Dass Lehrer fehlen, führt zu Unterrichtsausfall und Überlastung – Schulleiter hoffen auf Quereinsteiger.
Wie macht sich der Fachkräftemangel an Schulen bemerkbar?
Schon jetzt fehlen an vielen Schulen Lehrer. Zwar war die Einstellungsbilanz zum Schuljahresbeginn statistisch relativ ausgeglichen, doch das heißt nicht, dass an jeder Schule alle Stellen besetzt waren. Zudem scheiden auch im Laufe des Schuljahres Lehrer aus oder werden krank, und im Pool für Vertretungslehrer sind nach Angaben der Schulleiter kaum noch Fachkräfte zu finden.
Was das für die Schüler bedeutet, zeigt das Beispiel der Lietzensee-Grundschule in Charlottenburg: „Wir wurden gebeten unsere Kinder, wenn möglich, gleich wieder mit nach Hause zu nehmen“, sagte eine Mutter, die ihren Namen nicht nennen wollte. Mit fünf fehlenden Lehrern sei die Schule schon ins neue Schuljahr gestartet, am Donnerstag hätten sich weitere 15 Pädagogen krankgemeldet. Auch ein Vater beschwerte sich über permanenten Unterrichtsausfall: „Ständige Fehlstunden und Umbesetzungen im Stundenplan sind an der Tagesordnung.“ Über Wochen fehle nun zudem schon die Schulsekretärin und die Stelle der Ko-Direktion sei auch nicht besetzt. Für den Vater ist die hohe Zahl der Krankmeldungen ein Indiz für die Überlastung der Lehrer. Die Senatsverwaltung für Bildung bestätigte den hohen Krankenstand. Das Gesundheitsamt prüfe, ob ein Virus dafür verantwortlich ist.
Zahl der Quereinsteiger an Berlins Schulen ist alarmierend
Was tut die Bildungsverwaltung?
Zum Februar sollen 1000 frei werdende Stellen besetzt werden. Für diese Einstellungsrunde war für Lehramtsbewerber Mitte November eigentlich Bewerbungsschluss. Doch nur 650 Fachkräfte hatten sich beworben. Im Januar laufen nun die Auswahlverfahren für Quereinsteiger, um die Stellen zu besetzen. Als Mangelfächer gelten derzeit Mathematik, Physik, Informatik, Chemie, Musik, Sport sowie alle sonderpädagogischen Fachrichtungen. Für die Grundschulen sind zusätzlich Sachkunde mit Naturwissenschaften und Englisch Mangelfächer.
An den Berliner Universitäten wurden zudem die Studienplätze für Lehramtsstudenten aufgestockt. Der Koalitionsvertrag sieht vor, dass die Universitäten die Zahl der Lehramtsab- solventen auf 2000 verdoppeln. Um Schul-Fachkräfte wirbt Berlin in Österreich, den Niederlanden und Polen.
Was bedeutet das für die neuen Lehrer und für die Schulen?
Der Quereinstieg in die Schule ist für alle Beteiligten eine Herausforderung. Am Donnerstag lief den ganzen Tag ein sogenanntes Casting für den Schuldienst im Rathaus Charlottenburg-Wilmersdorf. Die versammelten Schulleiter schauten sich im Akkord die Bewerber an.
„Jeder konnte drei Nachfragen an die Bewerber stellen“, sagte die Vertreterin einer Spandauer Grundschule. Man müsse taktisch vorgehen bei der Auswahl und dürfe nicht zu viele Bewerber abwarten, sonst riskiere man am Ende, leer auszugehen. Angesichts der angespannten Situation dürfe man nicht nur auf das gesuchte Fach schauen. Es zähle das Gesamtpaket. Viele Bewerber seien hoch qualifiziert, doch es sei schwer, innerhalb von wenigen Minuten einzuschätzen, ob sie sich auch pädagogisch weiterbilden können.
Jeder Quereinsteiger muss parallel zum Unterricht noch ein Referendariat absolvieren. Wer nur ein Fach studiert hat, muss zudem ein weiteres Fach berufsbegleitend studieren.
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