berliner, die zwar regelmäßig Sport treiben, aber nicht in einem Verein organisiert sind. „Wir befinden uns in sehr konstruktiven Gesprächen“, sagt LSB-Geschäftsführer Heiner Brandi.Der LSB fordert seit Jahren eine langfristige Finanzierungszusage des Senats, um den Breiten- und Leistungssport in Berlin organisieren zu können. „Diesmal haben wir den Eindruck, dass der Senat es auch umsetzen will.“ Bei steigenden Mitgliederzahlen und Löhnen, aber einem seit neun Jahren unveränderten Landeszuschuss öffne sich die Schere immer weiter. In den vergangenen Jahren habe der LSB den realen Einnahmeverlust durch Einsparungen auffangen können, das sei jetzt nicht mehr möglich. „Wir gehen schon davon aus, dass es einen deutlichen Zuwachs geben muss“, sagt Brandi.

Einnahmen aus Lottomitteln gehen seit Jahren zurück

Vorbild sollen die Verträge sein, in denen der Senat den Hochschulen eine bestimmte Summe zusichert und über mehrere Jahre festschreibt.

Der Senat erkennt die Argumente des LSB grundsätzlich an, sträubt sich aber noch, auf die Forderung des LSB voll einzugehen. „Unser Ziel ist eine stabile Finanzierung des Sports“, sagt Sportstaatssekretär Christian Gaebler. Im Gegenzug verlangt der Senat künftig verbindliche Ziele vom LSB und seinen Mitgliedsvereinen. „Dabei geht es um gesellschaftliche Ziele, wie die Förderung des Zusammenhalts und der Inte­gration sowie die Wertevermittlung“, sagt Gaebler. Künftig sollen die Vereine auch in die Pflicht genommen werden, wenn sie gegen diese Ziele verstoßen – bis hin zur Streichung der Zuschüsse durch den Sportverband.

Bislang ist die LSB-Finanzierung an die Einnahmen des Landes aus dem Lottogeschäft geknüpft. 25 Prozent davon fallen an den Sport. Doch die Einnahmen sinken seit Jahren. Erhielt der LSB im Jahr 2002 noch 10,7 Millionen aus Lottomitteln, so sind es derzeit nur noch knapp acht Millionen Euro. Der Senat stockte das Geld zwar bislang auf derzeit 12,2 Millionen Euro im Jahr auf – allerdings regelmäßig erst dann, wenn der Sport Alarm schlug. In den vergangenen Jahren waren bereits die Mittel zur Sanierung der Sportstätten erhöht worden. Der Sanierungsbedarf liegt hier laut LSB bei insgesamt rund 160 Millionen Euro. Der Senat hat deshalb das Finanzvolumen des Sportstättensanierungsprogramms von neun Millionen Euro zunächst auf 13 Millionen und jetzt auf 18 Millionen Euro verdoppelt. Ursprünglich war geplant, die schwindenden Lottomittel für den Sport durch zusätzliches Geld von den privaten Wettanbietern auszugleichen. Fünf Prozent Sportwettsteuer werden beim Ausfüllen eines Wettscheins von Privatanbietern fällig. Das Geld wird zentral vom hessischen Finanzministerium eingesammelt und an die Bundesländer weitergeleitet. Doch das Verfahren ist undurchsichtig, beim LSB ist davon bislang nichts angekommen.

Größte zivilgesellschaftliche Bewegung in Berlin

Mit 650.000 Mitgliedern, die in 2500 Sportvereinen organisiert sind, sieht sich der Sport als größte zivilgesellschaftliche Bewegung in der Stadt und fordert deshalb eine entsprechend auskömmliche Landesbeteiligung. Mit 130 Bundesligamannschaften in fast allen Sportarten und 500 Athleten in Bundesleistungskadern ist Berlin die Sporthauptstadt Deutschlands. Darüber hinaus verfügt die Stadt in allen fünf großen Sportarten – Fußball, Handball, Basketball, Eishockey und Volleyball – über Mannschaften in der obersten Liga.

Anfang Juni findet mit dem Deutschen Turnfest und 70.000 erwarteten Teilnehmern zudem ein weiteres sportliches Großereignis in der Stadt statt.

Berlin zahlt für den Sport aber erheblich mehr als nur den Zuschuss an den LSB. Der Etat der Sportabteilung im Innenressort des Senats umfasst 108 Millionen Euro. Darin sind etwa die Zuschüsse für die Bäderbetriebe enthalten oder die Subventionen für das Turnfest (5,8 plus 10,5 Millionen für die Nutzung des Messegeländes) sowie die Verlustübernahme für die Max-Schmeling-Halle und das Velodrom. Außerhalb des eigentlichen Sport-Etats werden das Sportforum in Hohenschönhausen mit 14 Millionen und der Olympiapark mit 12,9 Millionen Euro finanziert.