Die Berliner Sparkasse will ihre 1,8 Millionen Kunden stärker zum Onlinebanking motivieren. Das Geldinstitut schließt in diesem Jahr neun weitere Filialen, möchte aber im Gegenzug Kunden an „roten Schreibtischen“ in Seniorenheimen, Stadtteilzentren oder Gemeindehäusern beraten. Auch ein Bus soll mobil etwa auf Wochenmärkten stehen und den Kundenkontakt sichern. „Die Filiale ist kein Format, das in die Zukunft tragen muss“, sagte Tanja Müller-Ziegler, Vorständin für das Privatkundengeschäft in Berlins größtem Geldhaus. Schon 2016 schloss die Sparkasse zehn Zweigstellen.
Filiale am Hackeschen Markt schließt auch
Folgende Filialen fallen Ende Juni weg: Grüner Weg in Britz, Königstraße in Wannsee, Oranienburger Straße in Reinickendorf, Kurfürstendamm in Halensee, Pichelsdorfer Straße in Spandau, Eichbergstraße in Wilhelmshagen und Dietzgenstraße in Pankow. Ende Juli schließt die Filiale in der Schönwalder Straße in der Spandauer Neustadt, Ende Oktober folgt der Hackesche Markt in Mitte.
Laut Sparkasse wird angestrebt, Automaten zu installieren. Zudem werden die Kunden informiert, wo sie die nächste der dann noch 100 Anlaufstellen der Sparkasse finden. Und es wird ihnen mitgeteilt, wo künftig in ihrer Nähe ein „roter Schreibtisch“ steht, wo sie bei Bedarf Sparkassen-Mitarbeiter antreffen. Die Idee für diese flexible Filiale, deren genaue Standorte noch mit den Raumeigentümern verhandelt werden, war der Sparkassen-Vorstandsfrau auf einer „Lernreise“ gekommen. Unter anderem in Spanien und Singapur hatte Müller-Ziegler sich angeschaut, wie dortige Regionalbanken ihre Kundenströme besser lenken.
Flagship-Filialen in Planung
Die Berliner Sparkasse macht aber nicht nur normale Filialen zu. Große und viel frequentierte Standorte werden zu „Flagship-Filialen“ ausgebaut und mit einem neuen Kundenleitsystem aufgepeppt. Die ersten dieser neuen Formate werden am Alexanderplatz und am Rathaus Neukölln entstehen. Am Alex wird der Eingang von der zur Sparkassen-Konzernzentrale im Peter-Behrens-Haus von der Otto-Braun-Straße zum Platz selbst hin verlegt. Über allem stehen aber die Bemühungen, die Kunden zum Onlinebanking zu bringen und ihnen die Benutzung der Sparkassen-Smartphone-App schmackhaft zu machen.
Bisher nutzen 600.000 Kunden das Onlinebanking, 100.000 mehr als vor zwei Jahren. Die Quote sei aber „normal“, also nicht besonders hoch, räumte Müller-Ziegler ein. Künftig sollen deshalb Mitarbeiter Filialkunden gezielt ansprechen und ihnen auch die Anwendungen zeigen.
Unklare Auswirkungen auf Mitarbeiterzahl
Außerdem bietet die Sparkasse Seminare an, in denen die Kunden in die Möglichkeiten und Techniken der Online-Bankgeschäfte eingewiesen werden. „Wir können nicht erwarten, dass die Digitalisierung so schnell bei den Menschen einzieht wie wir wirtschaftlich handeln müssen“, begründet die Vorstandsfrau die Offensive. Man lasse aber die Kunden dabei nicht allein.
Was die Pläne für die Mitarbeiterzahl bedeuten, könne sie noch nicht sagen. Man wolle zunächst mal ausprobieren, wie es laufe und was nachgefragt werde. Die Welt ändere sich so schnell, dass es heute keinen Sinn mehr mache, Strategien für die nächsten zehn Jahre zu verfolgen.
Aus für 188 Deutsche-Bank-Filialen