Verkehr in Schöneberg

Schwierige Begegnung an der Maaßenstraße

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Brigitte Schmiemann
Teilrückbau nicht ausgeschlossen: die Begegnungszone in der Maaßenstraße in Schöneberg

Teilrückbau nicht ausgeschlossen: die Begegnungszone in der Maaßenstraße in Schöneberg

Foto: Massimo Rodari

An Berlins erster Begegnungszone in Schöneberg tüfteln die Straßenplaner immer noch. Anwohner fordern Nachbesserungen.

Die Begegnungszone in der Maaßenstraße wird nicht zurückgebaut. Das ist das Ergebnis der verkehrstechnischen Untersuchung, die die Senatsverwaltung in Auftrag gegeben hatte. Ein Teilrückbau allerdings, beispielsweise von Bänken oder Pollern, ist nicht ausgeschlossen. „Er könnte auf Basis der Ergebnisse der Untersuchung von der Bezirksverordnetenversammlung beschlossen werden“, teilte ein Sprecher der zuständigen Senatsverwaltung mit, die für Berlins erste Begegnungszone die Federführung hat.

Das freut die CDU-Fraktion im Bezirk Tempelhof-Schöneberg. Sie kritisiert, dass das Bezirksamt die Bürger über die umstrittene Begegnungszone nicht mehr befragen will. „Das ist angesichts der Unruhe bei den Betroffenen absolut nicht nachzuvollziehen, zumal gerade von den Menschen, die Tag für Tag das Geschehen vor Ort erleben, sinnvolle Vorschläge zu erwarten sind“, sagt CDU-Bezirksverordneter Ralf Olschewski. Er schlägt eine schriftliche Befragung der Anwohner vor. Angesichts der großen Kritik dort solle der Bezirk mit den Bürgern sprechen und seine Möglichkeiten der Einflussnahme nutzen, um die Situation zu verbessern.

Hubert Pelz, Vorsitzender des Vereins „Lärmfreie Nolle“, der an der Maaßenstraße wohnt und das Projekt von Anfang an kritisch begleitet hat, sagt, dass es Nachbesserungsbedarf gibt. Auf jeden Fall müssten die schwarzen Zebrastreifen im grünen Pflaster durch helle, herkömmliche Zebrastreifen ersetzt werden: „Die jetzigen sind fast nicht sichtbar und deshalb gefährlich.“ Auch die Ladezone funktioniere nicht, sie sei immer zugeparkt, und das Ordnungsamt kaum da. „Es sollte eine zweite Ladezone am Winterfeldtplatz eingerichtet werden“, fordert er. Und vielleicht könnten ja auch „einige Holzbänke die kalten Stahlgestelle ersetzen“.

Elektrische Poller sollen als Sperre dienen

Unzufrieden ist Pelz vor allem wegen der Parksituation in seiner Maaßen­straße: „Man hat den Anwohnern die Straße zum Parken genommen, aber für die Restaurantbesucher ist sie jetzt ein unbegrenzter Parkraum. Sie stellen ihre Autos einfach stundenlang auf der Straße ab, kontrolliert wird kaum. Und auch die Lieferfahrzeuge stehen dort, weil die Ladezone ja immer zugeparkt ist, genauso wie die Feuerwehreinfahrten zu den Häusern.“ Dort fehlen nach Ansicht von Pelz elektrische Poller als Sperre, die nur von den Garagennutzern in den Innenhöfen zu öffnen sein dürften.

Eröffnet wurde das umgebaute Stück Schöneberger Straße in der Nähe des Nollendorfplatzes mit den breiteren Gehwegen und großzügigen Aufenthaltszonen mit Bänken im Oktober 2015. Noch immer ist die Auswertung, ob Berlins erste Begegnungszone ein Erfolg oder ein Flop ist, nicht abgeschlossen.

Dabei dient sie bereits als Vorbild für die zweite Begegnungszone in Berlin. Sie soll in der Bergmannstraße in Kreuzberg eingerichtet werden. Allerdings mit einem Konzept der „temporären Begegnungszone“, das aber zunächst noch von der BVV Friedrichshain-Kreuzberg beschlossen werden muss. Momentan werden sogenannte „Begegnungsmodule“ entwickelt. Die sollen ab diesem Sommer für eine einjährige, begleitete Testphase aufgebaut werden. „Diese Phase wird von einer intensiven Öffentlichkeitsbeteiligung und Öffentlichkeitsinformation begleitet werden und anschließend evaluiert“, so die weitere Information der Senatsverwaltung.

Was in Schöneberg zum Abschluss der Evaluation noch fehlt, ist die Untersuchung darüber, wie Menschen mit Behinderungen in der Begegnungszone klarkommen. Dazu wird es mehrstündige Begehungen mit unterschiedlich einge-schränkten Menschen geben, die dann ausgewertet werden.

Zwischenbericht im Mai

Eine „vernünftige und aussagefähige Evaluation sollte ein Jahr lang laufen, um jede Jahreszeit einmal zu erfassen. Im Frühling und im Sommer ergibt sich vermutlich ein anderes Bild als im Winter“, begründet der Sprecher der Senatsverwaltung den langen Zeitraum. Nur so könnten belastbare Ergebnisse erzielt werden, auf deren Grundlage weitere Entscheidungen fallen könnten. Auch die Bürger sollen nach Auskunft der Senatsverwaltung an möglichen Umplanungen beteiligt werden. Dazu und auch zu möglichen Nachbesserungen könne aber noch nichts gesagt werden, da zunächst die Ergebnisse der Untersuchung ausgewertet sein müssten.

Im Mai soll es einen Zwischenbericht geben. Und dann will die Senatsverwaltung für Umwelt, Verkehr und Klimaschutz die Ergebnisse beim Präventionsrat Schöneberger Norden den Stand der Evaluation vorstellen. „Im Anschluss werden die Ideen der Bürgerinnen und Bürger zur konkreten Gestaltung der Maaßen­straße, beispielsweise Stadtmöblierung, diskutiert“, kündigt der Sprecher der Senatsverwaltung an.

Tempelhof-Schönebergs Stadträtin Christiane Heiß (Grüne) erhofft sich, dass mit der Mängelbeseitigung auch positiv auf die Probleme des touristischen Hotspots Einfluss genommen wird: „Wir haben durch die Begegnungszone bereits deutlich weniger Verkehrslärm, jetzt müssen wir dafür sorgen, dass auch der Partytourismus in der Nacht leiser wird und vor allem in Sommernächten eine spürbare Beruhigung eintritt.“

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