Verkehr

Baustellen in Berlin: Die Ringbahn wird wieder unterbrochen

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Thomas Fülling

Rund 50 größere Baustellen sorgen in diesem Jahr für Behinderungen im Schienenverkehr in Berlin und Brandenburg.

Wer in Berlin auf die S-Bahn, den Fern- oder Regionalzug angewiesen ist, der wird in den kommenden Monaten viel Geduld und Improvisationsvermögen mitbringen müssen. Denn an mehr als 50 Stellen im Schienennetz der Hauptstadt wird in diesem Jahr gebaut. Das kündigte die Deutsche Bahn (DB) am Freitag an. Damit verbunden sind zahlreiche Streckensperrungen, die teilweise gleich über mehrere Wochen gehen (siehe Grafik). Betroffen ist auch die Ringbahn.

Eine der größten und folgenreichsten Baustellen liegt dabei im Norden der Stadt. Dort beginnt am kommenden Donnerstag der Ausbau des Karower Kreuzes. Der Bahnknoten gilt als besonders neuralgisch, wird er doch nicht nur von den Fernzügen, die von Berlin nach Stralsund und Rostock fahren, sondern auch von vielen Regional- und Güterzügen passiert. Die Züge werden bis April 2018, also rund 14 Monate lang, umgeleitet. So wird der RE3 (Berlin–Schwedt/Stralsund) künftig über Lichtenberg fahren. Auch die S-Bahnlinien S2 (Bernau–Blankenfelde) und S8 (Birkenwerder–Zeuthen) führen über das Karower Kreuz. Weil dort auch mehrere Brücken erneuert werden müssen, werden beide Linien ab Ende Oktober für sechs Wochen unterbrochen.

Insgesamt will die Deutsche Bahn in diesem Jahr rund 500 Millionen Euro in den Erhalt und die Erneuerung von Brücken, Gleisen und Bahnhöfen investieren. „Wir bauen nicht, weil wir unsere Kunden ärgern wollen, sondern weil die Arbeiten in einem stark beanspruchten Netz dringend notwendig sind“, sagte der für Berlin zuständige Bahn-Bevollmächtigte Alexander Kacz­marek. Im Ergebnis würden die Fahrgäste von mehr Stabilität im Angebot und damit von weniger Zugverspätungen profitieren, betonte der Bahn-Manager.

Die Pünktlichkeit der Züge ist gestiegen

Kaczmarek verwies darauf, dass sich trotz der vielen Baustellen im Vorjahr die Pünktlichkeit der Züge spürbar verbessert habe. Seinen Angaben zufolge sind im Regionalverkehr 94,1 Prozent aller Züge ohne Verspätung gefahren, im Jahr zuvor waren es nur 93,1 Prozent. Bei der Berliner S-Bahn habe sich die Quote von 92 auf 94,2 Prozent verbessert. Die im Verkehrsvertrag mit dem Berliner Senat zugesicherte Pünktlichkeit von 96 Prozent aller S-Bahnen wurde allerdings erneut verfehlt.

Auch in der Innenstadt werden sich die Berliner auf zahlreiche Streckensperrungen einstellen müssen. So will die Bahn-Tochter DB Netz im Frühjahr damit beginnen, auf der Ringbahn das neue Zugsicherungssystem ZBS zu installieren. Die Technik soll das Überfahren von Haltesignalen verhindern. Dafür wird zunächst über Ostern (vom 13. bis 18. April) und dann noch einmal vom 20. bis 30. Oktober der Ringbahnverkehr zwischen Gesundbrunnen und Westend unterbrochen.

Vom 29. September bis 20. Oktober, also gut drei Wochen lang, fahren zwischen Gesundbrunnen und Beusselstraße Busse statt Bahnen. Die Sperrpausen sollen auch genutzt werden, um weitere Arbeiten für eine S-Bahnstrecke zum Hauptbahnhof ausführen zu lassen. Wann die unter dem Projektnamen S21 bekannte Verbindung in Betrieb geht, ist allerdings weiter völlig offen. Es gebe noch immer ungelöste Probleme mit dem Baugrund am Hauptbahnhof, so ein Vertreter der für das Großprojekt zuständigen DB Netz AG. Weil der eigentlich im Hauptbahnhof vorgesehene unterirdische S-Bahnhof nicht zur Verfügung steht, wollen die Bahn und der Senat eine provisorische Station am Rand des Europaplatzes einrichten. Doch die Arbeiten kommen bislang nicht voran.

Die Arbeiten am Ostkreuz sollen weitgehend abgeschlossen werden

„Doch wir bringen auch Sachen zu Ende“, sagte der Bahn-Bevollmächtige für Berlin, Alexander Kaczmarek. So soll bis Jahresende der Umbau des Bahnhofs Ostkreuz weitgehend abgeschlossen sein. Die Arbeiten an dem auch als „Rostkreuz“ bezeichneten Bahnknoten hatte die Bahn bereits 2006 begonnen, die Fertigstellung war wegen Problemen beim Bauen, aber auch wegen mehrerer notwendiger Planänderungen mehrfach verschoben worden. Auch 2017 werden wohl noch nicht alle Arbeiten beendet sein. Doch alle wichtigen Funktionen sollen am Ostkreuz zur Verfügung stehen.

