Der Stadtsoziologe Andrej Holm kämpft bekanntermaßen dagegen, dass Wohnhäuser und Baugrundstücke zu Objekten von Finanzanlagen werden und Investoren dazu dienen, Gewinne einzustreichen. In diesem Zusammenhang denkt er offenbar auch an Enteignungen.
Im Gespräch mit dem Journalisten Jakob Augstein beim „Freitag Salon“ im Maxim Gorki Theater sprach Holm von „tollen Instrumenten“, die die Berliner Regierung in der Wohnungspolitik habe. Explizit nannte er die „Enteignungsbehörde“ in der Senatsverwaltung für Stadtentwicklung. Diese werde „leider“ nur aktiv, wenn neue Straßen oder Flughäfen gebaut werden sollen. Sie könnte aber auch stärker für kommunale Zwecke genutzt werden, da wünsche er sich „größere Effizienz“ und „mehr Aktivität“.
Der Ex-Staatssekretär und heutige Berater der Linke-Fraktion im Abgeordnetenhaus empfahl der Koalition, ein „Programm der Sozialisierung des Wohnens“ aufzulegen. Dabei solle sie auch abschreckende Effekte nutzen und die Rhetorik verändern, um der stimmungsabhängigen, gewinnorientierten Immobilienwirtschaft zu zeigen, dass ihr in Berlin Steine in den Weg gelegt werden.
Holm sprach sich dafür aus, wieder in der ganzen Stadt Mietobergrenzen in Milieuschutzgebieten einzuführen, wie sie der Bezirk Mitte praktiziere. Er empfahl zudem die Rückkehr zum gemeinnützigen Wohnungsbau durch Non-Profit-Organisationen und eine wesentlich höhere Grunderwerbssteuer.

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