Schulneubauten

Hier sollen 42 neue Schulen in Berlin entstehen

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Florentine Anders

Der Senat legt eine Liste mit möglichen Standorten vor. Auch Bau in Holz und Fertigteilen möglich.

Berlin benötigt dringend neue Schulplätze. Die Bildungsverwaltung geht davon aus, dass die Zahl der Schüler bis zum Unterrichtsjahr 2024/25 um 86.000 wächst. Allein durch Erweiterungen und durch die Reaktivierung ehemaliger Schulgebäude sind so viele Plätze nicht zu schaffen. Berlin muss neue Schulen bauen und dafür werden Grundstücke benötigt. Der Senat hat dem Hauptausschuss im Abgeordnetenhaus nun eine Liste vorgelegt, auf welchen Grundstücken Neubauten möglich wären. Es geht um 42 Schulen an 34 Standorten (siehe Grafik).

Derzeit wird in den Bezirken für jeden Standort der aktuelle Stand geprüft, dann sollen die Areale schnell für die Schulen gesichert werden. Die meisten Neubauten werden im Grundschulbereich benötigt, denn hier müssen die Gebäude wohnortnah entstehen. Allein in Pankow sollen sieben der 28 Neubauten entstehen, sowohl in bestehenden Wohngebieten als auch dort, wo neue Quartiere geplant sind, wie etwa auf dem Rangierbahnhof Heinersdorf oder an der Michelangelostraße. Auch der Bezirk Lichtenberg plant sechs neue Grundschulstandorte.

Im Bereich Sekundarschulen sollen 13 neue Standorte entstehen. Auffällig ist, dass laut Liste davon nur einer für ein neues Gymnasium infrage kommt. Lichtenberg plant an der Allee der Kosmonauten eine neue Oberschule. Zwei neue Gymnasien sollen in ehemalige Schulgebäude einziehen. Dazu gehört zum Beispiel das ehemalige Abendgymnasium an der Pasteurstraße in Prenzlauer Berg (Pankow), das derzeit aufwendig saniert wird. Bildungsstaatssekretär Mark Rackles (SPD) weist in der Vorlage jedoch darauf hin, dass die Standorte für Sekundarschulen ebenso gut für Gymnasien genutzt werden könnten, je nachdem wie sich die Nachfrage entwickle. Allerdings: Auch hier sind bisher elf der 13 genannten Flächen noch nicht verfügbar.

Diese Berliner Schulen müssen dringend saniert werden

Bezirken fehlen Mitarbeiter für die Baustellen

In einigen Wohngebieten werden die neuen Schulplätze jedoch sogar schon in den kommenden zwei bis drei Jahren benötigt. Da ein Neubau in so kurzer Zeit kaum realisiert werden kann, sollen in diesen Fällen in einem ersten Bauabschnitt sogenannte modulare Ergänzungsbauten errichtet werden und dann in einem zweiten Abschnitt der eigentliche Neubau.

Geprüft werden soll auch, ob Schulgebäude in Holzbauweise errichtet werden können, um Zeit zu sparen. Modell dafür soll die geplante Sekundarschule an der Straße An der Schule in Mahlsdorf sein, die aus Fertigteilen aus Holz errichtet werden soll. Der Baubeginn ist für Mitte 2018 geplant, ein Jahr später soll die Schule bezugsfertig sein. Vorbild ist eine Bildungseinrichtung in Frankfurt/M., die in gleicher Weise gebaut wurde. Bauherr wäre in diesem Falle die Senatsverwaltung für Stadtentwicklung. Die Bezirke können den Senat für solche Großprojekte um Amtshilfe bitten. Die angekündigte städtische Gesellschaft für Schulneubauten wird in absehbarer Zeit erst einmal nicht kommen. Die Einrichtung einer solchen Behörde würde mindestens zwei Jahre in Anspruch nehmen, heißt es aus der Bildungsverwaltung. So lange könne man mit dem Schulbau nicht warten. Bezirks- und Senatsverwaltungen müssten sich die Aufgabe bis dahin teilen.

Bezirke stehen vor organisatorischen Schwierigkeiten

Doch die Bezirke stehen vor organisatorischen Schwierigkeiten: Um die vielen Baustellen zu bewältigen, erhält jeder Bezirk acht zusätzliche Stellen für die Bauämter. Doch diese sind schwer zu besetzen, das wurde erneut im Bildungsausschuss des Abgeordnetenhauses in der vergangenen Woche deutlich. Dort betonte Pankows Bildungsstadtrat Torsten Kühne (CDU), dass im Bauamt des kinderreichen Bezirks das Personal in den vergangenen 15 Jahren von 121 auf nunmehr 65 Mitarbeiter gesunken ist. Zudem sind die meisten der aufgelisteten Standorte noch nicht gesichert. In einigen Fällen sind die Eigentumsverhältnisse unklar oder das Land müsste die Grundstücke erst erwerben. In anderen Fällen sind die Areale zwar verfügbar, aber die Planungen noch nicht konkret.

„Der vorgelegte Bericht zeigt, dass wir in den nächsten vier bis sieben Jahren nicht genügend Schulplätze haben werden“, sagte dazu die bildungspolitische Sprecherin der CDU, Hildegard Bentele. Beunruhigend sei, dass für viele Neubaustandorte noch nicht einmal die Flächen gesichert seien. Die Folgen: größere Klassen und noch weniger Räume für Inklusion, Begabtenförderung und Hortbetreuung. Stefanie Remlinger von den Grünen sieht dagegen in dem Bericht einen großen Fortschritt. „Es ist wichtig, dass der Senat die Sache an sich gezogen hat und überhaupt erst einmal ein solches Monitoring vorliegt“, sagte sie. Nun könnten die Bezirke schnell die nötigen nächsten Schritte in Angriff nehmen.

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