Busfahrgäste in Berlin sollen nach dem Willen des Senats künftig nicht mehr nur beim Fahrer einsteigen dürfen. Stattdessen sollen sie während des Berufsverkehrs alle Türen nutzen, heißt es in einer Antwort von Verkehrsstaatssekretär Jens-Holger Kirchner auf eine Anfrage der CDU-Fraktion. Die Fahrgäste sollen so schneller einsteigen und sich besser im Bus verteilen. „Es kommt im vorderen Teil des Fahrzeugs schnell zu Staus“, schreibt Kirchner. So werde nicht der ganze Platz im Bus genutzt, zudem drohten Verspätungen. Auf Linien mit vielen Fahrgästen gehöre der unkontrollierte Zustieg schon zur täglichen Praxis.
Der Grünen-Politiker merkte jedoch auch an, dass die landeseigenen Berliner Verkehrsbetriebe (BVG) den Einstieg beim Fahrer vorziehen, weil dies Schwarzfahrer fernhalte. SPD, Linke und Grüne haben jedoch in ihrer Koalitionsvereinbarung festgeschrieben: „Der Einstieg beim Bus soll in der Hauptverkehrszeit grundsätzlich an allen Türen erlaubt werden.“ Als Hauptverkehrszeit gelten in Berlin die Stunden von 6 bis 9 Uhr sowie von 14 bis 19 Uhr an Werktagen.
Durch den "Vorneeinstieg" sank die Zahl der Schwarzfahrer
Die BVG hatte den „Vorneeinstieg“ in ihre Busse 2004 eingeführt. Fahrgäste müssen seither ihren gültigen Fahrausweis beim Einsteigen vorweisen oder ein Ticket beim Fahrer kaufen. Durch diese Regelung sind die Einnahmen aus dem Fahrscheinverkauf um 4,6 Millionen Euro gestiegen, so eine Analyse im Jahr darauf. Der Berliner Fahrgastverband Igeb forderte indes wiederholt, dass beim Einstieg in den Bus wie bei der Straßenbahn alle Türen genutzt werden dürfen.