In der Studentenschaft der Berliner Hochschulen ist Geichstellung fast erreicht, aber in Spitzenpositionen feheln noch immer Frauen
Je höher der Rang, desto dünner wird die Luft für Frauen in Forschung und Lehre. Das gilt noch immer - auch in Berlin. Und das, obwohl die Hauptstadt hinsichtlich des allgemeinen Frauenanteils in den Hochschulen von 33 Prozent weit über dem Bundesdurchschnitt von 22 Prozent liegt, wie Wissenschaftsstaatssekretär Stefan Krach Morgenpost Online bestätigte.
Gleichauf liegt immerhin der Anteil von Frauen in der Studentenschaft der drei großen Hochschulen der Hauptstadt, Freie Universität (FU), Technische Universität (TU) und Humboldt Universität (HU) im gesamten Durchschnitt bei etwa 50 Prozent. So waren laut der vom Bundesamt für Statistik erfassten Daten von den 102.414 Studierenden an FU, TU und HU im Wintersemester 2015/16 genau 51.029 Frauen.
Differenziert nach den einzelnen Universitäten liegt die FU mit 20.905 Studentinnen (14.508 Studenten) von den insgesamt 35.413 Studierenden im Frauenanteil nach wie vor deutlich vorn, gefolgt von der HU (insgesamt 33.479 Studierende, davon 19109 Frauen, 14370 Männer). Schlusslicht bleibt die TU - offensichtlich ist der Bereich der technischen Fächer nach wie vor bei Frauen noch nicht so gefragt wie bei Männern. An der TU Berlin jedenfalls sind laut Statistik von den insgesamt 33.522 Studierenden nur 11.015 Frauen, ein knappes Drittel, gegenüber der Mehrheit von 22.507 Männern.
Nachholbedarf bei der Gleichstellung in Sachen Professur
Nachholbedarf in Sachen Gleichstellung herrscht bei den Professuren - insbesondere bei den unbefristeten Stellen. Laut Angaben der FU werden - Stand 2016 - nur 29 Prozent der unbefristeten C4-Professuren von Frauen besetzt , bei der HU waren es - Stand 2015 - 29,3 Prozent Frauen mit einer unbefristeten Professur und bei der TU -Stand 2014 - insgesamt 19 Prozent aller Professuren weiblich besetzt.
„Wir sind gut in Berlin, aber es ist wünschenswert, dass mehr Frauen in Bereichen wie beispielsweise den Wirtschaftswissenschaften, der Physik oder auch in den Rechtswissenschaften Einzug halten“, sagt Brigitta Schütt. Wie die Vizepräsidentin der FU gegenüber Morgenpost Online betont, sei hier vor allem das Berliner „Chancen Gleichheitsprogramm“ wichtig.
1,9 Millionen Euro für Besetzung frei werdender Professoenstellen mit Frauen
Nach Angaben von Wissenschaftsstaatssekretär Stefan Krach stellt Berlin im Rahmen dieses Programms jährlich 1,9 Millionen Euro zur vorzeitigen Besetzung von frei werdenden Professorenstellen mit Frauen bereit.
Um die Gleichstellung von Männern und Frauen im Wissenschaftssystem voranzubringen, gibt es zudem seit neun Jahren das sogenannte Professorinnenprogramm der Bundesregierung. Hochschulen erhalten im Rahmen dieses Programm Fördermittel, wenn Sie eine Frau als Professorin berufen. „Der Bund zahlt dann beispielsweise die Hälfte einer Regelprofessur für drei bis fünf Jahre und die Hochschule muss das Geld, das sie dadurch einspart, wiederum in Gleichstellungsmaßnahmen investieren“, erläutert die Zentrale Frauenbeauftragte der HU, Ursula Fuhrich Grubert. Nach Angaben der promovierten Historikerin ist an der HU ein weiteres Programm zur Unterstützung von Frauen in der Planung.
Kompetente Förderung für Frauen, die eine Professur anstreben, bietet auch das Berliner Programm ProFiL. ProFiL steht für Professionalisierung für Frauen in Forschung und Lehre. Das Programm unterstützt jeweils ein Jahr Nachwuchswissenschaftlerinnen auf dem Weg zur Professur und bereitet sie auf künftige Führungs- und Managementaufgaben an Hochschulen und in der Wissenschaft vor, um den Frauenanteil an den Professuren zu erhöhen.
„ProFiL“ unterstützt 36 Frauen auf dem Weg zur Professur
„Wir haben seit 2004 bislang 220 Frauen auf dem Weg zu einer Professur unterstützt“, sagt Dorothea Jansen, Leiterin des hochschulübergreifenden Programms von FU, HU und TU. Aktuell laufe gerade die Ausschreibung für den 13. Durchgang, bei dem von Oktober 2017 bis Oktober 2018 erneut 36 hoch qualifizierte Wissenschaftlerinnen auf dem Weg zur Professur gefördert werden. Durch Mentoring, wissenschaftsspezifisch ausgerichtete Seminare und strategische Vernetzung. Erfahrene Mentoren beraten die Teilnehmerinnen bei der Karriereplanung und vermitteln ihr Wissen über Strukturen, Prozesse und Spielregeln im Wissenschaftsbetrieb. Der Bewerbungsschluss für die nächste ProFiL-Runde ist der 20. Februar 2017. Weitere Infos unter www.profil-programm.de.