Als Protestzug „von unten“ war die Veranstaltung am Sonnabendnachmittag angekündigt, bei der mehrere Hundert Demonstranten durchs nördliche Kreuzberg zogen. Ohne Parteiplakate und gereckte Fäuste, dafür mit Kindern, Trommeln und Musik gingen Anwohner und Initiativen für den Erhalt eines Backwarenladens und weiterer Geschäfte auf die Straße. Sie wandten sich dagegen, dass immer mehr alteingesessene Geschäfte zwischen Kottbusser- und Schlesischem Tor schließen müssen.
Aktuell betroffen ist das „Café Bistro Filou“ an der Reichenberger Straße, dessen Vermieter den Vertrag nicht verlängern will. Dieser läuft im Juli aus. Das Backwaren-Geschäft existiert seit 16 Jahren an der Straßenecke, direkt nebenan hat eine Amerikanerin ein deutlich edleres Restaurant eröffnet. Eine ähnliche Entwicklung haben viele Ladengeschäfte rundum erlebt. An der Manteuffelstraße konnte zuletzt die Zwangsräumung des Kult-Ladens für „Revolutionsbedarf“ in letzter Minute verhindert werden, weil sich Mieter und Eigentümer einigten. 2015 erreichte eine Initiative, dass die Kündigung des türkischen Gemüseladens „Bizim Bakkal“ an der Wrangelstraße zurückgenommen wurde. Das Geschäft schloss zwar dennoch, die Proteste aber gehen weiter. Neben dem „Filou“ sind das Haushaltswarengeschäft Bantelmann an der Wrangelstraße und die Buchhandlung Kisch & Co. (Oranienstraße) bedroht.