Der BER wird 2017 auf keinen Fall öffnen können, das bestätigten sowohl Michael Müller wie der Flughafenchef.
Der Regierende Bürgermeister und Flughafenaufsichtsratsvorsitzende Michael Müller (SPD) hat am Sonnabend erstmals offiziell eingeräumt, dass der neue Hauptstadtflughafen BER nicht mehr in diesem Jahr an den Start gehen kann. Mit den zuletzt bekannt gewordenen Problemen mit der Steuerung von 1200 Türen im Terminal und Teilen der Sprinkleranlage „kann das nicht mehr funktionieren“, sagte Müller bei der SPD-Fraktionsklausur in Erfurt. Der Aufsichtsratschef der Flughafengesellschaft forderte von der Geschäftsführung endlich „Sicherheit“ über den Eröffnungstermin. „Wir wollen im Aufsichtsrat nicht länger akzeptieren, hingehalten zu werden“, sagte der Regierende Bürgermeister. Auch die Airlines müssten wissen, wie es mit der „Inbetriebnahme 2018 weitergeht“.
Flughafenchef Karsten Mühlenfeld teilte wenig später mit: „Nach den neuen Erkenntnissen, über die ich Ende vergangener Woche Vertreter der Anteilseigner informiert habe, ist das damit verbundene Risiko für eine Eröffnung des BER in diesem Jahr zu hoch.“
Müller versicherte, dass die neuen Schwierigkeiten keine finanziellen Folgen hätten. „Die neuen Probleme führen nicht zu mehr Geldbedarf.“ Er werde die beteiligten Firmen, darunter das für die Türen zuständige Unternehmen Bosch, wieder zu einer Baukonferenz einladen, kündigte er an. Es seien nicht die verabredeten Leistungen erbracht worden. So sei zwischen Weihnachten und Neujahr nicht das vereinbarte Personal auf der Baustelle gewesen.
Der Regierende Bürgermeister sagte, es gebe keine Anhaltspunkte dafür, dass eine Eröffnung sich über 2018 hinaus verzögern könnte. „Wir sind in der Schlusskurve der Fertigstellung.“ Die Flughafengesellschaft hätte nicht den fünften und den demnächst erwarteten sechsten Nachtrag zur Baugenehmigung genehmigt bekommen, wenn es „noch riesige Bausünden“ gäbe, die aufgearbeitet werden müssten.
In der SPD-Fraktion gibt es jedoch erhebliche Skepsis. Der Fraktionsvize Jörg Stroedter sagte, er halte die Probleme mit den Türen und den zu klein dimensionierten Rohren der Sprinkleranlage für „gravierend“. Es sei „sehr wahrscheinlich, dass es ein Jahr dauert, bis wir wieder über einen Eröffnungstermin reden“, sagte der wirtschaftspolitische Sprecher der SPD, der von Beruf Bauunternehmer ist. „Selbst der Herbst 2018 ist schwer einzuhalten.“ Stroedter kritisierte auch die Flughafengesellschaft scharf. Es könne nicht sein, dass die Manager erst jetzt merkten, dass 80 Prozent der Türen nicht funktionierten.
Klare Aussage zu Starttermin im Frühjahr gefordert
Müllers Flughafenkoordinator Engelbert Lütke Daldrup wies diese Einschätzung zurück. „Wir sind in Verzug“, sagte der Staatssekretär. Der Zeitpuffer am Bau sei aufgebracht. Deshalb sei es sinnvoll, die Eröffnung auf 2018 zu verschieben. Die Lage sei aber anders als vor der letzten Absage der Eröffnung 2012. „Die Fluggesellschaft ist weit von einer neuen Katastrophe entfernt“, sagte Lüdke Daldrup. Die Geschäftsführung müsse in der Aufsichtsratssitzung am 7. Februar sagen, wie sie mit den neuen Problemen umgeht. Im Frühjahr müsse es eine klare Aussage zu einem Starttermin geben.
Die CDU reagierte mit Unverständnis auf Müllers Ankündigung. „Das Rumgeeiere in Sachen BER in den letzten Wochen und Monaten“ belege einmal mehr, dass Müller auch als Aufsichtsratsvorsitzender überfordert sei. „Dass er nicht die Führungsfigur im Senat ist, haben die vergangenen Wochen deutlich gemacht“, sagte der CDU-Fraktionsvorsitzende Florian Graf.
Die Grünen im Brandenburger Landtag übten Kritik an Flughafenchef Mühlenfeld. „Die politische Rücksichtnahme auf Aufsichtsratsmitglieder muss ein Ende haben“, sagte Fraktionschef Axel Vogel. Es sei schon vor der Berlin-Wahl klar gewesen, dass der BER 2017 nicht in Betrieb geht. Weil Mühlenfeld aber Müller nicht schaden wollte, sei es zu dem „Eiertanz“ um den Termin gekommen.
mit dpa