Kaufhaus des Westens

KaDeWe: Ein Kaufhaus mit Geschichte

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Die Geschichte einer Berliner Institution

Die Geschichte einer Berliner Institution

Foto: KaDeWe

Das Kaufhaus des Westens (KaDeWe) hat in seinem 100-jährigen Bestehen Höhen und Tiefen erlebt. Die Geschichte einer Berliner Legende.

Die Entwicklung des Kaufhaus des Westens (KaDeWe) in den vergangenen 100 Jahren spiegelt auch die wechselhafte Geschichte Deutschlands wider: Den "goldenen" und auch wirtschaftlich erfolgreichen 20er-Jahren folgten die große Depression und mit der Machtergreifung der Nationalsozialisten der Boykott und die Vertreibung der jüdischen Eigentümer. Während des zweiten Weltkriegs brannte das Kaufhaus dann völlig aus.

1950 wiedereröffnet, wurde es in den nachfolgenden Jahren zu einem Sinnbild des deutschen Wirtschaftswunders. Mehr noch: Im geteilten Berlin wurde es im wörtlichen Sinne zum "Kaufhaus des Westens", zu einem Schaufenster der freien, westlichen Welt. Wir erzählen die aufregende Geschichte des KaDeWe.

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Der Bau und die Eröffnung des KaDeWe

Die Geschichte des Kaufhauses beginnt 1905, als der Kommerzienrat Adolf Jandorf den Architekten Johann Emil Schaudt mit dem Bau des Kaufhaus des Westen in Berlin, am Rande des vornehmen Teils der Stadt, beauftragte.

Am 27. März 1907 wird das Kaufhaus des Westens schließlich eröffnet. Auf fünf Etagen und 24.000 Quadratmetern Fläche präsentiert Jandorf ein vielfältiges Sortiment in einem modernen Warenhaus.

Spannender als das Äußere war beim KaDeWe von Anfang an das Innenleben. Eine „höhere Ordnung des weltstädtischen Kaufhauses“ wollte Gründer Janod schaffen, stattete sein Kaufhaus in einer Weise aus, die damals sensationell und heute selbstverständlich ist: Friseurladen oder Bank im Kaufhaus, Zahlung an dezentralen Kassen – und Kreditkauf. Das Geheimnis des KaDeWe lag darin, immer auf der Höhe der Zeit zu bleiben, den Maßstab zu setzen. Um der Entwicklung voranzuschreiten, wurde die Geschichte des KaDeWe deshalb zu einer Abfolge von Umbauten.

Mit dem KaDeWe wandelt sich der Tauentzien von einer beschaulichen Wohnstraße zu einem der beliebtesten Boulevards der Stadt.

1927 übernimmt dann Hermann Tietz das KaDeWe und gliedert es in den Hertie-Warenhauskonzern ein. In den kommenden Jahren lässt er das Warenhaus erweitern - auf nun 40.000 Quadratmeter Fläche.

"Arisierung" des Kaufhauses unter den Nazis

Während der Nazi-Zeit zwingt eine Bankengruppe, indem sie die Kredite zurückhält, die jüdischen Eigentümer zum Verkauf der Hertie-Kette und setzt einen „arischen“ Geschäftsführer ein. Das KaDeWe blieb auch im Dritten Reich ein Ort der gehobenen Klientel, unter die sich nun zahlreich die Parteibonzen in schmuckreicher Uniform, die „Goldfasane“, mischten. Außerdem erhielt das KaDeWe ein merkwürdiges Gegenüber. Das gerade bei Parteigenossen beliebte Lokal „Alois“, das am Eingang deutlich darauf hinwies, einem Alois Hitler zu gehören – dem Halbbruder von Adolf Hitler.

Als während des zweiten Weltkriegs ein amerikanisches Flugzeug auf das KaDeWe stürzt, brennt dieses fast völlig aus.

Das Symbol eines Neuanfangs

Nach Ende des Zweiten Weltkrieges wird das KaDeWe zum Symbol eines Neuanfangs. Rund 180.000 Berliner feiern schon am 3. Juli 1950 die Wiedereröffnung der ersten beiden Etagen des Hauses.

