Zwei gewaltbereite Männer ziehen mit einer Axt durch Berlin, ein Mann greift ein und will die beiden stoppen - da schlägt ihm einer mit der Faust ins Gesicht, lässt sich von seinem Begleiter die Axt reichen, holt damit aus, stoppt seinen angedeuteten Schlag aber. So schilderte das 27 Jahre alte Opfer des Übergriffs seine Erlebnisse vom Mittwochabend.
Womöglich verhinderte er Schlimmeres dadurch, dass er sofort die Polizei rief, als er auf die beiden Männer mit der Axt aufmerksam geworden war. Aber offenbar brachte er sich auch selbst in Gefahr, indem er den gewaltbereiten Männern folgte.
Bewerten will die Berliner Polizei das Handeln des Mannes nicht. Wie man sich richtig verhält, komme immer auf den Einzelfall an. „Man sollte seinem Bauchgefühl trauen“, sagte eine Polizeisprecherin der Berliner Morgenpost. Grundsätzlich gelte aber: „Man sollte sich nicht selbst in Gefahr bringen.“ Natürlich solle man helfen, was man aber konkret tun oder unterlassen sollte, sei immer situationsabhängig - auch etwa davon, ob ein Täter bewaffnet ist. „Hier handelt es sich um einen Fall, bei dem man eher nicht selbst eingreifen sollte. Man ist ja selbst nicht bewaffnet.“
Sofort die Polizei rufen
Sehr gut sei aber, dass der 27-Jährige sofort über 110 die Polizei gerufen habe, als er auf die beiden Männer mit der Axt am U-Bahnhof Berliner Straße aufmerksam wurde. „Genau das sollte man sofort tun, wenn man so etwas beobachtet“, so die Sprecherin.
Zudem solle man sich die Merkmale der Täter oder des Täters genau einprägen, um später eine möglichst gute Beschreibung abgeben zu können. „Wie sah er aus? Was hat er angehabt? Hat er besondere persönliche Merkmale? Diese Hinweise sind wichtig“, sagte die Polizeisprecherin. Man könne und solle sich durchaus auch zum Beispiel Schuhe des Täters ansehen oder sich eine auffällige Tasche einprägen, sofern er eine mitführt.
Video zeigt: Man tritt Frau Treppe von U-Bahnhof hinunter
Zudem sei es wichtig, die Richtung anzugeben, in die der Täter floh. Man solle einen flüchtenden bewaffneten Täter aber niemals an der Flucht hindern. Sinnvoll sei auch, mögliche weitere Zeugen zum Bleiben aufzufordern, damit die Polizei sie bei ihrem Eintreffen befragen kann.
Laut schreien, flüchtende Täter nicht aufhalten
Sofern man selbst in einer Bedrohungssituation ist, könne man mit lautem Schreien auf sich aufmerksam machen oder den Täter verunsichern und in die Flucht treiben. Man könne - wenn man eine solche Situation beobachtet - auch rufen: „Ich habe die Polizei gerufen!“ Ereignet sich ein solches Szenario im Zug, sei es ratsam, die Notbremse zu ziehen. Zu Tätern sollte man - wenn möglich - stets Abstand halten. „Insbesondere, wenn Waffen im Spiel sind“, rät die Polizeisprecherin.
„Man sollte einen Täter auch niemals verbal provozieren, höchstens versuchen, ihn durch Ansprache abzulenken, damit er zum Beispiel aufhört, sein Opfer zu attackieren oder eine drohende Gewalttat zumindest zu verzögern.“
Indem man andere Anwesende bewusst anspricht, könne man auch Hilfe organisieren, indem man etwa sagt: „Wir helfen jetzt zusammen!“