Es ist die Jahreszeit dafür. Erkältungen mit Husten, Schnupfen und Fieber gehören zum November. Nasskaltes Wetter und Stress tragen dazu bei. Und in der Tat sind derzeit viele Berliner krank, Ende Oktober waren es rund sieben Prozent der Bevölkerung – etwa 240.000 Menschen. Aber man kann vorbeugen und etwas zur Linderung der Symptome tun. Schulmedizin und Homöopathie kommen jedoch zu unterschiedlichen Empfehlungen. Die Berliner Morgenpost hat zwei Berliner Experten befragt: Achim Lies, stellvertretender Chefarzt der Klinik für Pneumologie und Infektiologie am Vivantes-Klinikum Neukölln, und die Heilpraktikerin Gabriele Schwalbe aus Lichtenberg.
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Wie man sich eine Erkältung holen kann
„Eine Erkältung ist eine Infektion durch Viren“, sagt Mediziner Achim Lies. „Dabei gelangen die Erreger meist als Tröpfcheninfektion in den Körper. Also durch das Inhalieren kleinster Sekret-Tröpfchen in die Nase und in den Mund, wenn man angehustet oder angeniest wird. Oder man nimmt die Viren mit den Händen auf, wenn man eine Kontaktfläche berührt, wie Türklinken oder beim Händeschütteln, und führt die Finger dann zum Mund oder zur Nase.“ Auch zu Hause, am Esstisch, an Besteck und Geschirr können Erreger durch das Anfassen übertragen werden.
Was die Viren in Nase und Hals machen
Die Viren dringen in die Zellen der Nasenschleimhaut ein und führen zu einer Entzündung. Dabei schwellen die Zellen an und Flüssigkeit tritt aus, sodass „die Nase läuft“. Ähnlich sei es beim Husten, sagt Achim Lies. „Es gibt in der Rachenschleimhaut Zellen, die mit sogenannten Hustenrezeptoren besetzt sind. Sie haben eine Schutzfunktion, damit wir uns nicht verschlucken.“ Etwa wenn Fremdkörper wie Krümel in die Luftröhre kommen. „Dann bekommen wir einen Hustenreiz, damit der Krümel nicht in die Lunge gelangt.“ Auch Viren seien solche Fremdkörper, die sich auf die Zellen legen, in sie eindringen und die Hustenrezeptoren reizen.
Welche Heilkräuter Sie wieder gesund machen
Wie man Husten und Schnupfen vorbeugt
Vor allem Hygienemaßnahmen sollte man einhalten, empfiehlt Lies. „Abstand halten zu infizierten Menschen. Am Arbeitsplatz kann man den Schreibtisch etwas abrücken.“ Das Abstandsgebot gelte auch zu Hause, wenn Familienmitglieder erkrankt sind. Außerdem ratsam: „In die Ellenbeuge niesen und husten, Einmal-Taschentücher verwenden, häufig die Hände waschen.“ Möglichst die Türklinken mit Desinfektionstüchern abwischen. Beste Vorbeugung sei, „nicht zu rauchen, sich gesund und ausgewogen zu ernähren sowie viel zu trinken, weil die Schleimhäute durch die Luft in geheizten Räumen austrocknen und empfindlich werden. Deshalb auch häufig durchlüften.“
Welche Medikamente gut gegen die Viren helfen
„Gegen Viren gibt es keine ursächliche Therapie“, sagt Achim Lies. „Keine Medikamente, die sie abtöten. Die klassischen Antibiotika wirken nur gegen Bakterien.“ Deshalb richte sich die Therapie auf die Symptome wie Husten und Schnupfen. „Man kann für kurze Zeit schleimhautabschwellende Nasentropfen nehmen, bis zu einer Woche lang.“ Auch hustenstillende Tropfen könne man nehmen, „aber nur, wenn es ein sehr quälender Husten ist“. Bei Fieber, Kopf- und Gliederschmerzen helfen fiebersenkende Medikamente, die meist auch schmerzlindernd sind. „Zum Beispiel die klassischen Kopfschmerzmittel wie Paracetamol oder Ibuprofen.“ Auch sie sollten nur wenige Tage lang eingenommen werden.
