Busse

Wie die BVG gegen Falschparker kämpft

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ISABEL METZGER
Auf der Schöneberger Hauptstraße wurde reihenweise abgeschleppt

Auf der Schöneberger Hauptstraße wurde reihenweise abgeschleppt

In der Schöneberger Hauptstraße wurden mehrere Autos abgeschleppt. Falschparker blockieren hier regelmäßig den Busverkehr. BVG, Polizei, Ordnungsamt und die neue Bezirksstadträtin waren gemeinsam im Einsatz.

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Wegen Falschparkern auf Busspuren kommt es täglich zu Verspätungen – ein Problem nicht nur in Schöneberg

Schöneberger Hauptstraße, nicht weit vom Kino Odeon: Um die Reifen eines schwarzen VWs legen sich die Krallen eines Abschleppwagens. Der Pkw steht auf der Busspur im absoluten Halteverbot, hinter ihm Dutzende weitere. Sie alle will das Bezirksamt an diesem Tag von der Spur holen. Die Hauptstraße Schöneberg hat ein Pro­blem mit Falschparkern. Allein seit September haben Mitarbeiter des Ordnungsamtes mehr als 270 Anzeigen geschrieben. Täglich kommen laut Ordnungsamt deshalb Busse zu spät. Die Linien M48 und 104 gehören demnach zu den Linien mit den größten Verspätungen berlinweit. „Eine Verkehrswende ist dringend nötig“, sagt Christiane Heiß (Grüne), Bezirksstadträtin fürs Ordnungsamt Schöneberg. „Busfahren muss attraktiv sein.“

Die Schöneberger Hauptstraße ist nur ein Beispiel: Betroffen sind in Schöneberg auch die Dominicusstraße, Potsdamer Straße und Tauentzienstraße: in erster Linien also mehrspurige Hauptverkehrsstraßen. Die Falschparker stoppen hier zum Einkaufen. Teilweise sind es auch Zulieferer, die auf der Busspur zum Ausladen halten. „Die Ausreden sind immer die gleichen: Ich will doch nur schnell Brötchen holen, muss nur kurz etwas wegbringen“, sagt der Pressesprecher der Berliner Verkehrsbetriebe (BVG), Markus Falkner. „Gleichzeitig kommen aber bei einem voll beladenen Doppeldeckerbus mehr als hundert Gäste zu spät.“

Ein Abschleppwagen kann pro Stunde zwei Pkw wegbringen

Die Ressourcen sind begrenzt: Für die Hauptstraße in Schöneberg kommen Kontrolleure des Ordnungsamtes in der Regel einmal im Monat mit Abschleppwagen vorbei. Zu viele Bezirke in Berlin sind von zugeparkten Busspuren betroffen: die Karl-Liebknecht-Straße in Mitte etwa, der Kurfürstendamm. Ein Abschleppwagen kann pro Stunde zwei Autos wegbringen. Meistens ziehen sie ab Kleistpark mit drei Abschleppwagen los und arbeiten sich dann an einem Nachmittag mehr als zwei Kilometer Straße entlang. Manche Falschparker beschimpfen die Mitarbeiter. „Zum Teil kommt es zu körperlichen Angriffen“, sagte Sascha Bolze, Einsatzkoordinator des Ordnungsamtes. Dann ist oft auch die Polizei im Einsatz.

„Wenn wir die ersten abgeschleppt haben, dann folgen die nächsten Falschparker schon wieder“, sagt einer der Fahrer, der nicht mit Namen genannt werden möchte. „Das ist ein Kampf gegen Windmühlen.“ Durch Berlin ziehen sich etwa 105 Kilometer Busspuren.

9000 gemeldete Behinderungen, 5000-mal abgeschleppt

Die BVG hat deshalb einen Dienst eingerichtet, der sich um freie Busspuren kümmert: 18 Busspurbetreuer, eingeteilt in neun Frühschichten und neun Spätschichten, für ganz Berlin. Wenn sich ein Busfahrer bei seiner Arbeit durch Falschparker behindert fühlt, dann ruft er in einer Zen­trale an, und die melden den Vorfall beim Abschleppdienst. Laut Pressestelle der BVG gab es 2016 etwa 9000 gemeldete Behinderungen. 5000 Mal ließ die BVG abschleppen.

„Eigentlich ist das nicht unsere Aufgabe“, sagt Pressesprecher Markus Falkner. „Wir können nicht mal Knöllchen schreiben, sondern nur den Abschlepp­dienst rufen.“ Betroffen seien nicht nur Busspuren. Auch Haltestellen würden häufig zugeparkt. „Für Eltern mit Kinderwagen oder Rollstuhlfahrer wird das Umsteigen so zum Problem“, sagte Falkner. Er wünscht sich mehr Unterstützung von Polizei und Ordnungsämtern.

Bezirksstadträtin Christiane Heiß fordert eine Verlegung der Busspur in die Mitte der Schöneberger Hauptstraße. Auch bei der BVG stößt das auf Zuspruch. Diese Forderung wurde im vergangenen Jahr aber von der Senatsverkehrsverwaltung abgelehnt. Bedenken gibt es etwa wegen des hohen Verkehrsaufkommens. Pro Tag fahren laut Ordnungsamt Schöneberg zwischen 35.000 und 38.000 Autos über die Hauptstraße in Schöneberg.