Der neue mobile Service für Eltern mit ungewöhnlichen Arbeitszeiten ist gestartet. Bisher kommen die meisten Nachfragen aus Pankow.

Dorina Wegner arbeitet als Intensiv-Krankenschwester im Zwölf-Stunden-Dienst von morgens um sieben bis abends um 19 Uhr. Seit Montag hat sie nun eine Betreuerin, die ihren fünfjährigen Sohn um halb vier vom Kinderladen abholt und dann zu Hause versorgt, bis die Mutter von der Arbeit kommt.

Dorina Wegner gehört zu den ersten Eltern, die von dem neuen mobilen Kinderbetreuungsservice „Mokis“ profitieren. Ende vergangenen Jahres wurde die Anlaufstelle für Eltern mit besonderen Arbeitszeiten eingerichtet. Nach der Anlaufphase, in der zunächst Betreuerinnen und Betreuer rekrutiert und fortgebildet werden mussten, konnten nun bereits die ersten zwölf Familien vermittelt werden.

„Dieses neue Angebot wird dringend benötigt, vor allem von alleinerziehenden Müttern oder Vätern, die im Schichtdienst, nachts oder am Wochenende arbeiten“, sagte die Bildungssenatorin Sandra Scheeres (SPD) am Mittwoch. Anders als in der Tagespflege oder in einer 24-Stunden-Kita kommen die Betreuer in die Wohnung der Familie und können so den Alltag der Kinder in der vertrauten Umgebung gestalten, sei es beim gemeinsamen Frühstück oder beim Schlafengehen.

Die meisten Nachfragen kommen aus Pankow

Bereits 155 Eltern hätten sich gemeldet, und die Verwaltung geht davon aus, dass der Bedarf noch deutlich höher ist. Allerdings sei der mobile Betreuungsservice noch nicht überall ausreichend bekannt. Jugendämter und Kitas würden die Eltern, die auf Unterstützung angewiesen sind, unterschiedlich intensiv über das Angebot informieren. Die größte Nachfrage gibt es nach Angaben der Bildungsverwaltung in den Bezirken Pankow und Friedrichshain-Kreuzberg. Aus diesen beiden Bezirken kommen 28 Prozent der Eltern-Gesuche. Noch wenig bekannt ist der Service offenbar in Lichtenberg. Nur vier Prozent der Anmeldungen kämen aus diesem kinderreichen Bezirk.

Die 37-jährige Dorina Wegner wohnt in Steglitz. „Für mich ist es wichtig, dass mein kleiner Sohn nach einem Acht-Stunden-Tag in der Kita auch zu Hause zur Ruhe kommen kann“, sagte die Mutter. Eine Einrichtung mit längeren Öffnungszeiten wäre für sie deshalb nicht infrage gekommen. Bisher habe sie das Abholen und die Betreuung zu Hause privat finanzieren müssen. Teilweise habe sie 600 Euro pro Monat dafür bezahlt. „Ich bin praktisch nur arbeiten gegangen, um arbeiten zu können“, sagte sie. Denn einen großen Teil ihres Einkommens habe sie in die Kinderbetreuung investiert. Der Wiedereinstieg in den Beruf war ihr aber wichtig, weil sie bei den technischen Neuerungen im Klinikbereich den Anschluss behalten wollte. Sie ist kein Einzelfall: „Viele der Eltern, die den Service in Anspruch nehmen wollen, arbeiten in Berufen, wo sie nicht das Einkommen haben, um privat ein Kindermädchen zu finanzieren“, sagte die Senatorin. Und auch das private Netzwerk von Verwandten und Freunden könne zwar in Ausnahmen, aber nicht ständig strapaziert werden.

Viele Betreuerinnen sind Seniorinnen

Unter den Bewerbern für den Service sind nach Angaben des Mokis-Teams häufig Flughafenmitarbeiter, Bahnfahrer, Künstler mit Abendauftritten oder Verkäuferinnen. Die benötigte Betreuungszeit für die Kinder reiche von 25 bis zu 120 Stunden. „Es kommt auch vor, dass eine Flugbegleiterin drei Tage am Stück unterwegs ist“, sagte Ella Pop von der Mokis-Servicestelle an der Stresemannstraße in Kreuzberg.

Nun arbeitet das Team mit Hochdruck daran, zu den Familien, die einen Bedarf angemeldet haben, die passenden Betreuer zu finden. Bisher haben sich 220 Interessenten gemeldet. Meist seien das Seniorinnen, sagte Pop. Viele hätten vorher als Erzieherin oder in der Pflege gearbeitet. „Wir würden uns wünschen, dass auch Studenten im sozialpädagogischen Bereich als Betreuungspersonen gewonnen werden können“, sagte Pop. Alle Bewerber müssen ein erweitertes polizeiliches Führungszeugnis vorlegen und erhalten eine Schulung. „Nicht jede Betreuerin passt in jede Familie, es muss ein Vertrauensverhältnis entstehen“, sagte Pop.

Dorina Wegner hatte Glück. „Bei uns hat es sofort gepasst“, sagte die Mutter. Die Betreuerin habe sie und ihren Sohn zunächst zu Hause zum Kennenlernen besucht, und Paul sei sofort offen auf sie zugegangen.

Den Bedarf melden die Eltern beim Jugendamt an. Dann erhalten sie einen ergänzenden Kitagutschein für die zusätzliche Betreuung. Ab dem kommenden Jahr ist der Service wie die Kitabetreuung für alle Kinder kostenfrei. Für die Werbung und die Schulungen stellt das Land 381.000 Euro bereit. Die Senatorin will aber auch die Unternehmen bei der Finanzierung mit in die Pflicht nehmen.

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