Am Hintereingang des S- und U-Bahnhofes Neukölln beleuchtet abends nur eine fahle Lampe den etwa 30 Meter langen Pflasterweg zur Hauptstraße. Im Dämmerlicht steht Jens Demmler, Ur-Neuköllner und Eigentümer mehrerer Häuser in der benachbarten Wipperstraße. Seine Hand zeigt auf eine verdreckte Grünfläche neben dem Fußweg: „Sehen Sie? Alufolie – darin werden die Heroinkügelchen eingewickelt und daneben liegen die leeren Verpackungen der Spritzen.“ Allein am vergangenen Sonntag sammelte er 17 Spritzen ein, in der gesamten Woche stellte er sieben Strafanzeigen wegen Hausfriedensbruchs und verschiedener Sachbeschädigungen gegen Konsumierende. Die fühlten sich oft ungestört in den dunklen Ecken und Hauseingängen rund um den Bahnhof. Neben Demmler haben sich Innensenator Andreas Geisel und Neuköllns Bezirksbürgermeisterin Franziska Giffey (beide SPD) platziert; die hatte am Freitagabend zum Ortstermin am Bahnhof geladen.
Laut Kriminalitätsstatistik ist die Zahl der Rauschgift-Delikte seit 2012 um fast 80 Prozent gestiegen. Neben dem Kottbusser Tor und dem Stuttgarter Platz in Charlottenburg ist der Kiez einer der Haupttreffpunkte der Drogenszene. In den vergangenen Monaten habe sich die Situation weiter verschärft. „Seit Jahresbeginn hat sich die Anzahl der Polizeieinsätze am Bahnhof noch mal deutlich erhöht“, so Geisel.
Neuköllns Bürgermeisterin Giffey arbeitet auch an dem Problem. Bereits im vergangenen Herbst wurde zusammen mit dem örtlichen Quartiersmanagement ein zusätzlicher Sozialarbeiter eingestellt, dessen Job es war, gebrauchte Spritzen einzusammeln und erste Kontakte zu den Konsumenten zu knüpfen. Die Zusammenarbeit mit der Drogenkontaktstelle Fixpunkt wurde ausgebaut, so Giffey am Freitag: In Zukunft sollen in der Bahnhofsgegend fünf Behälter für die benutzten Spritzen angebracht werden. „Wir haben hier eine Strategie entwickelt, die aus einem Mix an verschiedenen Maßnahmen besteht“, so die Bezirksbürgermeisterin. Dazu gehöre auch eine bessere Beleuchtung der Bahnhofsgegend, um das Sicherheitsgefühl der Anwohner zu erhören – die Gespräche mit der Deutschen Bahn liefen. Die Bezirksbürgermeisterin stellte allerdings auch klar: „Es gibt die Notwendigkeit, dass wir repressiv insbesondere gegen den Handel mit Drogen vorgehen.“ Seit Februar gibt es deswegen an den Linien U7 und U8, die besondere Schwerpunkte für Drogenkriminalität sind, gemeinsame Streifen von Polizei und Mitarbeitern der BVG.
Bürgermeisterin Giffey warb außerdem für verstärkte Videoüberwachung im Bahnhofsbereich.