Der Berliner Techno-DJ „Dax J“ wird von Besuchern eines Festivals in Tunesien mit dem Tod bedroht. Auf dem "Orbit-Festival" im Norden des Landes hatte der aus Großbritannien stammende Künstler offenbar den islamischen Gebetsruf in einem Song verarbeitet – für viele Gläubige eine unverzeihliche Provokation.
„Wir werden dich töten“, schreibt eine Userin unter einem Beitrag des DJs auf Facebook. In diesem entschuldigt er sich bei den Festival-Besuchern. „Wir werden dich finden und töten“, kommentiert ein anderer. Viele der zahlreichen Kommentare sind nicht zitierfähig. Bemerkenswert: Die Drohungen kommen von Menschen, die nicht dem Klischee des Hardcore-Islamisten entsprechen, sondern von jungen, modern gekleideten Leuten ohne Kopftuch und Rauschebart.
Die französische Tageszeitung "Le Parisien" berichtet unterdessen, dass die tunesischen Behörden den betreffenden Club wegen des Vorfalls geschlossen haben. Das Blatt zitiert Mnaouar Quertani, den Gouverneur von Nabeul: "Nach Bestätigung der Fakten haben wir die Schließung dieses Clubs (bis auf weiteres) beschlossen." Eine Ermittlung sei eingeleitet worden, der Manager des Clubs wurde wegen "Verletzung der guten Sitten" und Erregung öffentlichen Ärgernisses in Untersuchungshaft gebracht.
Dieses Video soll den Vorfall zeigen:
„Ich möchte mich aufrichtig bei jedem entschuldigen, der von meiner Musik, die ich am Freitag auf dem Orbit-Festival in Tunesien gespielt habe, beleidigt wurde“, schrieb der Künstler am Montagnachmittag auf Facebook. Es sei nicht seine Absicht gewesen, jemanden zu beleidigen oder zu verärgern. Mittlerweile hat Dax J allerdings seinen Facebook- und Twitter-Account abgeschaltet.
Statt den von ihnen gebuchten Künstler vor den Todesdrohungen in Schutz zu nehmen, zeigen die Veranstalter Verständnis für die beleidigten Besucher. Das Team sei ebenfalls so überrascht gewesen wie die Gäste, heißt es in einem Statement. „Wir haben reagiert und Dax J hat versucht, schnell einen anderen Track zu spielen.“
Er habe den Song zuvor auch in Europa gespielt und nicht gewusst, dass es das Publikum in einem muslimischen Land verletzen könne, heißt es weiter. „Das Team weist jede Verantwortung für den Vorfall von sich, möchte sich aber trotzdem für das, was geschehen ist, entschuldigen.“ Auf eine Anfrage verwies Dax Js Management lediglich auf dessen zuvor über Facebook abgegebene Entschuldigung.