Was fangen die Diebe mit der gestohlenen Goldmünze “Big Maple Leaf“ an? Sie könnten sie einschmelzen - und das Gold verkaufen.

Nach dem spektakulären Einbruch in das Berliner Bode-Museum ist die Hoffnung der Ermittler gering, die 100-Kilo-Münze namens "Big Maple Leaf" jemals zu finden. Denn die Täter könnten sie einschmelzen und das Gold dann verkaufen. Der Rohstoff behält schließlich seinen Wert, egal in welcher Form er vorhanden ist.

Eingeschmolzen und in Kleinstmengen verkauft, ist es zudem nahezu unmöglich, den Ursprung des Edelmetalls zu ermitteln. Professionelle Goldschmiede schaffen es, vier Kilogramm in 10 Minuten einzuschmelzen. Nötig ist dafür ein Ofen mit 1063 Grad. Doch es geht auch einfacher. "Man kann das Gold auch Abschmelzen", erklärt Goldschmiedemeister Karsten Münchow der Berliner Morgenpost auf Nachfrage.

Dafür reicht schon ein handelsüblicher Schweißbrenner. "Das muss man sich ein bisschen wie beim Bleigießen vorstellen", erklärt Münchow. Das kann man auch im Keller machen.

Heißt: Wenn die Polizei Pech hat, ist die Münze schon längst zerlegt und wird bereits auf dem Markt angeboten. Da das Gold einen sehr hohen Reinheitsgrad hat, könnte es sogar zum Börsenwert verkauft werden. Das erklärt auch, warum die Einbrecher sich nicht für andere Kunst aus dem Museum interessierten. Die Kunstgegenstände sind katalogisiert und können nicht auf dem freien Markt angeboten werden. Hehlerware muss demnach unter Preis verkauft werden. Pures Gold ist also wesentlich lukrativer. Zumal es rein theoretisch möglich wäre, dass die Diebe das Gold über Jahre in kleinen Mengen verkaufen. Das wäre völlig legal bei jedem Goldhandel möglich.

Sollten die Diebe die Münze tatsächlich einschmelzen, spielt es für sie auch keine Rolle, dass der "Big Maple Leaf" beim Abtransport beschädigt wurde.

Die Münze ist aus purem Gold und hat einen Durchmesser von etwa 53 Zentimeter. Der Wert wird mit etwa einer Million kanadischen Dollar beziffert (700.000 Euro). Nach dem aktuellen Goldpreis wäre eine Münze mit diesem Gewicht aus reinem Gold sogar etwa 3,74 Millionen Euro wert. Sie gilt als zweitgrößte Münze der Welt nach der australischen "Gold Kangaroo", die eine Tonne wiegt.

Auch in Leipzig schlugen Golddiebe schon zu

Der aktuelle Berliner Münzdiebstahl ist keineswegs ein Einzelfall, wenn auch der Beutewert frühere Fälle aus dem Bundesgebiet in den Schatten stellt. Denn neben wertvollen Gemälden oder Skulpturen stehen auch Münzen immer wieder im Visier von Kriminellen. So verschwanden in Leipzig im August 2016 aus dem Stadtgeschichtlichen Museum 560 wertvolle Goldmünzen, deren Wert auf etwa 350.000 Euro geschätzt wurde. Nur ein kleiner Teil der Münzen tauchte bislang wieder auf.

Bemerkt wurde der Diebstahl erst, als ein Exemplar der Sammlung öffentlich angeboten wurde. Aus einem Museum in Göttingen wurden im Juni 2012 immerhin 18 große mittelalterliche Goldstücke mit einem Wert von 65.000 Euro gestohlen.

Der Diebstahl der Millionen-Münze in Berlin

Im Bode-Museum war bis zum Sonntag ein Exemplar der zweitgrößten Goldmünze der Welt zu sehen.
Im Bode-Museum war bis zum Sonntag ein Exemplar der zweitgrößten Goldmünze der Welt zu sehen. © picture alliance / dpa | dpa Picture-Alliance / Marcel Mettelsiefen
Die „Big Maple Leaf“ im Nennwert von einer Million kanadischer Dollar (700.000 Euro) hat einen Durchmesser von 53 Zentimetern und wiegt stolze 100 Kilogramm. Hier hieven Mitarbeiter eines Auktionshauses ein Exemplar auf einen Sockel.
Die „Big Maple Leaf“ im Nennwert von einer Million kanadischer Dollar (700.000 Euro) hat einen Durchmesser von 53 Zentimetern und wiegt stolze 100 Kilogramm. Hier hieven Mitarbeiter eines Auktionshauses ein Exemplar auf einen Sockel. © dpa | Hans Klaus Techt
In der Nacht zu Montag drangen Unbekannte von der Trasse der Stadtbahn in das Bode-Museum (unten links) ein.
In der Nacht zu Montag drangen Unbekannte von der Trasse der Stadtbahn in das Bode-Museum (unten links) ein. © dpa | Bernd Settnik
Dabei stellten sie von der Trasse aus eine Leiter an der Rückwand des Museums auf, um durch ein Fenster einzudringen.
Dabei stellten sie von der Trasse aus eine Leiter an der Rückwand des Museums auf, um durch ein Fenster einzudringen. © dpa | Silas Stein
Dort zerschlugen sie eine Vitrine und transportierten die zwei Zentner schwere Münze ab. Zu sehen sind Kratzspuren auf dem Boden.
Dort zerschlugen sie eine Vitrine und transportierten die zwei Zentner schwere Münze ab. Zu sehen sind Kratzspuren auf dem Boden. © dpa | Silas Stein
Ein Sicherheitsmitarbeiter entdeckte den Diebstahl gegen 4 Uhr und verständigte die Polizei. Den Dieben gelang die Flucht: Sie transportierten die Münze mit einer Schubkarre entlang den Gleisen über die Spree. Dort fiel die Münze drei bis vier Meter tief in den Monbijoupark. Die Täter flohen mit einem bereitstehenden Pkw.
Ein Sicherheitsmitarbeiter entdeckte den Diebstahl gegen 4 Uhr und verständigte die Polizei. Den Dieben gelang die Flucht: Sie transportierten die Münze mit einer Schubkarre entlang den Gleisen über die Spree. Dort fiel die Münze drei bis vier Meter tief in den Monbijoupark. Die Täter flohen mit einem bereitstehenden Pkw. © dpa | Paul Zinken
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So konnte die Münze in Millionenwert aus dem Bode-Museum geklaut werden

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