Wichtigste Verbesserung für die Fahrgäste: Im Sommer hat der Insel­betrieb der für den Ostteil der Stadt wichtigen S-Bahnlinie S3 ein Ende. Bis dahin soll ein neues elektronisches Stellwerk in Betrieb genommen werden, was allerdings noch einmal für eine längere Sperrpause sorgt. Vom 21. Juli bis 21. August ist die Strecke zwischen Ostkreuz und Lichtenberg, vom 11. bis 21. August auch die Verbindung zwischen Ostkreuz und Karlshorst unterbrochen. Als Ersatz fahren Busse. Zwischen Ostkreuz und Ostbahnhof wird die S-Bahn zudem nur pendeln.

Im Zehn-Minuten-Takt von Erkner bis Westkreuz

Ab Ende August können die Züge der S3 dann wieder in die Innenstadt fahren. Laut Jens Hebbe, Leiter der S-Bahn-Betriebszentrale, dann im Zehn-Minuten-Takt von Erkner bis Westkreuz. „Weil die Bauarbeiten am Ostkreuz noch laufen, kann es aber immer wieder zu Veränderungen in der Linienführung kommen“, betonte Hebbe. Darüber werde die S-Bahn rechtzeitig informieren. Ab dem Fahrplanwechsel im Dezember 2017 werden dann auch die Züge des Regional­express RE1 in Ostkreuz statt in Karlshorst halten.

Damit werden sich für Zehntausende Fahrgäste die Umsteigemöglichkeiten verbessern. Denn das Ostkreuz gilt als wichtigster Knoten im Berliner S-Bahnnetz, verbindet es doch die Ringbahnlinien S41, S42, S8 und S85 mit den Stadtbahnlinien S3, S5, S7 und S75. Bereits seit 2012 halten auf der Ringbahnebene des Bahnhofs Regionalzüge, es gibt Direktverbindungen nach Eberswalde, Templin und Werneu­chen sowie künftig auch einmal zum Flughafen Schönefeld.

Ebenfalls bei laufendem Betrieb wird derzeit der Fern- und S-Bahnhof Zoologischer Garten modernisiert. Mit der Wiedereröffnung der Zoo-Terrassen sei ein wichtiger Schritt geschafft, sagte Jan Ebering, Leiter des Baumanagements der Bahntochter DB Station&Service. Wegen der umfangreichen Umbauarbeiten im Erd- und Zwischengeschoss müssen die Bahnhofsnutzer allerdings auch in den kommenden Jahren mit Service-Einschränkungen und Umwegen rechnen.

Der wichtige Bahn-Knotenpunkt Karower Kreuz wird umgebaut

Am kommenden Donnerstag beginnt die Bahn mit einem weiteren Großprojekt, dem Umbau des Karower Kreuzes. Der Bahnknoten gilt in der Stadt als besonders neuralgisch, wird er doch nicht nur von den Fernzügen, die von Berlin nach Stralsund und Rostock fahren, sondern auch von zahlreichen Regional- und Güterzügen passiert. Auch die beiden wichtigen S-Bahnlinien S2 (Bernau–Blankenfelde) und S8 (Birkenwerder–Zeuthen) führen über das Karower Kreuz. Dessen Kapazität leidet seit Jahrzehnten darunter, dass für den Fern- und Güterverkehr nur ein Gleis zur Verfügung steht. Das einst vorhandene zweite Gleis war nach Ende des Zweiten Weltkriegs als Teil der deutschen Reparationsleistungen demontiert und in die Sowjetunion abtransportiert worden.

Regionalzüge werden 14 Monate lang umgeleitet

Nach jahrelangen Vorplanungen will die Bahn nun das fehlende Gleis neu verlegen. Das sorgt allerdings dafür, dass der Fern- und Regionalverkehr rund 14 Monate lang über Lichtenberg umgeleitet werden muss. Weil zudem mehrere marode Brücken dringend erneuert werden müssen, wird auch der S-Bahnverkehr im Nordosten lange unterbrochen – und das gleich für gut sechs Wochen. Vom 30. Oktober bis 12. Dezember fahren dann zwischen Pankow/Blankenburg und Karow beziehungsweise Mühlenbeck Busse statt Bahnen. Betroffen davon sind bis zu 36.000 Fahrgäste am Tag, vor allem Berufspendler.

Bereits im Vorjahr hat es eine vierwöchige Vollsperrung der Strecke gegeben, die zu teils chaotischen Zuständen führte. Erschwerend dürfte in diesem Jahr dazukommen, dass der Berliner Senat mit der Sanierung der maroden Autobahn A114 beginnt. Der sogenannte Pankow-Zubringer verläuft in Teilen fast parallel zur Bahnstrecke und wird gleichfalls von Zehntausenden Berufspendlern genutzt.

Ausgewählte Bauprojekte in der Übersicht:

  • Beginn Großbauprojekt am Karower Kreuz am 9. Februar
  • Großbauprojekt Ostkreuz einschließlich Rummelsburg
  • Arbeiten zwischen Rummelsburg und Erkner
  • Aufbau ZBS zwischen Friedrichstraße und Ostbahnhof
  • Grunderneuerung S-Bahn Priesterweg–Blankenfelde
  • Bauvorhaben Strausberg
  • Ausbaustrecke Berlin–Dresden
  • Streckenertüchtigung Berlin–Rostock
  • Reisezeitverkürzung zwischen Eberswalde und Frankfurt (Oder)
  • Austausch von Aufzügen und Fahrtreppen

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