Die Sanierung des Klinikums Charité in Mitte ist pünktlich beendet. Das Budget wurde eingehalten. Der Umzug beginnt vor Weihnachten.
Ein großer Tag für die Charité – und für Berlin. Am Dienstag ist das wichtigste Bauprojekt des Universitätsklinikums der vergangenen Jahre offiziell abgeschlossen worden. Symbolisch übergaben die Generalunternehmer das 21 Stockwerke hohe Bettenhaus an der Luisenstraße an den Vorstand. Es ist nun komplett saniert und modernisiert, noch in diesem Jahr sollen die ersten Patienten dort aufgenommen werden.
Das Ergebnis der Mammutaufgabe kann sich sehen lassen. Das fängt schon beim Entrée an. Die ehemalige einstöckige Eingangshalle – niedrig, dunkel, bedrückend – ist einer Halle gewichen, die diesen Namen auch verdient. Sie reicht über zwei Etagen, ist hell, mit großen Fenstern, und vermittelt eine angenehm freundliche Atmosphäre.
Es gibt nur noch wenige Dreibettzimmer
Künftige Patienten werden sich vor allem für die Krankenzimmer interessieren, von denen es 327 im Hochhaus mit insgesamt 615 Betten gibt. Die meisten sind Ein- und Zweibett-Zimmer, Dreibettzimmer gibt es nur noch wenige, Vierbett-Zimmer gar nicht mehr. Alle Zimmer verfügen nun über ein eigenes, rollstuhlgerechtes Bad. Die Betten sind mit Multimediageräten einschließlich Internetanschluss ausgestattet, mit denen die Patienten nicht nur Fernsehen, sondern auch ihre Liegeposition steuern können.
Die Innenarchitekten haben nicht nur auf Pastelltöne bei Wänden und Stühlen geachtet, es wurde auch viel Holz verbaut, etwa bei Schränken und den breiten Fensterbänken, auf denen man sitzen kann. Zum Beispiel, um die fantastische Aussicht zu genießen, was die bodentiefen Fenster auch vom Bett aus ermöglichen. „Von der Ausstattung her ist es ein sehr gelungenes und schönes Gebäude geworden. Für die Patienten ist auch sehr wichtig, dass das Ambiente stimmt“, sagte Charité-Chef Karl Max Einhäupl der Morgenpost. Das Gebäude wurde zwar komplett entkernt, wegen der Konstruktion konnten aber keine Raumzuschnitte verändert werden. „Für die Patienten ist das gut, weil die Räume groß sind. In den oberen Etagen hat man einen Panoramablick über Berlin. Wir wollen die Patienten nur so lange bei uns behalten, wie es notwendig ist, aber in dieser Zeit sollen sie sich wohlfühlen“, betonte Einhäupl.

Die ersten Stationen ziehen noch in diesem Jahr aus dem Ersatzbau, der Campusklinik, in das Hochhaus. „Wir werden vor Weihnachten beginnen. Wir wollen aber auch die Tage rund um Weihnachten und Neujahr nutzen, um in dieser etwas weniger belegten Zeit möglichst viele Umzüge zu schaffen“, sagte der Charité-Chef. Im März soll der Umzug abgeschlossen sein.
Aber nicht nur die Patienten profitieren von der Sanierung des Bettenturms, sondern natürlich auch Ärzte, Pflegekräfte und Medizinstudenten. Charité-Pflegedirektorin Judith Heepe hob in ihrer Rede am Dienstag die wesentlichen verbesserten Arbeitsbedingungen hervor. Dazu gehört auch, dass alle Stationen über ein Untersuchungs- und Behandlungszimmer sowie einen Seminarraum verfügen.
Zum Übergabe-Festakt kamen auch der Regierende Bürgermeister Michael Müller und Wissenschaftssenatorin Sandra Scheeres (beide SPD). „Das Bettenhochhaus ist das Gesicht der Charité und ein Symbol für den Gesundheits- und Wissenschaftsstandort Berlin“, sagte Müller. Er erinnerte noch einmal an die politischen Debatten früherer Jahre, als über Abriss und Neubau als Alternative zur Sanierung diskutiert wurde. Hier sei gut zu sehen, was man aus vorhandener Infrastruktur machen könne, wenn man kreativ damit umgeht. Das Wichtigste sei aber, dass das Haus gut ausgestattete, moderne Arbeitsplätze und eine hervorragende Krankenversorgung gewährleiste.
„Die weiße Fassade strahlt in die Stadt hinein“
Wissenschaftssenatorin Sandra Scheeres ging vor allem auf das äußere Bild des Bettenturms ein. „Die weiße Fassade strahlt in die Stadt hinein“, sagte sie und lobte die Charité. Diese sei nicht nur Bauherr gewesen, sondern habe auch die Baudienststelle geführt, also den Bau auch operativ selbst gemanagt. Entsprechend war der eigentliche „Mann des Tages“ dann auch Christian Kilz, Bauchef der Charité. Ihm und seinen Mitstreitern gelang es nach mehr als zweijähriger Vorbereitung und dreijähriger Bauzeit, was Skeptiker nicht glauben wollten. Das Gebäude und der benachbarte Neubau für OP-Trakt, Rettungsstelle und Intensivmedizin wurde pünktlich fertig, das festgeschriebene Budget von 202,5 Millionen Euro wurde eingehalten.
Doch Zeit zum Ausruhen hat Kilz nicht, denn Berlin investiert weiter in die Charité. Zunächst sollen am Benjamin-Franklin-Klinikum in Steglitz weitere Stationen modernisiert werden. „Die Sanierung der Operationssäle wird im kommenden Jahr vollendet. Wir prüfen dort auch den Bau einer neuen Notaufnahme, die jetzige ist zu klein“, so Einhäupl. In Mitte stehen Sanierung und Umbau des alten OP- und Rettungsstellentrakts an. Dort ziehen das Berliner Institut für Gesundheitsforschung, Ambulanzen, OP-Säle für ambulante Operationen und ein Trainingszentrum für Ärzte ein. Und am Campus Virchow in Wedding wird ein gemeinsamer neuen Krankenhausbau mit dem Herzzentrum errichtet.
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