Wem zu einer Schutzimpfung geraten wird
Die Grippeschutzimpfung schütze nicht vor Erkältungen, sondern nur vor den Influenza-Viren, sagt Doktor Achim Lies. Erkältungskrankheiten seien lästig, aber nicht gefährlich. Influenza dagegen sei „eine schwere Virusinfektion, in der Regel mit hohem Fieber“. Sie könne für Ältere und für Menschen mit Nieren-, Lungen- oder Herzkrankheiten oder mit Diabetes durchaus gefährlich werden, manchmal sogar lebensbedrohlich. Deshalb werde diesen Menschen zu einer Grippeschutzimpfung geraten.
Abwehrkräfte müssen gestärkt werden
„In der Naturheilkunde geht es um die Stabilisierung des Immunsystems“, sagt die Heilpraktikerin Gabriele Schwalbe. „Also darum, dass die Abwehrkraft gut funktioniert und die Schleimhäute trainiert werden.“ Sie empfehle Eltern, bei ihren Kindern Fieber zuzulassen. „Sie bekommen Infekte, und dabei wird das gesamte Immunsystem trainiert.“ Bei Komplikationen und Fieberkrämpfen müsse aber selbstverständlich ein Arzt aufgesucht werden. „Aber man sollte erst ab einer Temperatur von 38,5 Grad Wadenwickel machen. Oder Pulswickel beim Säugling, bis zum Alter von einem halben Jahr.“ Zur Behandlung von Fieber empfehle sie außerdem homöopathische Mittel, sagt Gabriele Schwalbe, „weil sie ganz sanft wirken.“ Man könne sich in der Apotheke beraten lassen.
Was bei Wadenwickeln zu beachten ist
Wadenwickel sollten bei Kindern nicht zu kalt sein. „Nur ein oder zwei Grad unter der Körpertemperatur“, empfiehlt Gabriele Schwalbe. Bei 18 oder 20 Grad sei der Schock für den Kreislauf zu groß. „Das gilt erst recht für den Pulswickel bei Säuglingen.“ Wenn trotz der Wickel die Temperatur steige, sei ein Arzt aufzusuchen. „Vor jedem Wickel muss man kontrollieren, ob die Füße warm sind. Sind sie es nicht, dann verschlimmert sich der Zustand.“ Bei kalten Füßen wird eine Wärmflasche an die Füße gelegt. Außerdem kann man auf jede Fußsohle eine Scheibe Biozitrone legen und darüber vorgewärmte Socken ziehen. „Dann wärmen die Beine durch.“
Welche Tees von innen aufwärmen
Für innere Erwärmung sorgt Lindenblütentee, ebenso Ingwertee, der außerdem noch Viren abtötet.
Das richtige Salz für Nasenspülungen verwenden
Auch zur Nasenspülung mit gutem Kochsalz rät Heilpraktikerin Schwalbe. „Kein gebleichtes, sondern ein unbehandeltes Salz sollte man nehmen.“ Es gebe auch Nasentropfen zu kaufen, die Kochsalz enthalten, und die vorbeugend zum Befeuchten der Nasenschleimhaut dienen können.
Brustwickel mit Honig oder Lavendel bei Bronchitis
Bei Bronchitis können Wickel mit Bienenhonig helfen oder auch Lavendelwickel auf Brust und Rücken – bei Kleinstkindern nur mit zehnprozentigem Lavendelöl. „Dazu werden vorgewärmte Tücher verwendet, die man mit ein paar Tropfen Öl beträufelt“, sagt Gabriele Schwalbe. Auch ein Quarkwickel kann gute Hilfe leisten.
Dampfbad mit Kamille und gurgeln mit Salbei
Bei starkem Schnupfen und Husten wirkt auch ein Dampfbad mit Kamillenblüten. Man hält den Kopf über die heiße Flüssigkeit und inhaliert den aufsteigenden Dampf. Bei Halsschmerzen empfiehlt die Heilpraktikerin mit Salbeitee zu gurgeln.
Wie sich Hausmittel mit der Schulmedizin vertragen
Zu den Hausmitteln, die Heilpraktiker empfehlen, wie etwa Wadenwickel, sagt Achim Lies: „Gegen eine wirksame fiebersenkende Maßnahme, wenn sie dem Betroffenen bekommt, wenn er sich danach besser fühlt, ist nichts einzuwenden.“ Der Krankheitsverlauf werde davon jedoch nicht beeinflusst, aber die Symptome könnten gelindert werden. „Wenn es keine Nebenwirkungen gibt, ist das in Ordnung.“
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