Zwei Millionen Euro kostete die Halle. Sie sollte als Freizeitbereich für geflüchtete Jugendliche dienen. Jetzt soll sie wieder weg.
Sie ist strahlend weiß, hat annähernd zwei Millionen Euro gekostet – und ist offenbar weitgehend untauglich: die Leichtbauhalle auf dem Vorfeld des ehemaligen Flughafens Tempelhof. Die sogenannte Blumenhalle gehört zur Notunterkunft für Flüchtlinge in den Hangars und wurde als Freizeitbereich für Kinder und Jugendliche eingerichtet. Diese Funktion erfüllt sie derart unzureichend, dass der Senat ernsthaft erwägt, sie wieder zu verkaufen.
Die Halle wäre im Winter „nur unter unwirtschaftlichen Bedingungen“ zu beheizen, berichtete nach Informationen der Berliner Morgenpost Jugendstaatssekretärin Sigrid Klebba in der Konferenz der Staatssekretäre. Daher werde angestrebt, die Freizeitaktivitäten in die Hangars zu verlegen. Diese Erkenntnis überrascht kaum, denn die „Wände“ der Halle bestehen aus ungedämmten Kunststoffplanen.
Den Leichtbau hatte die landeseigene Grün Berlin GmbH als Blumenhalle für die Internationale Gartenschau 2017 in Marzahn gekauft. Auf dem Höhepunkt der Flüchtlingswelle im vergangenen Herbst wollte ihn der Senat ausleihen und zur Flüchtlingsunterkunft umfunktionieren. Schnell wurde aber, eben wegen der Konstruktion, klar, dass er dazu nicht geeignet ist. So entstand die Idee für den Freizeitbereich, auch der wurde benötigt.
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Kein Brandschutz: Eröffnung um Monate verschoben
Dann aber begann eine Kette von Merkwürdigkeiten und Pannen. Die Eröffnung der Freizeithalle verzögerte sich zunächst monatelang, weil kein Brandschutz vorhanden war. Schließlich wurde eine Zwischennutzung genehmigt, allerdings nur für einen Teil der Halle. Für das pädagogische Angebot während dieser Zwischennutzung stellte die Senatsjugendverwaltung 250.000 Euro bereit, betonte aber stets, dass die Verantwortung für die Halle bei der Senatssozialverwaltung liege. Diese kaufte die Halle von Grün Berlin für knapp zwei Millionen Euro. Um dort, wie eigentlich geplant, längerfristig Sport, künstlerische und handwerkliche Betätigungen sowie Zirkusarbeit anzubieten, sollte die Halle für 650.000 Euro aus dem Etat der Sozialverwaltung eingerichtet werden.
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Doch stattdessen soll die Halle nun wieder abgebaut und eingelagert oder verkauft werden. Das Landesamt für Flüchtlingsangelegenheiten prüfe, „unter welchen Konditionen eine Veräußerung der Halle möglich sei“, bestätigte Sozialstaatssekretär Dirk Gerstle der Morgenpost. Wegen der inzwischen geringeren Belegung der Notunterkunft sei es möglich, im Hangar vier einen Freizeitbereich zu schaffen. Gerstle ist zuversichtlich, den Kaufpreis zurückzuerhalten.