Noch gähnten darüber leere Fensterhöhlen, aber schon wurden Weiber zu Hyänen, denn „wie Raubtiere“, so ein Chronist, stürzten sich die Frauen über die Ladentische, mussten sich Verkäuferinnen und Verkäufer auf die Schränke retten und von dort die Stoffe verkaufen, die es zu 98 Pfennig pro Meter zu kaufen gab.

Im 6. Stock der siebte Himmel der Feinschmecker

Nur sechs Jahre später ist auch der Wiederaufbau der letzten Etage abgeschlossen. Die Feinschmeckeretage wird eröffnet – und zu einem Magneten des Hauses. Zwar entsprach eine große Lebensmittelabteilung der ihrem Höhepunkt zusteuernden Fresswelle des Wirtschaftswunders. Aber es war eine der typischen KaDeWe-Paradoxien, diese im obersten Geschoß unterzubringen, was erhebliche logistische Probleme und Kosten bereitet, aber dem Kunden das Gefühl über allem schwebender Erhabenheit bietet.

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1989: Größter Publikumsansturm in der Kaufhaus-Geschichte

Mit dem Fall der Mauer erlebt das nun 44.000 Quadratmeter große KaDeWe den größten Andrang in seiner Geschichte. Ein geregelter Verkauf war kaum noch möglich.

In den folgenden Jahren wird das Warenhaus um eine weitere Etage aufgestockt: Unter einer Glasdecke findet nun ein Restaurant Platz. Die Verkaufsfläche wird auf rund 60.000 Quadratmeter erweitert.

Luxusboulevard

Mitte der 90er-Jahre übernimmt die Karstadt AG alle Warenhäuser von Hertie und damit das KaDeWe. Ab 2004 wird das Kaufhaus erneut umgebaut, es soll sich auf dem Markt völlig neu positionieren: Ein neues Erdgeschoss inklusive Luxusboulevard und Beauty Department werden eingerichtet. Nur zwei Jahre später wird auch das Gourmet-Restaurant "Wintergarten" unter der Glaskuppel noch einmal neu gestaltet. 2007 feiert das Kaufhaus "100 Jahre KaDeWe" mit einem großen Jubiläumsfest. Am 2. September 2010 übernimmt Nicolas Berggruen als Investor die Karstadt Warenhaus GmbH - und damit auch das KaDeWe.

2014 erfolgt ein erneuter Eigentümer-Wechsel: Signa Retail übernimmt die Karstadt Premium GmbH. Daraus wird dann „The KaDeWe Group“ mit den drei Premiumhäusern. Sie werden von Karstadt getrennt.

Im Juni des folgenden Jahres wird die Central Group, zu der auch die italienische La Rinascente Gruppe gehört, strategischer Partner der KaDeWe Group. Ziel ist es, die Premiumhäuser noch stärker international zu profilieren und zu Europas führenden Department Stores zu entwickeln.

Seit 2016 wird das KaDeWe vom niederländischen Architekten Rem Koolhaas und seinem Büro umgebaut. Es soll ein neues gläsernes Dach mit Restaurant, Bar und Terrasse bekommen. Und das KaDeWe wird in vier Quadranten mit jeweils einem eigenen Eingang und neuen Rolltreppen aufgeteilt – zugeschnitten auf die jeweiligen Zielgruppen.

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Der größte Konsumtempel auf dem europäischen Kontinent

Heute ist das KaDeWe nicht einfach ein gut sortiertes Kaufhaus, sondern der größte Konsumtempel auf dem europäischen Kontinent. Das Einkaufsparadies ist international bekannt und wird in einem Atemzug mit Warenhäusern wie Harrods in London oder den Galeries Lafayette in Paris genannt.

KaDeWe: Eine Berliner Legende

Knapp 2000 Menschen arbeiten im KaDeWe. Durchschnittlich 50.000 Besucher kommen heute jeden Tag. "Der lokale Kunde ist für uns extrem wichtig", betont die Marketingorganisatorin Petra Fladenhofer. In der Vorweihnachtszeit können es nach ihrer Auskunft auch schon mal 80.000 sein, davon sind etwa 40 Prozent Touristen. Die Feinkostabteilung in der sechsten Etage ist eine Sehenswürdigkeit wie das Brandenburger Tor, die Gedächtniskirche oder der Reichstag.

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( kay )