Berlin wird bis April mindestens zehn zusätzliche Rettungswagen und fünf weitere Notarzteinsatzfahrzeuge anschaffen. Das sagte Martin Pallgen, Sprecher der Innenverwaltung, der Berliner Morgenpost. Grundlage für diese Entscheidung sei eine Analyse der Fahrzeuge und Funktionsverteilung in der Stadt gewesen. „Diese sieht, vereinfacht gesagt, vor, an welchen Stellen der Stadt die Feuerwehr welche Fahrzeuge braucht“, so Pallgen weiter. Damit reagiert die Innenverwaltung auf zum Teil unhaltbare Zustände.
Erst am Freitag wurde der Fall einer Mutter und ihres Kindes bekannt, die im Evangelischen Kindergarten in Mahlsdorf 40 Minuten auf einen Notarzt warten mussten. Zuerst hatte die „B.Z.“ darüber berichtet.
Die 18 Monate alte Tochter der 36-jährigen Berlinerin hatte am vergangenen Mittwoch in der Kita einen Krampfanfall erlitten und drohte zu ersticken. Die Kita alarmierte über die Notrufzentrale der Berliner Feuerwehr die Rettungskräfte, während die Mutter, die auch Ärztin ist, selbst zur Kita eilte und Wiederbelebungsmaßnahmen einleitete. Am Telefon sagte man der Kita unterdessen, dass alle Notärzte im Einsatz seien und der nächste verfügbare Notarzt erst in 40 Minuten in Mahlsdorf sein könne. Zwar trafen ein Rettungswagen und ein Wagen der Freiwilligen Feuerwehr nach 30 Minuten an der Kita ein – jedoch ohne Notarzt. Die Rettungssanitäter fuhren die Mutter samt Kind und ohne Notarzt – was eigentlich nicht erlaubt ist – ins Krankenhaus. Das Kind überlebte.
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Innenverwaltung und Feuerwehr bestätigten den Fall gegenüber der Berliner Morgenpost. Demnach stehen für knapp 1000 Rettungseinsätze pro Tag 21 Notärzte zur Verfügung. Viel zu wenig, wie Feuerwehrleute sagen. Ein Rettungssanitäter beschreibt die Situation so: „Eigentlich ist unser Ziel, in fünf Minuten am Einsatzort zu sein. Das ist aber oft illusorisch. Im Berufsverkehr schaffen wir eine Durchschnittsgeschwindigkeit von 30 Stundenkilometern.“
Bis zu 5000 Notrufe am Tag
Am Tag landen in der Leitstelle bis zu 5000 Notrufe. Davon sind etwa 1500 echte Einsätze und darunter etwa 1000 Rettungseinsätze, bei denen ein Notarzt benötigt wird. „Uns rufen Menschen auch immer öfter zu Landarzteinsätzen. Wir werden alarmiert, wenn sich jemand den Fuß verstaucht oder einen geschwollenen Arm nach einem Bienenstich hat“, berichtet ein Sanitäter. „Da muss auch ein Umdenken in der Bevölkerung stattfinden“, fordert er.
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