Berlin

Stille Nacht trotz Weihnachtsstress

| Lesedauer: 3 Minuten
Isabel Metzger

Ein paar Tipps, wie Berliner entspannt durch die Feiertage kommen

Oh Tannenbaum, wie grün sind deine Blätter! Und wie perfekt grün sind erst die Blätter auf Werbeplakaten im Advent. Drunter sitzt bei Kerzenschein die Familie, lächelnd, mit Geschenken. Von Weihnachtsstress keine Spur. Die Wahrheit aber sieht oft anders aus: „In der Adventszeit steigt der Erwartungsdruck“, sagt Mazda Adli, Experte für Stress-Management an der Charité. „Alles hat schön zu sein, alles muss festlich aussehen. Das ist ein Ideal von Harmonie, das bei vielen Hektik auslöst.“ Für Familien habe Weihnachten einen hohen Stellenwert. In Werbung und Medien begegnen sie häufig Idealen. Die zeigen, wie man alles richtig macht. Also „für die Kinder die richtigen Geschenke findet, richtig Plätzchen backt, die Wohnung richtig dekoriert“, sagte Adli. „Dabei kann das ein Normalmensch oft gar nicht alles umsetzen.“ Dazu machten sich kurz vor Silvester viele Leute Druck mit guten Vorsätzen, versuchten ausstehende Rechnungen zu begleichen. „Eine Zeit von Jahresabschlüssen“, sagt Adli. „Niemand möchte die Sorgen gerne ins neue Jahr mitnehmen.“ An den Feiertagen gebe es oftmals Streit in Familien. Adli empfiehlt deshalb, auch einmal allein aus dem Haus zu gehen – ohne Anhang. Eine Stunde Sport, einen Nachmittag in der Sauna. Und dann die Zeit nach den Feiertagen zur Erholung nutzen, vielleicht das Jahr Revue passieren lassen.

„Statt aus Pflichtgefühl alle Verwandten zu treffen und sich nur zu streiten, sollten Sie lieber nur die treffen, die sie besonders gern haben oder die sie auf keinen Fall alleinlassen wollen“, sagt auch Jan Kalbitzer, Therapeut an der Charité. Bei ausgeprägtem Weihnachtsstress rät er zur Radikalkur: was nicht nötig ist, besser weglassen. Zu Hause bleiben, Geschenke nur für die Kinder und statt der Weihnachtsgans lieber ein Essen zubereiten, das wenig Arbeit macht.

Und dazwischen Pausen gönnen. „Tageslicht hat einen wichtigen Einfluss auf unser Wohlbefinden und unsere Stresswahrnehmung“, sagt Kalbitzer. „Gehen Sie einmal am Tag bei Tageslicht spazieren, am besten lange zusammen mit der Familie an Heiligabend und den Feiertagen.“

Nicht alle Berliner feiern Weihnachten zu Hause im Wohnzimmer. „Wir erwarten an Weihnachten und den Feiertagen viele Gäste“, sagt Cornelius Riehm, Geschäftsführer des Vabali Spa. Die Wellness-Einrichtung hat deshalb über die Feiertage geöffnet. Hier am Fritz-Schloß-Park, unweit von Touristenströmen und Besuchern am Hauptbahnhof, wirbt das Spa als „Saunaoase“ mit Ruheräumen. Besonders gut laufen im Advent Dampfbäder und Massagen. Auch ins Kaminzimmer kommen viele Gäste. „Bei uns suchen die Gäste Entschleunigung und Entspannung, wollen abschalten“, sagt Riehm.

Wirklich gesundheitsgefährdend ist der Weihnachtsstress laut Experten übrig­ens nicht: Kurz vor Weihnachten klagten Patienten an der Charité zwar oft über stärkere Belastung als sonst. „Mehr Patienten bekommen wir aber deshalb nicht“, sagt Adli.

Sogar Menschen mit starker Vorbelastung wie Herzschwäche müssen sich in der Weihnachtszeit aus ärztlicher Sicht keine erhöhten Sorgen machen. „Das muss schon eine extreme Belastung sein, dass es zum Herzinfarkt kommt“, sagt Heinz Theres, Kardiologe und Chefarzt bei Medical Park Humboldtmühle. „Ein Weihnachtsfest genügt dazu nicht“, beruhigt der Arzt. Mit dem Verein Berliner Herzinfarktregister sammelt er die Zahlen von betroffenen Patienten in Berlin. „Im Winter verzeichnen wir zwar mehr Infarkte als im Sommer“, sagt er. „Eine Häufung im Dezember können wir aber nicht erkennen.“Nach den Feiertagen und Silvester ist ein Großteil Stress bei vielen vorbei.