Die Linken im Senat positionieren sich mit zunehmender Schärfe gegen das vom Bund geplante Einheits- und Freiheitsdenkmal. Es soll neben dem Humboldt Forum auf dem Sockel des ehemaligen Kaiser-Wilhelm-Denkmals als begehbare Waage errichtet werden. Nach Kultursenator Klaus Lederer hat sich nun auch Stadtentwicklungssenatorin Katrin Lompscher ablehnend geäußert.
„Aus meiner Sicht wäre eine temporäre kulturelle Nutzung des Denkmalsockels in Abstimmung mit dem Humboldt Forum wünschenswert und einer Teilzerstörung des denkmalgeschützten Sockels durch das Freiheits- und Einheitsdenkmal vorzuziehen“, schrieb sie in einem Brief an Johannes Milla. Dessen Planungsbüro hatte das Denkmal entworfen.
Milla hatte sich im März mit dem Angebot an die Stadtentwicklungssenatorin gewandt, ihr das Projekt persönlich vorzustellen. Dieses Angebot hat Lompscher jetzt ausgeschlagen. Zwar hätten sich in der erneuten bundespolitischen Diskussion der Kulturausschuss des Bundestages sowie die Vorsitzenden der Koalitionsfraktionen von CDU und SPD für die Realisierung dieses Entwurfs ausgesprochen, erklärte Lompscher in dem Brief.
Doch liege ihr bisher „keine offizielle Mitteilung der Bundesregierung beziehungsweise der entsprechende Bundestagsbeschluss zur Umsetzung des Denkmalprojekts vor“. Zudem müsse sie viele andere Termine wahrnehmen. Ihre Sprecherin Petra Rohland erklärte, es handele sich um eine Meinungsäußerung der Senatorin, nicht des Senats.
Lederer will völligen Neustart
Johannes Milla reagierte „überrascht und befremdet, dass der Brief öffentlich geworden ist“. Er habe bei der Senatorin mehrfach um einen Termin gebeten, weil er immer wieder feststelle, „dass es zum Denkmal festgelegte Meinungen gibt, ohne dass wir eine Chance hatten, das Projekt vorzustellen“. Diese Bereitschaft bestehe weiter. „Ich möchte nur nicht, dass dieses Projekt nach der Einigung der Koalitionsfraktionen im Bundestag jetzt in einen parteipolitisch motivierten Streit gerät“, sagte Milla der Berliner Morgenpost. Zum Inhalt des Briefes äußerte er sich nicht. Er hatte aber bei früheren Gelegenheiten betont, das Denkmal zerstöre den Sockel nicht.
Kultursenator Lederer forderte kürzlich einen völligen Neustart beim geplanten Freiheits- und Einheitsdenkmal. Seiner Ansicht nach wird die mit dem Denkmal gedachte Verbindung von Freiheit und Einheit der historischen Entwicklung von 1989/90 nicht gerecht. Auch den Standort hält der Linke-Politiker für falsch.